Einen Mal- oder Zeichenkurs hat Joachim Schild nie besucht, obwohl das Malen seit seiner Kindheit die große Passion des ehemaligen Siemens-Konstrukteurs ist. Im Ruhestand erst fand er Zeit, sein Hobby umfangreich zu betreiben. Anlässlich seines 95. Geburtstages würdigt der Kunstverein das Schaffen Schilds nun mit einer "Schaufenster-Ausstellung".
Umgeben von einem leuchtenden Strudel verschwindet helles Licht in einem Schwarzen Loch, die Atmosphäre des Jupiter ist aufgewühlt. Zurück auf dem Planeten Erde schlängelt sich das Wasser geruhsam durch den Grand Canyon, der Blick auf das Meer oder in die Berge ist Balsam für die Seele. Joachim Schild malt vorzugsweise Motive aus der großen weiten Naturwelt, die er im Fernsehen sieht oder in Zeitungen und Zeitschriften.
Der größte Teil des Eisberges liegt nun mal unter Wasser
Hat er ein Motiv gefunden, setzt er sich an seine Staffelei im Wohnzimmer seines Hauses in Steinach und beginnt zu malen. Schicht für Schicht entstehen so in Öl farbenprächtige und bisweilen tiefgründige und großformatige Bilder, die gerne auch einen Bildungscharakter aufweisen dürfen. Der größte Teil des Eisberges liegt nun mal unter Wasser.
Am Mittwoch feiert Joachim Schild seinen 95. Geburtstag und wird auch im hohen Alter des Malens nicht müde. Der Kunstverein Bad Neustadt würdigt sein ältestes Mitglied mit einer Einzelausstellung in den Räumlichkeiten in der Bauerngasse. Diese kann pandemiebedingt aber nur von außen, durch die beiden Schaufenster betrachtet werden.
Mit 65 Jahren noch selbst ein Haus gebaut
Am 12. Januar 1927 kam Joachim Schild in Schweidnitz bei Breslau zur Welt. Nach der Vertreibung gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kam Schild nach Westberlin und gründete dort ein paar Jahre später eine Familie. Die Firma Siemens lockte Joachim Schild 1960 nach Bad Neustadt, wo er fortan 25 Jahre als Konstrukteur unter anderem von Gleichstrommotoren arbeitete. Im Ruhestand, im Alter von 65 Jahren baute Joachim Schild allein mit der Kraft seiner Hände das Wohnhaus in Bad Bocklet-Steinach, in dem er bis heute wohnt. Schild hat drei Kinder, fünf Enkel und fünf Urenkel.
"Schon als kleiner Schulbub habe ich gern gemalt", sagt Joachim Schild, "aber in der Renten-Zeit konnte ich mit dem Malen so richtig loslegen." Die Schönheiten der Erde wie des Weltalls haben es ihm angetan, gern auch mal das Pferd der Tochter.
Auch als Gründer der Aquarienfreunde einen Namen gemacht
Doch in den vielen Jahren, die Joachim Schild mit seiner Familie in Bad Neustadt gelebt hat, hat er sich auch als Gründer des Vereins der Aquarienfreunde einen Namen gemacht. Schließlich stand er 25 Jahre dem Verein vor und machte unter anderem mit einem selbst konstruierten Aquarium aus Holz auf sich aufmerksam.
Das Konstruieren und Planen liegt Joachim Schild auch kurz vor seinem 95. Geburtstag noch immer im Blut. So recht vorstellen kann er sich die Anordnung seiner Bilder in den Schaufenstern des Kunstvereins nicht. Das würde er lieber ganz genau planen und nicht spontan vor Ort beim Aufhängen entscheiden. Aber auch für den Kunstverein ist diese Art des Ausstellens neu. "Wir würdigen mit dieser Schaufenster-Ausstellung das Schaffen unseres ältesten Mitglieds", betont der Vorsitzende Csaba Horovitz.
Die Redaktion dieser Zeitung schließt sich den Glückwünschen zum 95. Geburtstag gerne an. Die Ausstellung der Werke von Joachim Schild ist in den Schaufenstern des Kunstvereins in der Bauerngasse 7a vom 15. bis 30. Januar zu sehen.
