Vor drei Jahren hat die Leuphana-Universität in Lüneburg erstmals zu einer Utopie-Konferenz aufgerufen und dank prominenter Beteiligung ein großes Echo erfahren. Ende August dieses Jahres war es nun wieder so weit. Doch an der Uni in Lüneburg in Gruppen diskutieren geht in Zeiten von Corona schlecht. Deshalb gab es mehr als 120 sogenannter Utopie-Camps in ganz Deutschland, aber auch in den Nachbarländern.
Überall diskutierten Menschen über "utopische" Themen wie bedingungsloses Grundeinkommen, radikale Gastfreundschaft, ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur und vieles mehr. Zwei der Camps fanden im Landkreis Rhön-Grabfeld statt.
Praxisnahen Projekten und visionäre Ideen
Gemeinsam in kleinen Gruppen über die Zukunft der Welt nachdenken und den Wohlstand von morgen anhand von praxisnahen Projekten mit visionären Ideen oder inspirierenden Fragen definieren, ist das Ziel der bewusst weit gefassten Themen der Utopie-Konferenz. "Es schwirrt viel utopische Energie herum", freute sich Mitorganisatorin Annette Roggatz beim abschließenden Pressegespräch über die beiden Utopie-Camps, die im Landkreis stattfanden.
Auf dem Kreuzberg wurde im Bruder-Franz-Haus zum Thema "Wie schöpfen wir ein kollektives Bewusstsein für die Müllproblematik und ihre Auswirkung auf lokaler und globaler Ebene?" diskutiert, in Bad Neustadt zum Thema "Die Innenstadt als Nukleus - Wege in eine lebendige Stadt".
Alle Ideen können neue Impulse vertragen
Beides sowohl regionale wie überregionale Themen, die durchaus von Utopien geleitet neue Impulse vertragen können. Interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich zu beiden Themen, die zunächst völlig unabhängig organisiert wurden und erst kurz vor den jeweiligen Utopie-Camps aufeinander aufmerksam wurden.
Ein besseres kollektives Bewusstsein für die Müllproblematik will Peter Diestel (Fridays for Future) in den Menschen hervorrufen. "Wir müssen Müll als Wertstoff betrachten, nicht allein als negativen Begriff", sagte Diestel. Gemeinsam mit Organisatoren Dagmar Richter und Andreas Schiebe und weiteren Teilnehmern wie Pater Korbinian vom Kloster Kreuzberg nahm sich dieses Utopie-Camp den Kreuzberg als Beispiel.
Zu viel Müll rund um den Kreuzberg
Viel zu viel Müll fliegt dort in den Wäldern, an Weg- wie Straßenrändern herum. Weggeworfen von Menschen, die zum Kreuzberg fahren, um die Natur zu genießen, die sie auf diese Art und Weise aber selbst (zer-) stören. Neben der Müllvermeidung wurde auch viel über besseres Recycling diskutiert.
"Wir sind alle Akteure", sagte Annette Roggatz nach Ende des Utopie-Camps zur Stadtentwicklung in Bad Neustadt. "Die Bevölkerung will und kann aktiv werden und mitgestalten." Unabdingbar hierfür sei die bessere Nutzung vorhandenen Potentials, das die Innenstadt noch viel mehr ausschöpfen könnte. Mit entsprechend mutigen Ideen, versteht sich. Gemeinsam mit Norbert Dietzel, Sabine Nasner und weiteren Teilnehmern will Annette Roggatz am Thema Innenstadt dran bleiben und nicht allein eine einmalige utopische Idee entwickeln.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen mehr als 120 Utopie-Camps wollen auch weiterhin am utopischen Ball der Universität Lüneburg bleiben. Im kommenden Jahr soll wieder an der Leuphana Universität live miteinander diskutiert und so Ideen für eine bessere Welt entwickelt werden.