Das Thema Gentechnik bewegt die Landwirte in der Rhön. Rhön-Grabfeld ist zum Beispiel offiziell ein gentechnikanbaufreier Landkreis. Wie aber sieht es mit der Fütterung von Tieren aus. Verantwortliche des Biosphärenreservats, der Bauernverbände aus dem Biosphärenreservat und Landwirtschaftsexperten aus der Region sprechen sich für gentechnikfreie Futtermittel in der Rhöner Landwirtschaft aus.
Peter Hamel von der Einkaufsgemeinschaft „Gentechnikfreie Futtermittel Vogelsberg“ warb bei einer Infoveranstaltung des Bauernverbands Fulda-Hünfeld für die gentechnikfreie Fütterung in der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Es sei nachgewiesen, dass Gen-Konstrukte aus gentechnisch veränderten Futtermitteln auf landwirtschaftliche Nutztiere übertragen wurden. Es erfolge also kein vollständiger Abbau.
In Australien seien im Tierversuch an Mäusen, die mit Generbsen gefüttert wurden, deutlich erhöhte Lungenkrankheiten nachgewiesen worden. In England sei es zu erhöhten Krebsraten bei Versuchen mit gentechnisch verändertem Mais bei Ratten gekommen. Italienische Wissenschaftler hätten bewiesen, dass Gen-Konstrukte in der Milch nachweisbar sind. Aus Amerika werde von einer zunehmenden Unfruchtbarkeit bei Schweinen und Rindern bei Verabreichung von gentechnisch verändertem Futter berichtet.
Im Vogelsberg haben sich 127 Mitglieder zu einer Einkaufsgemeinschaft zusammengetan. Insgesamt kaufen sie jährlich rund 10 000 Tonnen gentechnikfreies Soja ein, das über österreichische und Schweizer Händler bezogen wird. Aufgrund der hohen Menge seien die Preise mit denen von konventionellem Soja vergleichbar.
Manfred Münker, Berater für Milchviehbetriebe beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, zeigte anhand seiner Versuchsreihen auf, dass es auch ganz ohne Soja, egal ob gentechnisch verändert oder nicht, geht. Beim klugen Einsatz von Mais- und Grassilage sowie Rapsexstraktions-Schrot oder Raps-Presskuchen seien die Futterkosten pro Kuh bei gleicher Milchmenge und Tiergesundheit sogar absenkbar.
Eine weitere Alternative zum Soja wurde von Agrarberater Johannes Fischer von Ettenstatt vorgestellt. Für ihn sind Grascops ein echter Ersatz für Soja. Dabei handelt es sich um spezielle Heu-Trocknungen. Aber auch der Luzerne-Anbau in Verbindung mit der anschließenden Verarbeitung zu Cops werde zunehmend interessanter, aufgrund des hohen Eiweißgehaltes des Futters.
Fischer empfahl der heimischen Landwirtschaft, sich mit Blick auf die zu erwartenden weltweit steigenden Futtermittelkosten und den absehbaren Futtermittelmangel auf heimische Ressourcen umzustellen. Aus seiner Sicht könnte Luzerne eine Zukunftspflanze für die Rhön werden. Sven Euen, Vorstandsmitglied des Verbands „Lebensmittel ohne Gentechnik“ führte aus, dass die Mehrheit der europäischen Verbraucher sich deutlich für eine gentechnikfreie Fütterung ausspricht und eine entsprechende Deklarierung von Lebensmitteln wünscht. Leider gebe es bislang aber keine EU-Mehrheit, um eine Deklarierung „mit Gentechnik“ bei Lebensmitteln durchzusetzen.
Hubert Beier, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, wies darauf hin, dass die Rhön bereits seit 2007 eine gentechnikfreie Anbauregion ist.