
Beim Fototermin reichte der Platz kaum, um alles, was die Schmalwasserer Strickfrauen produziert haben, fotowirksam und gut sichtbar zu präsentieren; Gestrickte und gehäkelte Decken, Schals, Mützen, Babyjäckchen und -söckchen türmen sich auf dem Tisch im Strickraum des Dorfgemeinschaftshauses. Die Frauen haben Grund, stolz auf diese Leistung zu sein. Wer jemals mit Strick- und Häkelnadeln gearbeitet hat weiß wie viel Zeit und Hingabe in diesen Handarbeiten, die für wohltätige Zwecke hergestellt wurden, stecken.
Als die Frauen vor drei Jahren ihren Wollvorrat aufgebraucht hatten und im Herbst 2009 in der Presse um Wollspenden baten, war die Resonanz überwältigend. Das Telefon bei Adelheid Pfaff stand kaum still, Wolle wurde bei ihr abgegeben, der Postbote brachte fast täglich Pakete – Nicht nur aus dem Heimatlandkreis, sondern aus vielen Orten in Unterfranken.
Die Strickerinnen freuten sich sehr, dass sie mit dem Aufruf so viel Interesse an ihren Handarbeiten auslösten. Die Wollspenden kamen in unterschiedlichen Mengen, viele original verpackt, hauptsächlich von Privatleuten, teilweise auch von aufgelösten Strickkreisen. Ein Wollgeschäft schickte Knäuel samt „Strickstöcken“ (Stricknadeln). In einigen Paketen waren schon fertige Pullover, Decken oder angefangene Strümpfe. „Lange nach dem Aufruf kam noch Wolle“ erinnern sich die Frauen. In Körben und Umzugskartons wurden die Knäuel nach Wollarten, Wollstärken und Farben sortiert. Wie die Frauen betonen, befand sich in den Paketen viel hochwertiges Material, „teuere und edle Wolle“, wie selbst gesponnene Schafwolle oder Mohair. Wolle, die die Schmalwasserer Frauen nicht selbst verarbeiten konnten, wurde an andere Strickkreise weitergegeben Besonders freuten sich die Strickerinnen über viele nette Grußkarten mit anerkennenden Worten, die in den Wollpaketen steckten. Der Schmalwasserer Strickkreis wurde 1990 gegründet und besteht im Moment aus neun Aktiven. Gemeinsam gestrickt wird in den Herbst- und Wintermonaten einmal pro Woche, und zwar jeden Mittwoch von 13.30 bis 17 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus. Bei Kaffee wird auch die Geselligkeit gepflegt. „Vor Weihnachten stricken wir für unsere Familie Strümpfe“ berichten die Frauen. Danach klappern die Nadeln für den guten Zweck. Wer nicht zum Stricktreff kommen kann oder während der Woche Zeit hat, fertigt Handarbeiten zu Hause. Vorwiegend werden gestrickte und gehäkelte Quadrate zu bunten Decken zusammengesetzt, die teilweise mit Rosetten geschmückt sind, aber auch Decken im Streifenmuster gestrickt oder im aufwändigen Waffelmuster gehäkelt.
In vergangenen Jahren wurden die Wolldecken an die Kolpingfamilie Münnerstadt für Hilfstransporte nach Rumänien übergeben. Vom Zentralsekretariat des Kolpingwerks in Rumänien erreichte die Schmalwasserer Strickfrauen ein Dankschreiben. Darin wird informiert, dass die Handarbeiten mit einer Ladung weiterer Päckchen in die Region Moldau weitergeleitet und beim Kolping-Zentrum Ploscuteni abgegeben wurden. Die Kolpingfamilie dort führt in Zusammenarbeit mit der Caritas ein Zentrum für Hauskrankenpflege. Ein medizinischer Assistent versorgt die vielen alten und hilfsbedürftigen Personen in den umliegenden Dörfern. „Andere medizinische Einrichtungen gibt es dort sonst nicht“ heißt es in dem Schreiben. Die Decken werden dafür, sowie für andere soziale Aktionen der dortigen Kolpingfamilien, speziell im Rahmen der Jugendarbeit, verwendet, teilt Ingrid Arvay vom Zentralsekretariat des Kolpingwerks Rumänien mit.
In der Stricksaison 2010/2011 gingen 28 Decken an die Kolpingfamilie Münnerstadt, die jeweils im Herbst mit Handarbeiten aus anderen Gemeinden eine Ausstellung mit Verkauf für den guten Zweck veranstaltet und was nicht verkauft wurde zu Waisenhäusern und Krankenhäusern in Rumänien bringt.
Auch die Stricksaison 2011/2012 beendeten die Schmalwasserer Strickfrauen mit stolzer Bilanz: Knapp 30 Decken, sowie Schals, Mützen und Babygarnituren wurden für die Hilfsaktion der Kolpingfamilie Münnerstadt verpackt.
Wie die Frauen betonen, können sie sich nur dank der Wollspenden für die gute Sache engagieren. In den letzten beiden Jahren legte die Strickgruppe so viel Eifer an den Tag, dass wider Erwarten der Großteil des Wollvorrats schon wieder verarbeitet ist. Die Frauen zeigen auf zwei Umzugskartons, die noch mit Wolle gefüllt sind. „Das ist der Rest. Das reicht knapp für die nächste Saison, dann sind wir wieder blank“.
Deshalb nimmt der Strickkreis weiterhin Wollspenden entgegen. Ansprechpartnerin ist Adelheid Pfaff, Talstraße 31, Schmalwasser, Tel. (09 701) 210.