
Tommy Sands, Urgestein der irischen Countrymusik und weltweit für Versöhnung und Frieden unterwegs, brachte seine Botschaft am Freitagabend auf Einladung des Lions Clubs Bad Königshofen in den großen Saal des Kurzentrums.
Lions-Mitglied Georg Leupold hatte den irischen Liedermacher bei einem Festival in Irland kennengelernt und ihn eingeladen. Als musikalischer Mitstreiter fungierte Jean-Pierre Rudolph aus Straßburg, auch er ein engagierter Pazifist. Er begleitete Tommy Sands auf der Fiddle, dem Banjo und mit diversen Flöten, den Instrumenten, die den typischen Sound irischer Musik bestimmen.
Dritter gemeinsamer Auftritt
Dass die Musiker dabei erst ihren dritten gemeinsamen Auftritt absolvierten, merkte man nicht. Die beiden verbindet nicht nur die Leidenschaft zur Musik, gemeinsam sind auch die Botschaften, die sie mit ihren Liedern an ihre Zuhörer aussenden: Der Wunsch nach einem friedlichen Miteinander, nach einem Leben ohne Hass und ohne Gewalt. Diese hässliche Seite, die Exzesse von Gewalt und Racheakten, hat Tommy Sands von Kindheit an erleben müssen, als in Nordirland der Krieg zwischen Katholiken und Protestanten den Alltag bestimmte und das Leben vieler Menschen zerstörte.
Aufgewachsen auf einer Farm im County Down erlebte der Junge aber zu Hause auch das Gegenteil. Abends nach der Arbeit kamen die Bauern der Umgebung, egal ob Katholiken oder Protestanten, um in der Küche seines Elternhauses zu musizieren und Geschichten zu erzählen.
Geprägt in Nordirland
Diese Geschichten haben ihn geprägt und machen bis heute die Faszination seiner Songs aus. Es sind authentische Geschichten, die dem Zuhörer unter die Haut gehen. Eine seiner Balladen, die er zwei Freunden gewidmet hat, einem Protestanten und einem Katholiken, die kurz nacheinander einem Terroranschlag zum Opfer fielen, ist ein bewegendes musikalisches Zeugnis. Der junge Sands ist tief erschüttert, er benötigt zehn Jahre, um das Geschehen zu verarbeiten. Heraus kommt dabei eines seiner ergreifendsten Lieder „There are Roses“, das die tragische Geschichte von Mord auf der einen Seite und dem Vergeltungsschlag auf der anderen Seite wiedergibt: Die sinnlose Eskalation der Gewalt, die nach dem Prinzip Auge um Auge agiert und dabei letztendlich zur „Erblindung“ der Menschen führen muss: So die Botschaft dieser Ballade.
Die ruhige, undramatische Art, in der Sands seine Lieder vorträgt, seine wunderbar melodische Stimme stehen im Gegensatz zu dem brutalen Geschehen. Und seine Lieder zeigen Wirkung: Sands hat erheblich dazu beigetragen, dass der Friedensprozess in Nordirland 1998 einen positiven Ausgang nahm.
Und immer noch ist Tommy Sands in Sachen Frieden unterwegs. So gehören auch Auftritte in Israel dazu, wo er versucht, auf den Friedensprozess einzuwirken, um der grausamen Spirale von Gewalt und Racheakten ein Ende zu setzen. Seine Musik ist emotional, nie sentimental, sie geht den Zuhörern direkt ins Herz.
Sänger und Sprachkünstler
Das war auch im Kurzentrum deutlich zu spüren. Er geht auf die Zuhörer zu, spricht sie direkt an. Man spürt förmlich, wie der Funke überspringt. Die Leute singen mit, freuen sich über Sands Versuche, deutsch zu sprechen und staunen über seine Artikulationsfähigkeit, scheinbar mühelos produziert er zungenbrecherische Silben. Er ist nicht nur ein herausragender Sänger, er ist auch ein Sprachkünstler.
Hinweg über alle Sprachbarrieren wirkt er auf sein Publikum, das seine Botschaft dankbar vernimmt. Wollen nicht alle ein Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen? Doch Tommy Sands sieht auch die Gefahren. Eines seiner Lieder, das er auch am Freitagabend sang, ist eine bittere Neuinterpretation von Bob Dylans Song „The answer is blowing in the wind“, einer Hymne der internationalen Friedensbewegung.
„Nein,“ sagt Sands voller Zorn, „der Wind bläst nicht die Antwort hinweg, die Antwort starrt uns in die Augen“: Es ist die Profitgier der Waffenhändler, die Uneinsichtigkeit der Politiker, denen es um den Erhalt ihrer Macht geht, nicht um das Wohl der Menschen.
So setzt Sands auf die Heilkraft der Musik – ein Projekt, das er mit seinem im vergangenen Jahr verstorbenen Freund, dem amerikanischen Liedermacher Pete Seeger, auf den Weg brachte: „Musik“, weiß er, „heilt Wunden, Musik hilft auch Konflikte zu lösen. Wer gemeinsam singt, schießt nicht aufeinander.“
Mit seinen fast 70 Jahren ist Tommy Sands also immer noch ein unermüdlicher Kämpfer für den Frieden in dieser Welt. Seine Waffe dabei: die Musik und seine Songs. Am Freitagabend kam seine Botschaft an in Bad Königshofen beim Publikum an.