"Früh aufgestanden, nasse Füße bekommen und zehn Kitze gerettet", sagt Iris vom Verein Tierfinder Rhön in Bastheim. Sie erzählt weiter, dass das kleine Kitz, geschützt von Luzernen und Klee, eingerollt, wie ein Hörnchen in der Wiese lag. Iris ist eine der Helferinnen im Verein Tierfinder Rhön, initiiert vor mehr als einem Jahr von Andreas Pfister aus Bastheim. Er legte bei einem Pressegespräch eine stolze Bilanz vor. Konnte man in der ersten Saison 2021 insgesamt 26 Rehkitze vor dem Mähtod retten, so waren es in diesem Jahr bislang bereits an die 50. Erfreulich für den Verein, dass diesem mittlerweile drei Drohnen mit Wärmebildkamera zur Verfügung stehen, sodass man landkreisweit jederzeit einsatzbereit ist.
Der Verein Tierfinder Rhön ist mittlerweile bei vielen Landwirten und Jägern bekannt, die die Mitglieder informieren, bevor sie eine Wiese in der Zeit mähen, in der die Rehe ihre Kitze zur Welt bringen. Vor allem an Waldrändern waren die Einsatzgebiete, da die Rehmütter in den nahegelegenen Wiesen ihre Kitze ablegen. In diesen beliebten Setzgebieten können, so schätzt Andreas Pfister, schon mal ein bis drei Kitze pro Hektar liegen.
Es werden immer mehr Mitglieder
Erfreulich nennt er die steigende Anzahl der Mitglieder im Verein, die sich mittlerweile bei 70 einpendeln. Damit können bis zu drei Teams gleichzeitig im gesamten Landkreis Rhön-Grabfeld unterwegs sein. Dies sowohl in der Rhön als auch im Grabfeld. "Wir werden immer öfter angerufen und kommen natürlich gerne, auch wenn wir dazu früh aufstehen müssen," sagen die Mitglieder, die im Alter von 10 bis 77 Jahren sind.
Bei den Suchaktionen sind oft die Landwirte mit dabei, die ja gesetzlich verpflichtet sind, vor der Mahd die jeweilige Wiese nach Jungtieren abzusuchen. "Genau da konnten wir dann helfen", sagt Andreas Pfister. Es gibt jeweils einen Piloten und Copiloten für die Drohnen, womit das jeweilige Gebiet in einer Höhe von bis zu 60 Metern überflogen wird. Die hochauflösende Wärmebildkamera zeigt den genauen Ablageort des Tieres. "Damit können wir gezielt die Stelle finden und das Kitz aus der Gefahrenzone nehmen, zum Beispiel in einem Korb und natürlich mit Handschuhen und tragen es an den Waldrand, so dass die Rehmutter es findet", erklären die Tierretter aus der Rhön. Ein Einsatz startet am Mähtag sehr früh, nämlich bereits gegen 4 Uhr. Die Piloten, Copiloten und Helfer treffen sich mit dem Landwirt oder Jäger an der Wiese und fliegen die Mähflächen mit Drohne und Wärmebildkamera ab.
Die effektivste Art, die Tiere ausfindig zu machen
Immerhin ist dies die effektivste Art, Rehkitze ausfindig zu machen, fügt Andreas Pfister an. Auf seinem Bildschirm erkennt der Pilot einen kleinen weißen Punkt und kann die Helfer per Funkgerät zu dem Tier lotsen. Die Drohne hat eine Suchkapazität von zwei Minuten pro Hektar und kann dadurch in kurzer Zeit eine große Fläche abdecken. "Man bekommt damit einen kompletten Überblick über die Wiese und durch einen Flugplan, der automatisiert abgeflogen wird, ist die Sicherheit gegeben, dass die gesamte Fläche abgedeckt wird und keine Lücken bleiben." Warum der Flug in den Morgenstunden stattfinden muss, erklären die Tierretter damit, dass dann die Temperaturunterschiede zwischen Kitz und Umgebung ideal sind. Bei einer Sonneneinstrahlung würden auch andere warme Stellen angezeigt werden.
Wer den Verein Tierhilfe Rhön unterstützen möchte, kann dies durch eine Mitgliedschaft über www.tierfinder-rhoen.de oder unter dem Spendenkonto: IBAN: DE 67 7906 9165 0000 8532 83 BIC: GENODEF1MLV VR-Bank Rhön-Grabfeld tun.