Es gibt wohl nichts Schnelllebigeres als Jugendkulturen. Umso erwähnenswerter ist die Tatsache, dass der 2012 gegründete Verein „initiative for music and youth culture nes e.V.“ seit mittlerweile fünf Jahren das JUZE Bad Neustadt betreibt. Ehrenamtlich.
Die Bilanz der Vereinscrew kann sich sehen lassen: Knapp 70 Konzerte wurden seither im JUZE gespielt, ein Preis eingeheimst, ein Sommer-Festival etabliert. Kurz gesagt: Aus einem vor sich hindümpelnden offenen Jugendtreff formte das Team eine gefragte Veranstaltungslocation. Und für die Zukunft hat die Truppe weitere Pläne.
Noch mehr Leben fürs wiederbelebte JUZE
„Unser Ziel, das JUZE als Konzertort für die alternative Musikszene zu etablieren, haben wir erreicht“, ziehen der Vorsitzende Marcel Schäfer sowie die von Anfang an im Verein aktiven Florian Hein und Michael Haubner Resümee. Je nach der jeweiligen Ausbildungs- und Arbeitssituation wechselten die Verantwortungsträger im Verein, im Kern allerdings blieben die Aktiven gleich, außer den genannten Dreien noch circa eine Handvoll weiterer Mitstreiter. Insgesamt hat der Verein circa 100 Mitglieder.
Reanimiert ist das JUZE also allemal. Für die Zukunft hätten es Schäfer und Co allerdings gerne noch ein wenig lebendiger. „Ganz gut besucht sind wir ja schon“, so Schäfer. „Mit noch mehr Publikum wäre aber noch mehr möglich.“ Schäfer denkt an bekanntere Bands mit höherer Gage. Doch vor allem der Nachwuchs, sie denken an die aktuelle Bad Neustädter Schülergeneration, fehlt derzeit– als Besucher, aber auch als Mitgestalter im JUZE.
Nachwuchs mit Herzblut gesucht
Mit Ende 20, Anfang 30 bezeichnet sich das Team als „schon etwas in die Jahre gekommen“. Ans Aufhören denkt die Gruppe deshalb noch lange nicht. „Aber wir kleben auch nicht an unserem Amt.“ Fänden sich ernsthaft interessierte Jüngere würden sie gerne Verantwortung abgeben.
Was andererseits, das gestehen sie ein, nicht ganz leicht fällt, denn im Projekt JUZE steckt von jedem einzelnen „viel Herzblut“. „Keine Ahnung, wie viele Stunden wir hier verbracht haben“, sagt Michael Haubner. Allein die Renovierung im Jahr 2013 war eine Mammut-Aufgabe. Ein Unbeteiligter sieht im JUZE eine weiße Wand, Schäfer und sein Team gefühlte 200 Farbschichten, die sie zuvor abkratzten.
Nicht jammern, Verantwortung übernehmen
Dabei war es ursprünglich gar nicht ihr Ziel, das in die Jahre gekommene JUZE wieder auf Vordermann zu bringen. Vielmehr ging es ihnen 2012 darum, Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, abseits der elektronischen Musik in Diskotheken ein Angebot an vorwiegend regionalen, aber auch überregionalen Newcomern und Bands zu erleben. „Wir hatten es uns in erste Linie zur Aufgabe gemacht, die Jugendkultur wieder zu fördern“, so Florian Hein.
Aktiv Verantwortung übernehmen und nicht jammern, dass nichts geht – das wollten sie. Manch einer der Jungs hatte selbst zuvor Musik gemacht und keine Räumlichkeiten zum Proben gefunden. Auch das sollte sich ändern: Derzeit proben mehrere regionale Bands regelmäßig im JUZE, darunter beispielsweise die Gruppe Cannahann mit Mitglieder aus Bad Neustadt und Nürnberg.
Konzertlocation und Proberaum
Das JUZE diente den Jungs von Cannahann übrigens nicht nur als Proberaum. Auch ein Großteil ihres neuen Albums wurde dort eingespielt. Kein Wunder, dass sie dieses denn auch vor Ort am Freitag, 13. April, erstmals der Öffentlichkeit präsentieren.
Doch zurück zur „initiative for music and youth culture nes“. Das JUZE bot sich letztlich 2013 als Örtlichkeit an, brauchte aber, um attraktiv zu werden, in den Augen der Vereinsmitglieder einen neuen Anstrich. Die Stadt signalisierte Unterstützung.
Renovierung in Eigenregie
Doch schnell wurde deutlich, dass es mit einem neuen Anstrich nicht getan ist. Die Räume mussten brandschutztechnisch auf den neuesten Stand gebracht werden, eine Akustikdecke wurde eingebaut, verschiedene Elektroinstallationsarbeiten durchgeführt. Finanziell unterstützt wurden die Arbeiten von der Stadt und von Sponsoren. Viel passierte in Eigenregie des Vereins. Wo professionelle Hilfe nötig war, sprang der Bauhof ein.
Nach der Renovierung ging es steil bergauf. 2014 konnte der Verein schon einen „Applaus-Preis“, dotiert mit 5000 Euro, für die Förderung des musikalischen Nachwuchses entgegennehmen. 2015 packten die Mitglieder wieder kräftig mit an, um den Backstage-Bereich auf Vordermann zu bringen, 2016 wurde eine neue Lüftungsanlage installiert.
Sommerfestival etabliert
2016 und 2017 bot die Crew erfolgreich Sommerfestival-Konzerte an. Am Samstag, 11. August, sollen auch heuer wieder sieben Bands im Innen- und Außenbereich spielen. Ebenfalls zum dritten Mal in Folge findet in diesem Jahr im Mai ein Musikwerkstatt-Workshop mit Abschlusskonzert statt.
Abgesehen von diesen größeren Events wird circa einmal im Monat ein Konzert im JUZE gegeben, gespielt werde „alles außer Mainstream“, vor allem Rock- und Pop, aber auch Hip Hop, Jazz und an diesem Samstag, 17. März, ab 21 Uhr sogar erstmals handgemachte elektronische Musik.
Wieder neue Wege im JUZE
Mit diesem Event geht man im JUZE wieder einmal neue Wege: „Elektronische Musik bei einem Live-Konzert? Wir hätten ehrlich gesagt nicht gedacht, dass es funktionieren würde.“ Mittlerweile sind die Veranstalter überzeugt und haben die acht überwiegend klassisch ausgebildete Musiker vom KCR Projekt aus Detmold gebucht, darunter den Heustreuer Schlagzeuger Maximilian Klör. Ganz ohne Sequenzer oder Sampler kreieren sie diesen Samstag im JUZE elektronische, lebendige und tanzbare Sounds.
Circa zehn ehrenamtliche Helfer sind übrigens an derartigen Abenden über Stunden im Einsatz, Eintrittsgelder gehen zu hundert Prozent an die auftretende Band. Sind einmal gar zu wenig Gäste da, zahle der Verein eine Mindestgage. Mit den Getränkeeinnahmen finanziere der Verein Gema-Gebühren oder anfallende Reparaturen. Die Betriebskosten des JUZE übernehme dankenswerterweise die Stadt.
Die Liebe der Bands motiviert
Was sie als Gruppe über all die Jahre immer zum Weitermachen motivierte? „Das Feedback der Besucher und die Liebe der Bands“, schmunzelt Michael Haubner, „da verfliegt jeder Stress“. „In so einer schönen Location spielen wir nicht oft“, sei eine häufige Reaktion von Bandmitgliedern. Und von Kommentaren wie der australischen Band Duncan Woods „Best Sound ever in Bad Neustadt“ fühlt sich die Crew durchaus geadelt.
Am Samstag, 17. März, gibt es im JUZE Live-Elektro mit KCR-Projekt. Die Band spielt etwa von 22 bis 24 Uhr. Vor und nach der Show legt DJ Marc Duncan auf.
Am Freitag, 13. April, feiert die Band Cannahann ab 20 Uhr Album Release Party.