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Sondernau
Vom naiven Waschbrettspiel bis zur „alten Raaf“
„Hey du, bu kömmstn du här?“ Außergewöhnlich ungewöhnlich präsentierten sich die „Rhöner Säuwäntzt“ bei der Mundartrallye mit einem ausgefallenem Erscheinungsbild und urkomischer Musik in hessisch-rhönerischer Mundart.
Foto: Marc Huter | „Hey du, bu kömmstn du här?“ Außergewöhnlich ungewöhnlich präsentierten sich die „Rhöner Säuwäntzt“ bei der Mundartrallye mit einem ausgefallenem Erscheinungsbild und urkomischer Musik in hessisch-rhönerischer Mundart.
Marc Huter
 |  aktualisiert: 03.04.2019 02:11 Uhr

Sondernau   Das Prinzip ist einfach: Zeitgleich findet an vier verschiedenen Standorten die identische Veranstaltung statt. Die Akteure rotieren, die Besucher bekommen überall dasselbe Programm – nur die Reihenfolge ist unterschiedlich: Die „Mundartrallye“ hat sich in der Rhön längst etabliert. Die neueste Auflage, die die Akteure an einem Abend nach Leutershausen, Burgwallbach, Wollbach und Sondernau führte, bot ein absolut hochkarätiges Mundartprogramm, welches voll den Nerv des Publikums traf. Ein Konzept, das seit Jahren aufgeht.

So geschehen auch im Bürgerhaus Sondernau, wo die DJK Sondernau bereits zum dritten Mal zu den erfolgreichen Veranstaltern der Mundartrallye zählte. Bunt gemischt, von Jung bis Alt, war das Publikum. Herrliche frische Lacher und pure Begeisterung bei den Zuschauern zogen sich durch den ganzen Abend des dreieinhalbstündigen Programms. Moderator Helmut „Thali“ Thalheimer trug mit seiner launigen Moderation seinen Teil dazu bei, dass die unterschiedlichen Mundartdarbietungen auf beste Stimmung trafen. So war die Freude groß, als „Thali“ versehentlich eine Sondernauer Rakete „von vorne nach hinten und wieder zurück“ ankündigte oder den Sondernauer Faschings-Slogan „bei ons geht was!“ zusammen mit dem Publikum zelebrierte.

Die närrische Putzfrau und eine Flasche Wodka

Noch vom diesjährigen Fastnacht in Franken als närrische Putzfrau bestens bekannt und beliebt war Ines Procter aus Erlabrunn. Bei der Mundartrallye sorgte sie mit ihren Geschichten aus dem anstrengenden Leben einer Hausfrau und Mutter für Begeisterungsstürme im Publikum. Kaum ein gutes Haar ließ sie am anderen Geschlecht, insbesondere an ihrem Ehemann, der bei der Mundartrallye das erste Mal dabei war. Mit theatralischer Genervtheit und einer grandiosen Mimik und Gestik berichtete sie aus dem Familienleben, zum Beispiel, wenn sie von ihrer pubertierenden Tochter mal wieder gefragt wird, was es zu essen gibt. Wenn sie einmal wieder viel zu müde für die Hausarbeit sei, habe sie mittlerweile ein Rezept: „Ich setz mich aufs Sofa, knall mir ne halbe Flasche Wodka nei, dann sieht der ganze Raum scho viel besser aus.“

Mit einer gehörigen Portion Bauernschläue gepaart mit Frechheit begeisterte Otmar Schraud als „Bauer Eugen“ mit Mundart aus dem Werntal. Zusammen mit seiner Frau wollte er in Afrika Urlaub machen. Allein das Scannen mit einem Tennisschläger ohne Bezug am Frankfurter Flughafen und das Abtasten im Sicherheitsbereich (in der rechten Hosentasche war „kein Futter drin“) waren eine Herausforderung. Das Innere des riesigen Flugzeugs mache den Eindruck, als sei der vordere Teil schon in Afrika, während der hintere Teil noch gar nicht abgehoben hat. Der Lieblingsplatz von Bauer Eugen ist jedoch ganz vorne, da dann bei einem Absturz noch einmal der Getränkewagen vorbeifährt. Auch von seinen Erlebnissen in Afrika berichtete Bauer Eugen, der gerne in Englisch von „Germany“ sprach, oder von seinem Aufeinandertreffen mit Löwen.

„Du hast so blaue Augen wie eine Kuh“

Ein mehr als ausgefallenes Erscheinungsbild gaben die „Rhöner Säuwäntzt“ aus Eichenzell/Lütter bei Fulda ab: Christoph Günter spielte indonesischen Teekistenbass, Christoph Leipold ist der Meister in der Kunstform des „naiven Waschbrettspiels“ und Martin Caba spielte Mandoline, Mundharmonika und sang auch noch dazu in hessischer Mundart. Außergewöhnlich ungewöhnlich, diese „Rhöner Säuwäntzt“! Im 25. Jahr ihres Bestehens wussten sei bei der Mundartrallye in urkomischer Text- und Liedform über die Rhöner Äpfel oder die Liebe zu berichten: „Du hast so blaue Augen wie eine Kuh“, sei ein beliebtes Kompliment, das man nur steigern könnte mit: „Und du hast einen Arsch wie ein Gaul“. Der beliebteste Anmach-Spruch in der hessischen Rhön: „Hey du, bu kommstn du här? Bu schafftn dei Vodder, was machtn dei Modder?“

Von den Krankheiten mit dem „Viechzeuch“ bis zur vergänglichen Schönheit: Gabi Gröschel aus Mühlbach sorgte mit ihren „G’schichtlich aus der Rhüe“ für Lacher am laufenden Band.
Foto: Marc Huter | Von den Krankheiten mit dem „Viechzeuch“ bis zur vergänglichen Schönheit: Gabi Gröschel aus Mühlbach sorgte mit ihren „G’schichtlich aus der Rhüe“ für Lacher am laufenden Band.

Da Sir Rainer Breunig aus dem Grabfeld kurzfristig erkrankt war, sprang Gabi Gröschel aus Mühlbach ein, was das Publikum nicht bereuen sollte. Sie präsentierte auf den Bühnen G’schichtlich aus der Rhüe, teilweise aus eigener Feder, aber auch beispielsweise von Cilli Pigor aus Unsleben, die bayerische Dialektpreisträgerin aus dem Jahr 2018. Nichts der Dinge des täglichen Lebens in der Rhön blieb unerwähnt, ob die Krankheiten mit dem „Viechzeuch“, dem „fränkischen Magen“, der „was vertroch kann“, die Diät mit dem „trocke Brued“, das „Baden“ zu früheren Zeiten oder die vergängliche Schönheit: „Das holde Mädchen wärd zur alten Raaf, der schünne Moo wärd zum Opa!“ Wieder nahm nach gut dreieinhalb Stunden eine „Mundartrallye“ unter tosendem Beifall ihr Ende.

 
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