Als Kind und Jugendlicher war er begeistert dabei. Bei den Jungpionieren wie bei den Thälmannpionieren und natürlich auch in der Freien Deutschen Jugend. Als Thomas Lukow erwachsen wurde, erblickte er hinter der Fassade der "Deutschen Demokratischen Republik" jedoch die Diktatur und wollte fliehen. Was ihm monatelange Haft in Bautzen eingebracht hat. Im Rhön-Gymnasium erzählte Lukow auf Einladung der Hanns-Seidl-Stiftung zum wiederholten Male aus seinem Leben in und mit der DDR.
In Ost-Berlin ist Thomas Lukow aufgewachsen und hat eine Entwicklung vom Jungpionier bis zum Staatsfeind der DDR hingelegt. Bis heute wird er nicht müde, in Schulen von seinem Leben in einem Unrechtsstaat zu erzählen. Es geht ihm dabei nicht um die Abrechnung mit der Diktatur der DDR, vielmehr will er den Blick der jungen Menschen schärfen und sie dazu animieren, genau hinzusehen was sich politisch rings um sie so tut.
Natürlich, keiner der zuhörenden Oberstufenschüler des Rhön-Gymnasiums war zu Zeiten der DDR schon auf der Welt. Die Einheit Deutschlands jährt sich in diesem Jahr zum 30. Mal. Umso wichtiger ist es, dass Zeitzeugen wie Thomas Lukow auf das gewesene Unrecht in diesem ach so sozialistischen Staat in Ostdeutschland auch im 21. Jahrhundert noch hinweisen.
So erzählt er seine "Karriere" in den Jugendorganisationen seiner Zeit. Als er das blaue Halstuch, das weiße Hemd und das blaue Käppi der Jungpioniere bekam und ganz stolz war. "Für Menschen mit Behinderung gab es keine Rollstühle, aber kleine Panzer mit Trabi-Motoren für die Jungpioniere", berichtet er. Nach den Jungpionieren warteten die schon größeren Thälmannpioniere auf ihn, von dort ging es in die "Freie Deutsche Jugend".
Beim riesigen Jugendfestival 1979 hat er Trompete gespielt und Erich Honeckers Rede gelauscht. "Ich war so erzogen", sagt Lukow heute. "DDR, Sozialismus, alles toll!" Lange vorgehalten hat diese Meinung bei ihm aber nicht. Nachdem er in Berlin die brutalen Machenschaften während einer Demonstration mitbekommen hatte, tritt er aus der Freien Deutschen Jugend aus. Dass er sich damit sämtliche beruflichen Chancen in der DDR selbst beraubte, war ihm durchaus klar.
Von da an wuchs die Kritik von Thomas Lukow, der längst in einer Band Musik machte und den klitzekleinen Raum für kritische zwischen-den-Zeilen-Texte in den Liedern nutzte. Doch irgendwann wollte Lukow einfach nur noch weg. Was jedoch schief ging und nach dem Fluchtversuch mit 20 Monaten Haft quittiert wurde. Vom einst begeisterten Jungpionier war er zum Staatsfeind geworden, auch eine Karriere.
"Alles in der DDR war verlogen", sagt er heute mit Blick zurück. Aus den Jungpionieren sollte natürlich der sozialistisch getrimmte Nachwuchs der DDR herangezogen werden. Wer nicht mitmachte, war in allen Belangen außen vor. Also blieb den jungen Leuten gar nichts anderes übrig, als sich einzufügen in das System DDR. Was das jedoch mit Freiheit und gar mit Demokratie zu tun haben sollte, kann Lukow bis heute nicht beantworten, weil es nicht zu beantworten ist. "Es war eben alles verlogen in der DDR."