Thomas und Maika Philippi kommen aus Stade in Niedersachsen und fahren seit einem Jahr einen Oldtimer: einen Beauford 2 Door Open Tourer mit 6-Zylinder-Reihenmotor und 132 PS. Ein Fahrzeug, das den Eindruck eines Luxuswagens aus den 1930er Jahren entstehen lässt. Am vergangenen Samstag staunte so mancher Museumsbesucher nicht schlecht, als 44 Oldtimer wie dieser ins Freilandmuseum einfuhren.
„Es handelt sich hier um zum größten Teil selbst gebaute Fahrzeuge“, erklärt Thomas Philippi, Vorsitzender des Oldtimer Replica Club (ORC) Nord, der wiederum Teil des ORC Deutschland ist. Immer am verlängerten Wochenende von Fronleichnam unternimmt der ORC Deutschland ein viertägiges Jahrestreffen. Diesmal führte das Jahrestreffen die Oldtimer-Besitzer dank der Organisation von Ernst Konwalinka, Vorstand des ORC Hessen, in die Rhön.
Täuschend echte Nachbauten
Erst bei genauerem Hinsehen erkannte man, dass es sich bei den Oldtimern, die um die Mittagszeit am Samstag wunderschön aneinandergereiht auf einer Wiese im Freilandmuseum standen, nicht um originale Fahrzeuge handelt, sondern um so genannte „Repliken“: Täuschend echte Nachbauten von Oldtimern, meist mit Kunststoff auf einem Standard-Chassis, oftmals auf dem Chassis des VW Käfer, meist auchverkürzt oder verlängert.
„Das sind Autos für Leute, die kein Auto von der Stange wollen“, berichtet Thomas Philippi stolz. Erst vor einem Jahr hat er seinen Beauford von einem Händler in Passau erworben. Einst fertig gestellt wurde das Fahrzeug im Jahr 1978 im Auftrag eines Pariser Geschäftsmannes fertig gestellt. Um die Jahrtausendwende wurde es von einem rumänischen Tennisprofi gekauft, bevor es im Jahr 2007 den Weg zu ebendiesem Händler nach Passau fand.
Alltagstaugliche Fahrzeuge
Die Replica sind meist selbst gebaute Fahrzeuge und wesentlich alltagstauglicher als manch seltene Oldtimer. „Man muss sie nicht behandeln wie ein rohes Ei.“ So war es für Thomas und Maika Philippi kein Problem, die sieben Stunden Fahrt über die Landstraße zum Ausgangspunkt der Tour, das Hotel „Rhön Residece“ in Friesenhausen auf sich zu nehmen und zu genießen. Hinzu kommen praktische Vorteile: Bei technischen Problemen kann man in jede moderne Werkstatt fahren. Denn unter dem Kunststoff ist in den allermeisten Fällen vergleichsweise moderne Großserientechnik verbaut, mit der die Werkstattmitarbeiter klarkommen. Zwei Fahrzeugbesitzer hatten während der Tour tatsächlich Pech: Bei einem Oldtimer Replica ist der Kühler geplatzt, ein Bugatti-Nachbau ist ausgebrannt, wie Philippi berichtet.
Eine Menge Geld kostet ein solches Hobby zweifelsohne, jedoch nicht ganz so viel wie das Führen von Original-Fahrzeugen. Ein Original Jaguar S.S. 100 werde mit rund 100.000 Euro taxiert, ein gut gemachter Replica liegt bei 20.000 bis 25.000 Euro. Und so sah man im Freilandmuseum entsprechend auch viele Bugattis, Mercedes, Ferraris und Porsches, die – da sie meist selbst deutlich älter als 30 Jahre sind – ebenfalls ein H-Kennzeichen besitzen. So genannte „Kit Cars“ waren zu sehen, die aus Bausätzen von verschiedenen Fahrzeugen entstanden sind, so dass gänzlich neue, individuelle Fahrzeuge erschaffen werden.
Ein tolles Programm haben die Organisatoren vom ORC Hessen für die Oldtimer-Liebhaber, die zugleich leidenschaftliche Autobastler sind, für die Club-Mitgliederzusammengestellt. Nach der Ankunft am Donnerstag in Friesenhausen startete am Freitag eine Bildersuchfahrt über den Hochrhönring mit Besuch der Wasserkuppe und Besichtigung des Deutschen Segelflugmuseums. Am Samstag ging die Ausfahrt über die Hochrhönstraße ins Freilandmuseum Fladungen mit anschließender Weiterfahrt zum Berghotel Eisenacher Haus. Am Sonntagmorgen nach dem Frühstück war das Treffen schließlich nach dem Frühstück beendet und die Oldtimer Replica – Besitzer aus ganz Deutschland machten sich wieder auf den Weg in ihre Heimat.
„Man kommt im Oldtimer Replica Club mit Leuten zusammen, die Ahnung von der Materie haben“, berichtet Thomas Philippi. Die anstehende Weiterfahrt werde ein Genuss.