

Lange Zeit hielt Siegfried Schwinn seine aus Holzstäbchen gemachten Kunstwerke vor der Öffentlichkeit zurück. So ist es zu erklären, dass erst jetzt das Wasserschloss Unsleben mit seiner Fachwerk-Romantik in einer Teilansicht vorgestellt werden kann. Mit Feingefühl fertigt der Hobbykünstler in Miniatur idyllische Schlösser und Burgen, Kirchen und Kapellen aus Holz. Der gelernte Fabrikarbeiter stammt aus Zimmerau, einem Ortsteil der Gemeinde Sulzdorf an der Lederhecke, und lebt heute in Sylbach im Landkreis Haßberge.
Schon in der Schule fiel er mit schönen Malereien und anderen kreativen Arbeiten sehr positiv auf. Beim Nachbau des Unslebener Schlosses im Maßstab 1:100 setzte Siegfried Schwinn Holzstäbchen auf Holzstäbchen und Holzstab auf Holzstab. Eine Abbildung der romantischen Schlossanlage und eine Skizze dienten ihm als Vorlage, um loszulegen. "Das prächtige rote Fachwerk bepinselte ich mit roter Farbe und die Fenster fertigte ich mit Kunststoff- und Balsaholz", sagt er. Mehr als 2000 Bastelhölzer verbaute der Hobbykünstler in die ausgewählte Schlossansicht, wie er nachrechnete.
Paradebeispiel eines fränkischen Rittersitzes
Die trutzige Burg, wie das Schloss auch genannt wird, liegt im Gebiet der vorbeifließenden Streu und ist das vorzeigbare Beispiel eines fränkischen Rittersitzes, heißt es in der Geschichte. Von dem Flüsschen zweigt der Mühlgraben ab, der den Schlossgraben speist. Für die Imitation der Fachwerk-Perspektive setzte Siegfried Schwinn auch Streichhölzer ein. Größtenteils Sperrholz kam für den Unterbau zum Einsatz. Als Handwerkszeug lagen Schere, Messer und viel Klebstoff bereit.

Zunächst maß der Hobbykünstler vor Ort den Grundriss des ausgewählten Objektes aus. Seine Frau Gisela war dabei und stellt sich mit einem Zollstock vor das Bauwerk. Der Hobbykünstler machte davon verschiedene Fotos und schätzte damit die Höhe des ausgewählten Gebäudes ab. So ersparte er sich eine mühevolle Vermessung. Normalerweise zählt der Bastelkünstler die Arbeitsstunden nicht bei seinen Miniaturen. Doch er erinnert sich, dass das Schloss Unsleben drei Monate in Anspruch nahm. Obwohl er nur eine Teilansicht der Schlossanlage mit ihrer mittelalterlichen Stimmung nachbaute, stand bei der Verwirklichung manchmal ein kaum zu übersehendes Maß an Arbeit an.
Geduld zahlte sich aus
Fleiß und Geduld aber zahlten sich aus: Heraus kam als Ergebnis eine hübsche Schloss-Variante der Fachwerk-Romantik, die das Auge erfreut. Aufmerksam geworden war Schwinn auf das Wasserschloss Unsleben, als er in einem Buch über Burgen und Schlösser in Rhön-Grabfeld geblättert hatte, wie er erzählte. Wie einige andere historische Anlagen, war ihm auch das unter Denkmalschutz stehende Gemäuer bis dahin eher unbekannt gewesen. Das Wasserschloss Unsleben stammt aus dem zwölften Jahrhundert und steht im Eigentum von Christoph Graf zu Waldburg-Wolfegg, der es mit seiner Familie bewohnt. Wie seine Frau Viktoria Gräfin zu Waldburg-Wolfegg auf Anfrage mitteilt, geht der Familienbesitz bereits auf das Jahr 1750 zurück. Heute werden in den historischen Schloss-Räumen in einem stilvollen Ambiente gerne Hochzeiten gefeiert und es gibt auch Ferienwohnungen, die genutzt werden.