Die Stimmung war gut. Wichtige Prüfungen waren geschrieben und so brach eine große Gruppe von 39 Schülern aus der achten und neunten Jahrgangsstufe des Rhön-Gymnasiums und ihre beiden Begleiter, Brigitte Henneberger und Günther Puchalla entspannt und voller Erwartung zum Schüleraustausch in die französische Partnerstadt Falaise auf.
Nach einer Nachtfahrt war Paris die erste Station der Reise: Frühstück mit Croissants im Café Paul im Quartier Latin. Ein Spaziergang durch Frankreichs Hauptstadt führte unter anderem zur Kathedrale Notre-Dame, zum Louvre mit seiner Pyramide, oder zum Arc de Triomphe du Carrousel mit der herrlichen Perspektive zum Hochhausviertel La Défense und in die Tuilerien. Weiter ging es per Bus: Place de la Concorde, Champs-Élysées, Place Charles-de-Gaulle, Trocadéro, Eiffelturm.
In Falaise angekommen, folgte jeder nach einem kleinen Empfang im College seiner normannischen Gastfamilie in eine neue nicht vertraute Welt. Werden die Französischkenntnisse reichen? Wird alles klappen? Unbegründete sorgen: es klappte – und wie.
Am nächsten Morgen führte die stellvertretende Schulleiterin durch das College des Douits. Danach mussten die Gymnasiasten in Kleingruppen wichtige Punkte in der Innenstadt mittels eines Stadtplans finden und dazu Fragen beantworten. Nachdem so die Stadt „erlaufen“ war, besichtigten die Schüler, unterstützt durch ein Tablet, das Château und erarbeiteten unter Anleitung der französischen Kunstlehrerin eine Illustration für ein mittelalterliches Bestiarium. Und das alles auf Französisch.
Das Wochenende gehörte den französischen Gastfamilien. Ein deutscher Schüler erwies sich als Spezialist für die Süßspeise Creme brulée, die er mit seiner Gastfamilie zubereitete, ein anderer fuhr mit seiner Gastfamilie nach Paris zum Fußball-Länderspiel, viele verbrachten mit der Familie einen Tag am Meer, oder spielten Gesellschaftsspiele mit ihren neuen französischen Bekannten. Zwei volle Tage in Frankreich, wie sie kein Tourist je erleben kann.
Am Montag fuhr die Gruppe in das Hafenstädtchen Arromanches am Kanal. Dort errichteten die Alliierten 1944 den künstlichen Hafen Mulberry „B“, der im Zweiten Weltkrieg den Nachschub für die alliierten Streitkräfte sicherstellte. Nach der Besichtigung des Musée du Débarquement schlenderten die Schüler am Strand entlang und durch das Hafenstädtchen, bevor es dann zur Tapisserie de Bayeux ging. Die Ereignisse, die schließlich im Jahre 1066 zur Landung des Heeres von Wilhelm dem Eroberer in Hastings führten, wurden 1070 durch feinste Stickereiarbeit verewigt. Seit 2007 gehört dieses Werk zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.
Der Dienstag war dem Mont-Saint-Michel an der unmittelbaren Grenze zwischen der Normandie und der Bretagne gewidmet. Nach Anstieg, der durch die 41 Einwohner zählende Gemeinde führte, wartete die Abtei (ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe) an der Spitze der felsigen Insel im Wattenmeer.
Nach soviel Kultur fand am Mittwoch gemeinsamer Unterricht statt. Eine Gruppe ging mit den Austauschpartnern in den Geschichtsunterricht. Thema: Freiheit und Sicherheit. Dort wurde besprochen, wie man sich bei einem Amoklauf oder terroristischen Anschlag auf dem Schulgelände verhalten sollte. Die zweite Gruppe hatte Musikunterricht in französischer Sprache, in dem ein Chanson eingeübt wurde.
Kulinarisch wurde es, als es im Bus nach Livarot ins Pays d?Auge zur Käserei Graindorge ging, wo man in dem kleinen Museum die Entstehung der berühmten normannischen Käse nachvollziehen kann. Für manche Nasen war der leichte Käseduft jedoch etwas zu aufdringlich.
Am vorletzten Tag ging es in die Würzburger Partnerstadt Caen. Der Vormittag war noch einmal dem Zweiten Weltkrieg gewidmet. Im Mémorial de la Paix in Caen konnte man die schrecklichen Szenen der jüngeren Vergangenheit multimedial nacherleben, was einen emotional nicht unbeteiligt ließ.
Der Abschied von der Gastfamilie fiel nicht immer leicht. Auf einem Fragebogen, den die deutschen Gymnasiasten auf der Heimfahrt nach Bad Neustadt ausfüllten, notierten viele, dass sie sehr gerne noch in Falaise geblieben wären. Schließlich sei ihnen die französische Lebensart nicht mehr fremd, und die Franzosen seien zu Freunden geworden.