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ALSLEBEN/UNTERWEISSENBRUNN
Und sie brennen dennoch weiter
Ines Renninger
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:49 Uhr

Alkohol brennen ist für Karlheinz Zeis aus Alsleben, Gebietsvertreter des Fränkischen Klein- und Obstbrennerverbands Rhön-Grabfeld, ein Lebensgefühl. Eines, das er übrigens nicht direkt bedroht sieht durch das nahende Ende des deutschen Branntweinmonopols. Auch wenn er selbst entspannt in die Zukunft blickt, weiß er: „Für andere Brenner bricht die Welt zusammen.“

Seit Jahrzehnten stützt der Staat durch das Branntweinmonopol die heimischen Betriebe, indem er ihnen für Rohalkohol eine Absatzgarantie zum Festpreis gibt. Der Staat kauft den Rohalkohol für Industriezwecke, also etwa für Kosmetik und Arzneien – Schnaps wird über diesen Kanal nicht produziert.

Die Geschichte des Monopols

Fast ein Jahrhundert lang wurden auf diese Weise Brennereien unterstützt. Die Monopolverwaltung war im Jahr 1918, von Kaiser Wilhelm II gegründet worden, um die durch den Ersten Weltkrieg ruinierten Staatsfinanzen aufzubessern. Wegen des europäischen Wettbewerbsrechts wurde das Monopol schon vor langer Zeit gekippt und stufenweise zurückgefahren – für den Bund war es ohnehin längst ein Defizitgeschäft. Am 1. Januar 2018 ist das Monopol endgültig Geschichte.

Neun von zehn am Monopol orientiert

Die Abhängigkeit der Bauern von der Monopolverwaltung variiert von Region zu Region. „In Franken sind neun von zehn Bauern am Monopol orientiert“, so Hubert Fröhlich, Vorsitzender des fränkischen Obst- und Kleinbrennerverbands.

Rund 100 Brenner gibt es dem Rhön-Grabfelder Gebietsvertreter Karlheinz Zeis zufolge derzeit im Landkreis, die Mehrzahl davon Landwirte, die sich im Nebenerwerb dem Hochprozentigen widmen. Existenzbedrohend werde sich der Wegfall des Monopols auf die meisten wohl nicht auswirken, so Zeis' Einschätzung. Klar würden wohl auch im Landkreis Rhön-Grabfeld Brenner ihre Arbeit einstellen. Die hätten das aus Altersgründen aber vielleicht sowieso in den nächsten fünf Jahren getan, glaubt er.

Großhändler statt Monopol

Er selbst blickt den Neuerungen entspannt entgegen. Schließlich hat er seine Obstbrände auch zuvor schon ab Hof beziehungsweise über Märkte direkt verkauft. Seinen Überschuss beziehungsweise den Rohalkohol, der qualitativ nicht zum Schnaps taugte, habe er sowieso nicht an den Staat, sondern an einen Großhändler verkauft, so Zeis. Er sei damit finanziell gut gefahren, macht er anderen Brennern Hoffnung.

Ähnlich entspannt sind Markus Korb und sein Vater Josef aus Unterweißenbrunn – beide besitzen ein Brennrecht – ob dem Wegfall des Monopols. Dabei wurde in der Vergangenheit viel Alkohol im Hause Korb für das Alkoholmonopol des Staates gebrannt. Unter anderem finanzierte sich Sohn Markus über diese sichere Einnahmequelle die Entwicklung selbst gebrannten Whiskeys.

Umstrukturierung und Fortbildung

Doch das Ende des Branntweinmonopols komme ja nicht überraschend. „Wir haben uns in der Vergangenheit durch verschiedenste Fortbildungsmaßnahmen darauf eingestellt“, berichtet Markus Korb. So absolvierte der Vater als erster im Landkreis die Ausbildung zum Brenner, der Sohn wählte die Ausbildung zum Edelbrandsommelier. Ergänzend pflanzten sie speziell für die Brennerei geeignete Obstsorten.

Ihnen ist aber auch klar: „Für Betriebe, die sich weniger mit einer Umstrukturierung beschäftigt haben, fällt gegebenenfalls ein sicheres Zubrot weg.“ Der Verkauf übers Branntweinmonopol sei „ein Selbstläufer“ gewesen. Wolle man künftig weiterbrennen, gelte es einen „anderen Elan“ mitzubringen und unter Umständen auch in punkto Investitionen in die Offensive zu gehen. „Die Frage ist natürlich auch, wie sich die Alkoholpreise am Markt verändern“, so Markus Korb.

Das Unberechenbare

Dass die Preise beim Großhändler künftig stark einbrechen werden, glaubt Karlheinz Zeis nicht. „Natürlich, der Markt wird es regeln.“ Gebe es in einem Jahr viel Obst, wird der Preis wohl etwas nach unten gehen. Alles in allem ist er aber optimistisch. Das Unberechenbare gehört für ihn auch irgendwie zum Schnapsbrennen dazu. Ein klasse Apfel mache nicht zwangsläufig einen guten Brand, manchmal aber doch. Mitunter liege gerade in diesem Überraschungsmoment der Reiz. „Wir arbeiten mit Naturprodukten.“ Da sei eben nicht ein Jahr wie das andere. Karlheinz Zeis kann damit leben.

Wenn das Branntweinmonopol ausläuft, fällt für viele Brenner ein sicheres Zubrot weg. Einige reagieren mit Umstrukturierungen.
Foto: G. Fischer | Wenn das Branntweinmonopol ausläuft, fällt für viele Brenner ein sicheres Zubrot weg. Einige reagieren mit Umstrukturierungen.
 
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