Im "wohnstudio m conceptstore" hat Susanne Büttner gerade den Rotstift in der Hand und zeichnet die neuen Sonderangebote aus. Wie bei vielen Einzelhandelsgeschäften muss die Winterware raus, um Platz zu machen für die neue Frühjahrs- und Sommer-Kollektion. Corona hat die Umsätze überall einbrechen lassen, der Marktplatz und die Einkaufsstraßen in den Städten sind noch leerer als sonst in einem Januar.
Bevor in Bayern das Prinzip "systemrelevant oder nicht" gerichtlich gekippt wurde, war die Lage für die Kunden noch unübersichtlicher. "Viele Leute wussten nicht, dass unter anderem Textilgeschäfte, Schuhläden und Drogerien offen sind, genau wie Supermärkte und dass man hier einkaufen kann, auch wenn man ungeimpft ist", erklärt Carmen Lang, Vorsitzende der Werbegemeinschaft Bad Königshofen. In Telefongesprächen konnte die Lage geklärt werden. Das Wohnstudio m zum Beispiel hat einen Online-Shop als "digitales Schaufenster" eingerichtet, der laufe sehr gut, war von Susanne Büttner zu hören. Bestellungen werden auch geliefert oder können an der Tür abgeholt werden, wenn man Kontakte vermeiden will.
Carmen Lang bestätigt die Flaute in den Geschäften. "Der Januar ist in der Regel ein umsatzschwacher Monat, momentan haben die Leute noch weniger Lust einkaufen zu gehen als sonst." Dabei sei der Januar ein richtiger Schnäppchenmonat und die Läden haben früher als normal reduziert. Fast überall seien die Lager noch voll und wer nicht genug Lagerkapazität hat, versucht, alles zum Sonderpreis zu verkaufen, um Platz zu schaffen. Schon längst sei wissenschaftlich bewiesen, dass die Einzelhandelsgeschäfte keine Corona-Treiber sind, umso mehr begrüßt sie die neue Regelung, dass auch Möbelgeschäfte oder Uhren/Schmuck nicht mehr unter die 2G-Regel fallen. Jedes Geschäft habe seine eigenen Hygiene-Konzepte, die eingehalten würden.
Peter Krapf vom "Textilhaus Krapf" schiebt die negative Konsumlaune auch auf das Wetter. "Wenn die Sonne scheint, haben die Leute mehr Kauflust", ist seine Erfahrung. Trübe Stimmung und trübes Wetter – da läuft nicht viel. Zum Glück muss für den Laden keine Miete bezahlt werden, er ist Eigentum der Familie, aber es gibt andere Probleme. Lieferengpässe, zum Beispiel bei warmer Unterwäsche bremsen zusätzlich. Tropics Fashion nutzt die Winterwochen zum Umbauen. "Es sind überall wenig Leute unterwegs, auch wir haben schon kräftig reduziert, um dem Trend entgegenzuwirken", war von dort zu hören.
Schon vor Weihnachten haben teilweise die ersten Rabattaktionen begonnen, berichtet Carmen Lang. Wahrscheinlich rechneten viele Inhaber doch mit einem Lockdown nach den Feiertagen wegen steigender Corona-Inzidenzen. Sie selbst kann in ihrem Geschäft für Baby- und Kinderbekleidung umsatzmäßig nicht klagen. "Kleine Kinder wachsen schnell und Geschenke werden immer gebraucht", ist ihre Erfahrung. Ein ganz neues Phänomen kommt dazu: Mütter bekennen freimütig "Ich habe ein Corona-Baby".