
Es war ein besonderer Tag für das Heimatmuseum Salzhaus in Mellrichstadt. Es wurde nicht nur das 40-jährige Jubiläum gefeiert, sondern auch der langjährige "Vater des Museums" und Mellrichstädter Ehrenbürger Rudolf Mauder gebührend verabschiedet.
"Museumsfest, da gehen wir heute hin", damit eröffneten die Chorwürmchen unter Leitung von Annika Bachmann und mit Begleitung von Bianca Sick das Fest. Neben einigen Ehrengästen hieß Bürgermeister Michael Kraus besonders Rudolf Mauder mit Ehefrau Heidrun willkommen. Er dankte allen, die sich an der Vorbereitung beteiligt hatten. Nach einigen geschichtlichen Daten berichtete er, dass Altbürgermeister Oskar Herbig seinerzeit an einen engagierten Junglehrer herangetreten sei und ihm die Leitung des Salzhauses übertragen habe. Seitdem sei dieser – Rudolf Mauder – Kümmerer, Vater und Betreuer des Salzhauses. Welch ein Glücksfall, weil er das Salzhaus zu seiner Lebensaufgabe gemacht habe.
Mit Idealismus und Leidenschaft bei der Sache
Bei seinen beliebten Vorführungen ließ er das Leben früherer Zeiten lebendig werden. Mit Feuereifer, Eigeninitiative und Herzblut habe er das Salzhaus zu einem wertvollen Ort gemacht. Er habe sich einen ganz großen Wissensschatz angeeignet und diesen an Nachfolgende weitergegeben. Einige Preise wurden ihm verliehen wie der Streck Kulturpreis, der Kultur-Ehrenbrief und der Ehrenpreis des Landkreises in der Kategorie Kultur. Sein Idealismus und seine Leidenschaft beim Aufbau des Salzhauses wurden schließlich mit der Ernennung zum Ehrenbürger gewürdigt. Für die Lebensleistung und langjährige Verbundenheit mit der Stadt dankte ihm der Bürgermeister, ebenso seiner Ehefrau Heidrun. Ende letzten Jahres habe er darum gebeten, aufgrund seines Alters und gesundheitlicher Probleme kürzer zu treten, habe aber angeboten, mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen.
Die stellvertretende Landrätin Eva Böhm, selbst Schulmeisterin, war oft mit ihrer Klasse bei Rudolf Mauder und richtete die Grüße von Landrat Habermann aus. Im Landkreis sei man sehr stolz auf das Heimatmuseum. Sie stellte das außerordentliche ehrenamtliche Engagement und die Leidenschaft Mauders für die Geschichte heraus und sagte Dank für das Herzblut. Das Museum habe überregionale Strahlkraft.
Berge voll alter Sachen waren aufgetürmt
Und dann kam Rudolf Mauder selbst zu Wort. Durch Zufall habe er 1983 erfahren, dass der damalige, von allen geschätzte, Bürgermeister "Össer" Oskar Herbig im Salzhaus ein Museum einrichten wolle. Berge von alten Sachen standen hier hoch aufgetürmt herum. Sie kamen ins Gespräch und er habe nach eigenem Bekunden wieder mal seinen Mund vollgenommen, als er gesagt habe: "aber ein Museum ist das keins. Das ist eine Gerümpelkammer". Auf ihn deutend, sagte der schlagfertige Össer: "Die Schulmester mit ihrem Halbtagsjob, das wäre doch was für Sie". Und er packte es gleich an, hat das Ganze nach Themen geordnet, und allmählich wurde es so was Ähnliches wie ein Museum. Die letzte Neuerung sei der Pumpbrunnen im Hof.
127.000 Besucher und 1877 Schulklassen
In den vergangenen 40 Jahren seien 127.000 Menschen gekommen, dazu 1877 Schulklassen. Zum Glück hätten viele Mellrichstädter Hilfe angeboten. Daraus sei ein richtiges Team von Freiwilligen geworden. Rudolf Mauder wollte sich nachhaltig bedanken bei all denen, die hier ehrenamtlich tätig waren und noch sind, allen voran Dieter Stegmann vom ersten Tag an. Seine Ehefrau Heidrun sei häufig auch die Antreibende und für die Öffentlichkeitsarbeit Zuständige. Er selbst kümmere sich um die Gestaltung und Durchführung.
40 Jahre habe es ihm Freude gemacht, sein Problem war jedoch die Frage der Nachfolge. Gefreut habe es ihn, als er im Dezember erfuhr, dass ein junger Mann gern die ganze Sache übernehmen würde. Er sei genau der Richtige, fleißig, mit großem Interesse, redegewandt, er könne gut erklären, gehe auf die Fragen ein, komme mit Kindern gut zurecht und sei handwerklich begabt. Sein Name: Tobias Bachmann. Er komme aus "Löbbich" (Leubach). Rudolfs Erkennungsmerkmal, ein Hemd mit Museums-Aufdruck, übergab er ihm gern und übertrug ihm damit die Funktion als Leiter. Er selbst gehe nun in die zweite oder dritte Reihe und wünsche ihm viel Freude.
Neuer Leiter Tobias Bachmann
Tobias Bachmann führte sich humorvoll ein und stellte sich mundartlich vor. 42 Jahre ist er alt, wohnt seit 18 Jahren in Mellrichstadt und hat – wie praktisch – ein Haus im Fronhof gekauft. Durch das Interesse an Tradition, der Herkunft von Redewendungen und Heimatpflege war es für ihn relativ klar, dass er sich engagieren wolle. Rudolf Mauder hinterlasse sehr große Fußstapfen. Er freue sich auf seine Aufgabe und dankte für das große Vertrauen.
Pastoralreferent Ulrich Emge und Pfarrer Andreas Werner sprachen dann geistliche Worte und ein Dankgebet. Am Ende des Nachmittags hielt Monika Fritz-Scheuplein vom Unterfränkischen Dialektinstitut der Universität Würzburg, eine gebürtige Mellrichstädterin, im obersten Stock des Salzhauses einen unterhaltsamen Vortrag unter dem Titel "Buu der Wöö zum Wooche wird". Dicht gedrängt saßen die Besucher und lauschten gespannt den Ausführungen. Anhand von mitgebrachten Sprachkarten, die aus Dialektbefragungen aus dem Beginn der 1990er Jahre für ein Forschungsprojekt stammten, in dem die Mundarten des Freistaates Bayern flächendeckend und thematisch umfassend erhoben und anschließend in Form von Atlanten dargestellt wurden, gab sie Beispiele für Dialekte in Rhön und Grabfeld. Dabei zeigte sie sprachliche Unterschiede zwischen Rhön und Grabfeld auf. Für die Worte Wagen und getragen sagt man in der Rhön "Wöö und gedröö" und im Grabfeld Wöö/Wooche und gefröö/gedrooche. Womit auch der Titel des Vortrags "Buu der Wöö zum Wooche wird" klar wurde.


