Zur Vernissage ihrer Ausstellung "dreiARTig" hatten die drei Fotokünstler Carmen Spitznagel (Waldberg), Matthias Poppe und Eva Repp-Poppe (beide Bischofsheim) ins Bischofsheimer Rentamt geladen.
Margarete Voll hielt die Laudatio dieser Vernissage. Als Freundin des Hauses Repp-Poppe freute sie sich, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen und wies zunächst auf die Fülle an Kunstschaffenden hin, die es in Bischofsheim und Umgebung gab und gibt.
Eva Repp-Poppe kennt man eigentlich als Fahrlehrerin, weiß wenig darüber, dass sie als junge Frau Kunstgeschichte studierte, sich beständig weiterbildete und erst in späteren Jahren voll ihrem künstlerischen Ausdruck widmen konnte.
Eva Repp-Poppe fotografiert und verwendet die Aufnahmen als Vorlagen für Siebdruckarbeiten, erstellt Collagen. Sie begrenzt Motive auf das Wesentliche und erschafft Bilder in reduzierter Farbigkeit. Von jeder Arbeit, die eine Fülle handwerklicher Fähigkeiten und Zeit erfordert, fertigt sie eine Serie von acht bis zehn Bildern an. Dann beginnt sie etwas Neues.
Dabei verwendet sie ungewöhnliche Materialien, recycelt Altes und Vorhandenes und erschafft Neues damit. Ihre aktuellen Ausstellungsstücke fertigte sie auf Dämmplatten als Träger für die Siebdrucke an, deren Eigenstruktur durchaus gewollt als Gestaltungselement dient. Die Farbigkeit ist stark reduziert. Dunkle, dezente Töne und klare Konturen bestimmen die Bilder. Sie stellt zudem selbstgefertigte Schmuckstücke aus Papier aus und einige bunte Gemälde, für die sie sich Inspiration in Mexiko holte.
Erst spät zur Fotografie gefunden
Carmen Spitznagel lebt und arbeitet in Waldberg, kam erst spät zum Fotografieren. Ihre Fotowerke sind allerdings weltweit bekannt, wie ein Blick auf die Liste ihre Ausstellungen zeigt. Ihre Leidenschaft gehört der Schwarzweißfotografie, durch die sie bei Fotowettbewerben schon viele Erfolge erzielte. "Nebelleben", "Lichtstuben" oder "Melancholie" sind nur einige ihrer Fotoserien, die durch Reduzierung auf das Wesentliche bestechen und teils romantische oder mystische Stimmungen zaubern.
Die Idee für die in Bischofsheim gezeigte Bilderserie "Floral Dreams" entstand während des Lockdowns. Spitznagel experimentierte mit Pflanzen, fror sie hierfür sogar ein, legte sie auf einen weißen Untergrund - teils in milchige Flüssigkeit - und nahm sie mittels Mehrfachbelichtung übereinander auf. Bei diesen Arbeiten hält sie ihre Kamera über die Motive und entscheidet in dem Moment, wie das fertige Foto aussehen wird. Sie nutzt den Computer höchstens, um die Farbigkeit der Fotos in monochrome Töne zu wandeln. Die Bilder zeigen äußerst zartgliedrige und durchscheinende Pflanzen, Bilder, die fast flüchtig wirken und bei deren Betrachten man unwillkürlich den Atem anhalten will.
Die dritte "Art" zeigt Matthias Poppe, ebenfalls aus Bischofsheim. Auch er ist erst vor einigen Jahren richtig Zeit zum Fotografieren genommen, obwohl er sich schon in Kindheit und Jugend intensiv damit beschäftigte. Im Rahmen dieser Ausstellung während des Bischofsheimer Stadtfestes zeigt er kleine, bezaubernde Details der Stadt, über die man sonst gerne hinwegsieht. Gerne wechselt er den Blickwinkel und zeigt so andere Facetten bekannter Motive. Ein Foto zeigt den Blick auf die Achse der Wendeltreppe des Rentamtes aus der Vogelperspektive oder den Blick aus dem Stadtturm über das Kirchendach hinweg. Die Madonnenfigur an einer Hauswand in der Ludwigstraße zeigt er im morgendlichen Streiflicht und erweckt sie so zu einer ganz eigenen Lebendigkeit.
Es ist nie zu spät, etwas neues zu beginnen
Ein kleines Fotobuch mit Fotografien jüdischer Friedhöfe liegt zum Anschauen bereit und zeigt Orte, die dem Vergessen ausgesetzt sind und er damit davor bewahren möchte - auch eines seiner Fotoprojekte, die er mit Leidenschaft pflegt.
In ihrer brillanten Laudatio zieht Margarete Voll noch mehr Vergleiche. Alle drei Künstler sind "Vorbilder, im fortgeschrittenen Alter etwas neu zu beginnen oder bis zu großem Können voranzutreiben". Die Drei eint die lokale Verbundenheit und mit ihrer unterschiedlichen Kunst-Art möchten sie die Aufmerksamkeit des Betrachters lenken.
Wie zur Bestätigung schlug die Glocke der Kirchturmuhr drei Mal.
Matthias Poppe griff in Anschluss zu seiner Gitarre, die er zur Begrüßung schon einmal gespielt hatte und sang dazu für die Besucher der Vernissage, die im Anschluss gerne noch im Hof des Rentamtes verweilten.
Die Ausstellung "dreiARTig" – Fotografie trifft Druckgrafik im Bischofsheimer Rentamt, mit Werken von Carmen Spitznagel, Eva Repp-Poppe und Matthias Poppe, ist noch am 27.7.2024 und 28.7.2024 von 11 bis 18 Uhr zu besichtigen.