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BAD KÖNIGSHOFEN
Viele Ängste rund um die Funkzähler
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:48 Uhr

Erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt: Mit dieser Reaktion hatten Bürgermeister Thomas Helbling und die Mitarbeiterinnen des Zweckverbandes zur Wasserversorgung der Gruppe Mitte nicht gerechnet. Das Vorhaben, flächendeckend „Ultraschallzähler mit Fernauslesung“, wie die neuen funkgesteuerten Wasseruhren offiziell heißen, einzuführen, stößt auf heftigen Widerstand.

Bisher sind rund 500 Widersprüche eingegangen. Bei rund 3300 Anschlussnehmern sind das weit über zehn Prozent. Zum Vergleich: In Oberelsbach, wo ebenfalls die Funkzähler eingebaut werden sollen, gibt es etwa 1300 Anschlüsse und bisher rund 70 Widersprüche. Es könnten noch deutlich mehr werden, denn Widerspruch kann man auch einlegen, wenn die Uhren schon eingebaut sind.

Das Ziel der Bad Königshofener Stadtverwaltung, durch die Vereinfachung des Ablese-Vorgangs Zeit, Arbeitskraft und schließlich auch Geld zu sparen, scheint damit in Gefahr. „Wir wollten nur den Service für unsere Kunden verbessern“, betonen die Zweckverbands-Mitarbeiterinnen Susanne Katzenberger und Ivonne Kambs gegenüber dieser Redaktion. Ursprünglich gab es sogar das Vorhaben, jeden Monat quasi präventiv mit dem Messwagen durch die Straßen mit den Funkzählern zu fahren, um mögliche Lecks und größere Wasserverluste zeitnah und vor allem punktgenau festzustellen.

Denn ein kaputter Spülkasten, aus dem über Wochen und Monate unbemerkt Wasser wegläuft, kann hohe Kosten verursachen.

Das Vorhaben liegt allerdings auch schon wieder bei den Akten, nachdem aus Datenschutzgründen nur eine so genannte „anlassbezogene“ Messung zulässig ist. Das heißt, für die Jahresabrechnung und, wenn im Wasserwerk die Meldung eingeht, dass in einem bestimmten Bereich hohe Wasserverluste auftreten. Als weitere Gründe für den Zählertausch nennt der Zweckverband in seinem Infoblatt die absolute Keimfreiheit der neuen Geräte, die aus Kunststoff bestehen, und somit keinerlei Bleianteil mehr besitzen.

Angst vor Überwachung

Argumente, die Funkzählergegner zur Kenntnis nehmen, aber sie nicht überzeugen können. Zu groß ist die Angst vor Überwachung, Technikpannen und vor allem der Strahlung. Die entspricht laut Infoblatt zwar allen nationalen und Internationalen Normen und ist deutlich kleiner als etwa bei der Mobilfunknutzung, lässt aber die Befürchtungen der Gegner nicht schwinden.

Wobei Helga Werner aus Wollbach von der Bürgerinitiative gegen Funkwasserzähler einräumt, dass die in den standardisierten Widerspruchstexten auf grünem Papier genannten Gründe, wie „informelle Selbstbestimmung“, „Zwangsdigitalisierung“ oder „Unverletzlichkeit der Wohnung“ letztlich vor allem Hebel darstellen, um mit dem Widerspruch Erfolg zu haben. Ängste gebe es natürlich wegen der Strahlung, aber auch beispielsweise davor, dass die Daten von Einbrechern gehakt werden könnten, die dann wüssten, wann niemand zu Hause ist.

Für den Zweckverbandsvorsitzenden und Bürgermeister Thomas Helbling sind vorgefertigte Widersprüche in erster Linie ein großes Ärgernis. Vor allem, weil seiner Meinung nach nicht ersichtlich ist, von wem die Widersprüche verfasst wurden. Wobei sich Helga Werner keinerlei Schuld bewusst ist. „Die Leute sind zu uns gekommen, mit der Bitte um Formulierungshilfe.“

Mittlerweile sind an alle Haushalte die gelben Infozettel des Zweckverbandes verteilt worden. Mit der Folge, dass es jetzt die ersten Rückzieher bei den Widersprüchen gibt. Bis zu den Sommerferien will man bei der Stadt die Entwicklung auf alle Fälle noch abwarten, um dann zu entscheiden, ob die Funkzähler tatsächlich eingebaut werden sollen.

 
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  • B. Z.
    1. Die verteilten Zettel sind grün.
    2. Es muss "informationelle Selbstbestimmung" heißen.
    3. Schon die jetzigen Zähler sind bleifrei und die neuen Zähler ohne Funkmodul sind absolut keimfrei.
    4. Die Wasserräte hätten sich besser juristisch informieren sollen, bevor sie eine so datenschutzrechtlich fehlerhafte Satzung beschließen.
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