An diesem Freitag gibt es Zeugnisse. Darin steht schwarz auf weiß, wie sich Schülerinnen und Schüler das Jahr über angestrengt haben. Vier Schulleiterinnen und Schulleiter aus Rhön und Grabfeld blicken auf ihre eigene Schulzeit zurück und verraten, ob sie strebsam nach guten Noten geheischt haben oder recht gelassen auf die Jahreszeugnisse geblickt haben.
1. Anja Erhart, Schulleiterin der Verbandschule Untereßfeld: „Eine Fünf oder eine Sechs hatte ich nie“
"An wirklich schlechte Noten in meinen Zeugnissen, also eine Fünf oder eine Sechs, kann ich mich nicht zurückerinnern. Vielleicht hatte ich im Gymnasium mal eine Vier in Mathe oder Physik, weil ich diese Fächer nicht so gemocht habe.
In der Volksschule war ich eine sehr gute Schülerin und habe den Zeugnisübergaben deshalb immer recht gelassen entgegengesehen. Angst hatte ich jedenfalls keine, war aber etwas aufgeregt, denn die Aushändigung der Zeugnisse am Schuljahresende war auch für mich immer etwas Besonderes. Nach meiner Schulzeit an der Volksschule in Sulzfeld und am Gymnasium in Bad Königshofen machte ich 1990 ein recht passables Abitur mit einer Zwei vor dem Komma.
Wenn wir an diesem Freitag an unserer Schule in den Klassen eins bis vier die Zeugnisse aushändigen, wird das in entspannter Atmosphäre erfolgen. Sollten Eltern mit den Noten ihrer Sprösslinge nicht zufrieden sein, rate ich dazu, nicht zu schimpfen. Besser ist, ruhig und sachlich mit dem Kind über das Zeugnis zu sprechen und Ursachenforschung zu betreiben."
2. Achim Libischer, Rektor der Udo-Lindenberg-Mittelschule in Mellrichstadt: "Es wäre mehr drin gewesen"
"Heute kann ich gelassen sagen: Es wäre mehr drin gewesen. Ich war ein durchschnittlicher Schüler, mit Höhen und Tiefen in der Laufbahn. Die naturwissenschaftlichen Fächer wie Physik und Chemie sind mir immer schwergefallen, bei den Fremdsprachen habe ich mich deutlich leichter getan. Wenn ich meine Schulhistorie betrachte, lief es nicht immer reibungslos – in der Jugend sind eben andere Dinge wie Freunde oder Sport auch mal wichtiger als Schule. Hier sollte man sich eine gewisse Entspanntheit bewahren.
Mein Tipp an junge Leute: Es ist wichtig, zu erkennen, wann es darauf ankommt, und dann Einsatz zu bringen. Mein Vater hat damals versucht, mich finanziell zu locken und einen Geldwert für gute Zeugnisnoten ausgegeben. Das System hat bei mir aber nur sporadisch funktioniert. Und bei einem insgesamt doch recht mittelmäßigen Zeugnis ist er mir bis heute fünf Mark für die einzige Eins schuldig geblieben – da muss ich meinen Vater mal wieder dran erinnern.
Insgesamt hatten wir im Freundeskreis alle nicht die besten Noten und stehen heute erfolgreich im Berufsleben. Unabhängig vom Notendurchschnitt, kann ich also als gutes Beispiel dafür dienen: Wenn du weißt, wofür du etwas machst, dann hängst du dich auch rein."
3. Stefanie Mott, Kreuzbergschule Bischofsheim: "Mathe war keine Option"
"Im Gymnasium hatte ich größere Probleme in der Oberstufe im Fach Mathematik. Damals konnte man ein Fach glücklicherweise noch ablegen. Im Abitur gab es dann eine Biologieprüfung. Zuerst versuchte ich noch, durch viel Übung das Fach zu meistern, irgendwann musste ich mir eingestehen, dass das einfach nicht meine fachliche Stärke ist. Ich versuchte durch viel Übung, das Grundlegende der Themen zu meistern und rettete mich dadurch auf noch einigermaßen erträgliche Noten.
Dafür war ich sehr sprachbegabt, hatte tolle Leistungen in den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch und Latein. Das bestärkte mich und ließ mich über mein "schwaches Fach Mathematik" hinwegsehen. Das Ganze zog sich auch durch mein Lehramtsstudium, Mathematik wäre keine Option gewesen, dafür studierte ich Hauptfach Deutsch mit drei anderen Nebenfächern. Meine Lieblingsfächer sind bis heute das Fach Deutsch und die Fremdsprache Englisch.
Bei schlechten Noten: Nicht den Kopf in den Sand stecken, weiter daran arbeiten. Aber auch Schwächen eingestehen, man kann nicht überall gut sein. Jeder hat Schwächen und Stärken. Trotzdem sich eine Auszeit – die Ferien – gönnen, erst einmal abschalten und dann wieder kraftvoll und mutig neu starten."
4. Christian Dahl, Wirtschaftsschule und FOSU/BOS: "Ich war furchtbar verliebt"
"Ich werde nie vergessen, als ich einmal einen Fünfer in Mathematik geschrieben habe, weil ich so furchtbar verliebt war. Ich konnte mich einfach nicht auf die Arbeit konzentrieren. Das war damals in der Mittelstufe.
Immerhin: Bei der nächsten Probe war ich dann wieder besser. Ich habe mir den Fünfer einfach nicht zu Herzen genommen und wieder neu angefangen, so sollte man auch mit einer Niederlage umgehen. Zur damaligen Zeit wollte ich noch unbedingt zur See fahren und nicht Lehramt studieren.
Ein wichtiger Tipp, den ich für Schülerinnen und Schüler habe: Geht auf die Lehrerinnen und Lehrer zu und lasst Euch beraten. Die machen das gerne. Vielleicht haben die auch einen Tipp, wie man seinen Arbeitsstil verbessern kann. Bleibt außerdem unbedingt wissbegierig."