
Das Herbstfest gehört längst traditionell zum Fränkischen Freilandmuseum Fladungen dazu. Nach zweijähriger pandemiebedingter Pause herrschte am ersten Oktobersonntag wieder geschäftiges Treiben. Der durchdachte Aktionstag unter dem Motto "Museumsreif" lockte große und kleine Besucher mit Vorführungen, Mitmachstationen, Speis und Trank rund um die Erntezeit. Dabei lief einem das Wasser im Mund zusammen. Nachmittags verzauberten Alphornbläser ihr Publikum, auch das Rhön-Zügle war mit Volldampf unterwegs. Eine lange Schlange an der Kasse zeugte bereits vom großen Interesse. Doch kaum war die erste Hürde genommen, standen Entschleunigung und Genuss auf dem Programm.

Besonders Kinder beobachteten begeistert, wie die jahrhundertealte Methode der Obstkonservierung funktioniert. Gerne ließen sich Aaron Marschall und Klaus-Dieter Spiegel bei der Arbeit zuschauen. "Äpfel und Birnen müssen reif sein", erklärten sie. Zuerst wird das Obst gewaschen und entkernt. Wichtig ist, dass die Früchte nur einlagig ausgebreitet- und ab und zu gewendet werden. Durch den Wasserentzug beim Dörren bleiben leicht ledrige, köstliche Vitaminbomben übrig. Hier ist allerdings Geduld gefragt, denn unvollständig getrocknete Früchte schimmeln. Anschließend besitzt das Obst – je nach Sorte – nur noch zehn bis 30 Prozent seines ursprünglichen Feuchtigkeitsgehalts. Seit Mitte der Woche wurde fleißig vorgearbeitet. Wie viel Kilogramm sind denn durch die Hände des eingespielten Teams gegangen? "Keine Ahnung, aber es waren viele, sehr viele", schmunzelte Klaus-Dieter Spiegel und öffnete ein Tütchen mit einer Kostprobe.
Cleverness und Kombinationsgabe waren gefragt
Wer frische Äpfel bevorzugt, war bei Adam Zentgraf am Streuobstmarkt genau richtig. Sowohl dessen Säfte als auch Apfelwein, Apfelbier und Hochprozentiges fanden reißenden Absatz. Die Führung "Esse un dränke wie domols" zeigte, was früher in den Bauernstuben auf den Tisch kam. Kluge Köpfchen mussten beim Quizspiel manch harte Nuss knacken; neben Cleverness und Kombinationsgabe waren zudem Muckis gefragt – mit Hilfe von Mama und Papa ein Spaß für die ganze Familie. Danach schmeckten Knacker, Brot und Kartoffelsuppe am Brotzeitstübchen besonders gut. Süßschnäbel bevorzugten "herzige" Waffeln am Stiel oder Bauernkrapfen.

Im 19. Jahrhundert noch europaweit bekannt, ist die Strohmarketerie heutzutage ein fast vergessenes Kunsthandwerk. Dank dieser speziellen Einlegetechnik entstehen aus Stroh Schmuckstücke, Wanddekorationen oder Möbel – "alles Unikate", freute sich Melanie Reichert über das rege Interesse. So bunt wie deren filigrane Schätze leuchteten auch unzählige, selbstgebastelte Herbstblätter in der Sonne.
Historische Gewänder aus dem Jahr 1910
Nachmittags erfüllten Töne der Alphornbläser Schwarze Berge das Areal. Musikerinnen und Musiker aus verschiedenen Teilen der Rhön bereicherten den Aktionstag um traditionelle und moderne Alphornmusik. "Das klingt wunderbar friedlich", meinte ein älteres Ehepaar gerührt und spendete kräftigen Applaus.

Eigentlich seien sie eine Line-Dance-Gruppe, aber diesmal habe man – passend zum Anlass – historische Gewänder des Jahres 1910 gewählt, berichteten drei gutgelaunte Herrschaften und strahlten bereitwillig in diverse Kameras. Ihr Fazit: Im Fränkischen Freilandmuseum gingen die Uhren anders und das sei gut so. Oder, um es mit den Worten von Linus (10) zu sagen: "Voll cool hier, kein bisschen langweilig."