15 Jahre besteht der Reiseladen von Dorothee Fries in diesem Jahr. Eigentlich ein Grund zur Freude, wäre da nicht die Corona-Krise. „Ich könnte jeden Tag weinen, wenn ich nach Hause komme und erkenne, dass ich neun Stunden lang wieder nur Stornierungen abgewickelt habe.“ sagt Dorothee Fries.
Natürlich könnte sie ihren Laden in diesen Tagen „dicht machen“. Aber das tue ich meiner Kundschaft nicht an. Ich bin für sie auch in diesen Zeiten da und weiß, dass sie nach Corona wieder zu mir kommen. Mit Tränen in den Augen zeigt sie auf den neu eingerichteten Reiseladen und sagt: Schauen Sie sich um hier geht so vieles kaputt, was ich in 15 Jahren aufgebaut. Von März bis heute liegt der Verlust bei rund einer halben Million Euro. „Mit jeder „erfolgreich“ stornierten Reise schaufle ich mein eigenes Grab wieder ein bisschen tiefer, und das in dem Wissen, dass ich für diese Arbeit nicht nur nichts bekomme, sondern bereits verdientes Geld wieder zurück zahlen muss.“
Riesige Einbrüche
Es sind riesige Einbrüche, die die Besitzerin des Reiseladens hat. Ein Blick in ihren Computer macht dies deutlich: Lagen die Umsätze im April vergangenen Jahres bei knapp 200 000 Euro, so sanken sie in diesem Jahr auf gerade mal 54 Euro. Hinzu kommen die Provisionen der verschiedenen Unternehmen, die, nachdem die Buchungen storniert wurden, wieder zurück gezahlt werden müssen. Fünf Mitarbeiter hat Dorothee Fries, die allesamt in Kurzarbeit sind, aber auch bezahlt werden müssen.
Wenn die Inhaberin des Reiseladens zurückblickt, stellt sie fest, dass die ersten spürbaren Einbrüche im Januar und Februar kamen. Damals waren es die Flüge und Reisen nach China, die eingestellt wurden. Als dann Mitte März alle Reisen gecancelt wurden, kam der dramatische Einbruch. Dann die Forderungen der Reiseveranstalter, die bereits gezahlten Provisionen wieder zurück zu überweisen. „In den meisten Reisebüros sind diese Gelder aber schon wieder verplant oder zum Ausgleich der Betriebskosten ausgegeben worden“, sagt Dorothee Fries. Wenn dann keine Rücklagen vorhanden sind, sieht es düster für die Existenz aus. „Wie soll man da überleben?“
Allein gelassen von der Politik
Immer wieder verweist sie darauf, dass es sich bei den Reiseläden meist, wie auch bei ihr, um Einzelunternehmen handelt. Das bedeutet, dass sie mit ihrem gesamten Privatvermögen haftet. „Wir fühlen uns von allen, auch von der Politik alleine gelassen,“ sagt sie und nennt den Beginn von Demonstrationen, zum Beispiel in Berlin, Schweinfurt oder Erfurt. Hier habe man Politiker eingeladen, gekommen ist aber nicht einmal eine Handvoll. Diese Demonstrationen waren eine „hau-ruck-Aktion“. Über Facebook wurde dazu aufgerufen und spontan fanden sich in 40 Städten Deutschlands Reisebüros und Busreiseveranstalter, die auf die Straße gingen. „So haben wir uns mittlerweile Gehör verschafft, aber die Unterstützung fehlt noch!“
Ein dickes Lob hat Dorothee Fries für ihren Vermieter, der ihr in dieser Krisenzeit die Miete gestundet hat. „Ich habe zwar eine offene Türe, aber kaum Umsatz und da hilft so ein großzügiges Zeichen der Verbundenheit in Corona-Zeiten.“ Ministerpräsident Markus Söder hatte kürzlich die Menschen aufgerufen, in Bayern Urlaub zu machen. Hilft das den Reisebüros in diesen Krisenzeiten? Dorothee Fries schüttelt den Kopf und sagt, dass einzelne Anfragen schon da sind, vor allem nach Ferienparks und Freizeiteinrichtungen. Gebucht würden diese aber dann meist online.
Dabei hätte sie viele attraktive Angebote parat. Spontan nennt sie einen Urlaub auf dem Hausboot auf der Mecklenburgischen Seenplatte, Urlaubsparadiese und Freizeitparks an der Nord- und Ostsee und vieles mehr. Zusammenfassend meint die Unternehmerin „Ich habe weniger Angst vor dem Virus Corona, sondern vielmehr um meine Existenz und die meiner Mitarbeiterinnen.“