Exotische Vierbeiner wie Lamas und Alpakas sind ja nicht mehr selten. Ein nicht allzu häufiger Anblick auf einer Koppel dürften allerdings Kamele sein. Gleich vier hat Cosima Böttger auf dem Reiterhof, den sie gemeinsam mit Ehemann Walter Koch in Saal führt. Nein, zum Reiten nutzt die Eigentümerin die wolligen Vierbeiner nicht, "das sind unsere Kuscheltiere" und tritt auch umgehend den Beweis an.
Nur ein Ruf und Kassandra hebt den Kopf auf der Weide, um umgehend der Stimme zu folgen. Mit ausholenden Schritten stampft das mächtige Tier heran. Etwas beängstigend wirkt das Tempo, mit dem das eine halbe Tonne schwere Exemplar heranstürmt. Erst kurz vor dem Besucher am Zaun bremst die fünfjährige Stute ab, streckt den Kopf nach vorn, reibt ihre Wange erst an einer Wange des verblüfften Gasts, um dann zur anderen Seite zu wechseln. Ihr Odem streicht direkt am Ohr vorbei, als ob es etwas flüstern wollte. Ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Genauso erging es der Besitzerin, als sie zum ersten Mal mit einem Kamel in Kontakt trat.
Durch Zufall aufs Kamel gekommen
Gegenüber ihrem Mann habe sie vor einigen Jahren – als sie noch eine Praxis für therapeutisches Reiten betrieb - einmal geäußert, dass es ihr Kamele äußerst angetan hätten. Durch Zufall habe sich kurze Zeit später ein Zirkus in Saal aufgehalten, der Kontakt zu einem anderen Zirkus im Schwäbischen vermittelte, erzählt Cosima Böttger. Als sie die Tiere besichtigten, benahmen sie sich genau so wie bei dem jetzigen Besuch: "Sie schmusten mit uns, als ob wir uns seit Jahren kennen. Da war es um mich geschehen".
Drei Tiere erwarb das Ehepaar. Das Älteste starb bald, doch die beiden anderen waren trächtig beim Kauf, so dass schon bald vier Kamele auf der Koppel hinter ihrem Hof sprangen. "Gott sei Dank alles Stuten". Hengste können in der Brunft äußerst unangenehm werden, das soll schon manchen Pfleger das Leben gekostet haben.
Lieber kuscheln, statt reiten
Stuten seien dagegen normalerweise lammfromm, haben aber ein ausgeprägtes soziales Verhalten und verteidigen die Herde oder ihre Jungen, wenn sie sich bedroht fühlen. Zum Reiten nutze sie die Tiere nicht, sie habe es zwar einmal ausprobiert doch rasch das Unbehagen der Tiere gespürt. "Man könnte sie zum Reiten abrichten, doch das wollte ich einfach nicht, mir reicht das Kuscheln".
Das Halten der Tiere sei vollkommen unproblematisch, da Kamele äußerst genügsam seien, was ihrer ursprünglichen Herkunft aus der Mongolei zu verdanken ist. Die ehemaligen Zirkusexemplare befinden sich aber schon seit mehreren Generationen in Deutschland. Ihre Anspruchslosigkeit haben sie dabei aber nicht eingebüßt, mit ein wenig Wasser und Futter halten sie es mehrere Tage aus und können stundenlang laufen. Außerdem zehren sie von dem Fett, das sie in den Höckern einlagern, während Wasser in Magenspalten gespeichert ist.
Darüber hinaus seien Kamele überaus intelligent und gelehrig. Doch bei ihr sollen sie nur ein geruhsames Dasein führen und sich einfach wohl fühlen. Tieren werde allgemein viel zu viel angetan, was sie erleiden müssen, sei manchmal unbeschreiblich. "Dabei kann es eine Zukunft nur durch mehr Achtung vor der Natur und dem Tier geben."