Bei einem Vortragsabend im Kloster Wechterswinkel ging es um die Kunst des Bogenbaus von der Steinzeit bis zu den englischen Langbögen.
Schon in ihrer Einleitung verwies Christiane Müller von der Propstei Wechterswinkel auf die zentrale Stellung des Bogens in der Menschheitsgeschichte. Mit Blick auf Höhlenmalerei der ersten Europäer stellte sie die Frage: "Ist es Zufall, dass die Menschen, die erstmals ihre Kultur und vielleicht auch Religion dokumentierten, Pfeil und Bogen abbildeten?" Ihre Antwort: "Sicher nicht. Der Bogen war seit ca. 40 000 Jahren bis zur Erfindung des Schießpulvers ein zentraler Bestandteil der menschlichen Kultur, ja vielleicht war die Herstellung der komplexen Waffe gar der Beginn von Kultur." Damit war die Richtung des kurzweiligen Abends vorgegeben.
Der überregional bekannte Bogenbaumeister Nico Veggiato, der sich anlässlich eines Bogenbauseminars in Wechterswinkel aufhielt, konnte die historische Entwicklung verschiedener Bauweisen erläutern. Einige Anschauungsobjekte hatte er mitgebracht. Neben Bögen waren Pfeilspitzen aus Stein, Horn und Metall zu sehen und auch zu "begreifen". Speerschleudern und Steinwerkzeuge zur Herstellung von Bögen komplettierten das Bild. Mit den Forschungsergebnissen von Archäologen konnte Veggiato die Behauptung untermauern, dass der berühmte Steinzeitmensch Ötzi zum Todeszeitpunkt nur den Rohling eines Bogens trug.
Das Eibenholz hätte noch mehrere Bearbeitungstage benötigt, um eine vollwertige Waffe zu sein. Die Eibe hat es den Bogenbauern über die Zeiten hinweg angetan. Zwar gab es unter den mitgebrachten Bögen Modelle aus verschiedensten Hölzern. Sogar aus Hartriegel und Holunder kann man funktionierende Bögen herstellen. Allerdings hat die langsam wachsende Eibe durch die Vielzahl der Jahresringe und besondere mechanischen Eigenschaften von Splint und Kernzone zu allen Epochen die Bogenbauer überzeugt. Als anschauliches Beispiel nannte Veggiato die Aufrüstung im ausgehenden Mittelalter: "Die Engländer betrieben derart Raubbau an ihren Eibenbeständen, dass der König einen besonderen Zoll einführte. Pro Fass auf die Insel importierten Weins musste der Kaufmann einen Eibenstamm mitbringen."
Vor den damaligen Schützen hat Veggiato größten Respekt: "Nach historischen Funden wurden Bögen nachgebaut, die von heutigen Menschen kaum gezogen werden können." Das komplette öffentliche Leben war auf die Bogenschützen abgestimmt. So war während des 100-jährigen Krieges zwischen England und Frankreich, den englischen Kindern das Ballspielen verboten. Alleine der Bogensport sollte als Spiel erlaubt sein. "Damit die Knaben vom Kindesalter an im Training waren."
Von: Klaus-Dieter Hahn (für das Kloster Wechterswinkel)