
In der Shakehands-Arena stieg er mit zehn Jahren in das Jugend-Systemtraining des damaligen Zweitligisten TSV Bad Königshofen ein und spielte wenig später regionale Turniere und in der Jugendmannschaft.
"Inzwischen nicht mehr", verriet er in einem Gespräch mit dieser Redaktion, "weil sich unsere Gruppe während des Corona-Lockdowns aufgelöst hat." Es wäre ihm inzwischen aus mehreren Gründen aber auch nicht mehr möglich.
Mit elf klinkte er sich in die Helferschar des TSV ein, verlegte zunächst unter anderem zusammen mit seinem Vater Michael den roten Boden-Belag in der Arena und räumte ihn nach den Bundesliga-Heimspielen wieder ab und auf.
"Streaming Operator"
Mit zwölf führte ihn sein allgemein-technisches Interesse in die Helfer-Gruppe um die erwachsenen Christian Bregulla und Peter Mendel. Hier übernahm er schon sehr bald Assistenz-Aufgaben und mit etwa 13 Jahren zusammen mit dem gleichaltrigen Gabriel Erhard zunehmend selbstständig diverse Teilbereiche im technischen Umfeld des Sportevents.

Als Bregulla und Mendel sich aus diesem Bereich verabschiedeten, in dem die Fäden und Kabel von TV-Kameras, Livestream, Liveticker, Tontechnik, Mischpult und Musik zusammenlaufen, hatte die Lehrzeit von Linus und Gabriel Früchte getragen. Und so vertraute der TSV-Manager Andy Albert den inzwischen 15 beziehungsweise 16 jahre alten Jugendlichen die wichtige Aufgabe als "Streaming Operator" an. "Man führt während des Spiels die Bildregie, entscheidet, welche der drei verschiedenen Kameras Live, Replay oder Slowmotion man rausschickt, betreut die zwei Kommentatoren, macht Umfragen im Chat", erklärt Linus Türk.
Dass unter Linus' Regie alles reibungslos und störungsfrei funktioniert, darauf verlassen sich die für das Gesamtprojekt TT-Bundesliga-Heimspiele Verantwortlichen beim TSV. Und inzwischen auch "spontent.live", der selbst so ernannte "größte interaktive Streaming-Sender der Welt." Mit dem Ergebnis, dass ihm und beim TSV zusammen mit Gabriel Erhard bis heute kein einziger Fehler unterlaufen ist und alles wie am Schnürchen läuft.
Beeindruckendes Knowhow
Mit dieser Anstellung als Medientechniker ist Linus in seinem Element. Lampenfieber? "Immer wieder. Aber die Routine nimmt zu." Mitte August 22 war eine Delegation von "spontent.tv" in der Shakehands-Arena zu Gast: Diese Agentur betreut auf Twitch mehrere Randsportarten, sendet unter anderem auch die Live-Übertragungen aller 154 TTBL-Spiele, die Pokal- und Play-off-Spiele und Meisterschaften.
Wobei die blutjunge Streaming-Technik-Gruppe des TSV in die Handhabung aller Gerätschaften, Kameras, Mikrofone etc. und TV-Regularien eingewiesen wurde. Linus Türk muss die Herren besonders beeindruckt haben. Und so fragten sie ihn, wo er zur Schule gehe und was er einmal werden wolle.
Da hatte Linus gerade das Abitur-Zeugnis in der Tasche und sich für ein Studium für Medientechnologie (Produktions- und Filmtechnik) in Köln eingeschrieben, was die Interessen beider Seiten leicht vereinbar machte: Studium und Wohnort in Köln, Studio und spontent.tv rheinabwärts in Düsseldorf. Für so einen interessierten, begabten und zuverlässigen jungen Menschen gibt's da genug zu tun.

Und es wurde nach kürzester Einarbeitungszeit etwas ganz Konkretes daraus. Jetzt laufen bei Linus auch in Düsseldorf alle Fäden der Live-Übertragungen von den Spitzenveranstaltungen des deutschen Tischtennis zusammen. Zum Beispiel auch beim TTBL-Magazin "2. Phase" jeweils dienstags von 17 bis 18.30 Uhr mit den Highlights der Spiele des Wochenendes, wo Kilian Ort vergangenen Dienstag Studiogast war.
Wenn der Moderator fragt
"Wenn sich die beiden Moderatoren Dennis Heinemann und Richard Scharmann mal unsicher sind, womit es weitergeht, heißt es dann: "Linus, was meinst du?" Dann ist Linus Türk mit dem Kopfhörer im Bildschirm rechts oben eingeblendet und weiß auf alles die passende Antwort. "Ja, Regisseur kann man das schon nennen, was ich da mache", räumt er bescheiden ein.

Seine Tätigkeit, die Bildregie im Studio in Düsseldorf, ist im Grunde der beim TSV sehr ähnlich. "Das Highlight war bisher die Bildregie beim Pokal-Final-Four in der Neu-Ulmer rathiopharm-Arena." Da saß er in seiner Glas-Kabine hoch oben unterm Hallendach und traf seine Entscheidungen vor Ort, als Möregardh gegen Timo Boll gewann und hinterher die Interviews geführt wurden.
Studium finanzieren
Bevor es ihn in diese Medienschiene verschlug, "wollte ich eigentlich mehr in die Werbebranche. Inzwischen kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es diese Richtung sein könnte. Die Chancen stehen gut."Ob denn überhaupt bei dieser Beanspruchung sein Studium nicht zu kurz komme? Da lacht Linus, als habe er mit dieser Frage gerechnet: "Das passt schon gut zusammen. Das krieg ich hin. Tischtennis spielt sich ja überwiegend am Wochenende ab."
Dass er mit diesem Nebenjob sein Studium finanzieren und vielleicht um das eine oder andere Semester verlängern kann, stört ihn und seine Eltern Rita und Michael, die beide im TT-Helferteam des TSV mitarbeiten, nicht. Andy Albert und spontent.tv wahrscheinlich ebenso. Und danach stehen ihm bei dieser dualen Ausbildung viele Türen offen.