
Eine überraschende Entdeckung machten Arbeiter der Firma Haschke aus Bad Königshofen bei der Erneuerung der Ortsdurchfahrt im Rahmen des Kreisstraßenbaus. Dieser Tage stießen sie auf dem Berthold-von Sternberg-Platz (Plan) vor dem Schloss auf eine mit zum Teil zugehauenen Sandsteinen ausgemauerten zwölf Meter tiefe Brunnenstube. Bis auf einige Wurzeln und ein Betonrohr in rund drei Meter Tiefe sieht man nichts. Vermutlich wurde dieses Rohr 1903 bei der Anlage des Friedrichsbrunnens als Überlauf eingesetzt. Wasser war auf dem Grund des Brunnens nicht mehr festzustellen. Vermutlich reichte er einst bis zum Grundwasserspiegel.
Jetzt stellte sich natürlich die Frage, wann der Brunnen angelegt worden sein könnte? Es ist nicht auszuschließen, dass dieser ehemals Bestandteil der 1199 fertiggestellten Burg Sternberg, dem Vorgängerbau des 1666-1669 erstellten heutigen Schlosses Sternberg, war.
Berthold von Sternberg war 13 Jahre lang Bischof in Würzburg
Den Besitz in Sternberg und Umgebung nahmen die Grafen von Henneberg im 12. Jahrhundert vom Stift Eichstätt zu Lehen. Heinrich, der Sohn des Henneberger Grafen Boppo V. von Irmelshausen, nannte sich 1199 nach Sitte der Zeit erstmals nach der in seinem Auftrag errichteten Burg "de Sterinberg". Heinrich folgte im väterlichen Besitz sein Sohn Albert. Alberts Brüder Hermann, Heinrich und Berthold wurden Domherren in Würzburg und die 1262 genannte Sophia von Sternberg war Nonne im adeligen Frauenkloster Wechterswinkel.

Der berühmteste der nur in drei Generationen auftretenden hennebergischen Grafen von Sternberg war Berthold von Sternberg. Er war von 1274 bis 1287 der 44. Bischof von Würzburg und Herzog von Ostfranken. Nachdem Bertholds Bruder Albert von Sternberg keine erbberechtigen Nachkommen hatte, starb das edle Geschlecht derer von Sternberg aus. Verschiedene niederadeligen Geschlechter bewohnten in der Folgezeit die Burg, bevor sie im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) weitgehend zerstört und auf Teilen ihrer Grundmauern unter den Truchseß von Wetzhausen von 1666 bis 1669 das neue viertürmige Barockschloss errichtet wurde.
Der Brunnen wurde nach dem Bau des neuen Schlosses wohl nicht mehr gebraucht
Der Brunnen dürfte nach dem Schlossneubau nicht mehr gebraucht worden sein. An seine Stelle trat als Wasserspender der heute noch stehende, im Volksmund genannte Brünnkasten, und die benachbarte Wieth vor dem Schloss. Diese erhielten nun ihr Wasser von einer Quelle am Büchelberg Richtung Zimmerau, das mittels Holzteicheln ins Dorf geleitet wurde.
Was wird jetzt aus dem historischen Brunnen? Sulzdorfs Bürgermeisterin Angelika Götz wurde durch Bauleiter Jürgen Unger informiert und entschied, dass dieser keinesfalls eingeebnet, sondern unbedingt erhalten wird. Tilman Wanke vom Landesamt für Denkmalpflege nahm nun im Beisein von Peter Hümpfner vom Bauamt der VG Bad Königshofen, Bauleiter Jürgen Unger, Polier Raimund Bischof von der Firma Haschke sowie dem Kreisheimatpfleger den Brunnen in Augenschein.

Wanke bestätigte die Vermutung des Heimatpflegers, dass der Brunnen im Mittelalter angelegt worden sein könnte. Er riet davon ab, wie vorgeschlagen, die Brunnenstube mittels Plexiglasscheibe abzudecken und zu beleuchten. Damit habe man andernorts keine guten Erfahrungen gemacht und schon nach einigen Jahren die Abdeckung abgebaut. Warnke riet vielmehr, den Brunnen mit einem Betondeckel zu verschließen und den Brunnen im darüber zu verlegenden Pflaster kenntlich zu machen.
Auf einer Schautafel vor dem Schloss könne dann die Geschichte des Brunnens in Wort und Bild den Besuchern näher gebracht werden. Ein von Andreas Scholz mit spezieller Technik aufgenommener Film ist ebenfalls ein wichtiges Dokument des historischen Denkmals. Bürgermeisterin Angelika Götz sicherte zu, dass die Gemeinde dafür Sorge tragen wird, dass der wohl über 800 Jahre alte Brunnen und dessen Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.