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Bad Neustadt
Umgehen mit der Depression eines Angehörigen: Selbsthilfegruppe in Bad Neustadt gibt Halt und Orientierung
Vor zehn Jahren wurde die Selbsthilfegruppe "Für Angehörige von Menschen mit Depressionen" beim BRK in Bad Neustadt ins Leben gerufen
Eva Schmöger (rechts) leitet seit zehn Jahren die Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Depressionen.  Petra Fuchs, Leiterin Sozialarbeit beim BRK Rhön-Grabfeld (links) dankte ihr für das Engagement.
Foto: Hanns Friedrich | Eva Schmöger (rechts) leitet seit zehn Jahren die Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Depressionen.  Petra Fuchs, Leiterin Sozialarbeit beim BRK Rhön-Grabfeld (links) dankte ihr für das Engagement.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 12.02.2024 18:10 Uhr

Vor zehn Jahren wurde die Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Depressionen beim Roten Kreuz in Bad Neustadt ins Leben gerufen. Man wollte Betroffene und Angehörige unterstützen, sagt Eva Schmöger aus Burglauer.

Sie ist psychologische Beraterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie und begleitet die Gruppe in Bad Neustadt von Anfang an. "Uns ging und geht es darum, den Angehörigen zu vermitteln, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind und auch nicht allein gelassen werden." Gerade für das Familienleben sei das ganz wichtig, sagen Betroffene. "Man muss mit der neuen Situation fertig werden, die das Zusammenleben verändert."

Eine Studie habe ergeben, dass die Depressionen in den vergangenen Jahren enorm zugenommen haben. "Jeder vierte Bürger oder Bürgerin ist betroffen", weiß Petra Fuchs, Leiterin Sozialarbeit beim BRK Rhön-Grabfeld.

Was machen Depressionen mit den Angehörigen?

Eine Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, die oftmals über längere Zeit anhält. "Es sind tiefgreifende Veränderungen im Fühlen, Denken, Wollen und Handeln der Betroffenen, oftmals auch verbunden mit körperlichen Beschwerden." Angehörige wollen den von der Depression Betroffenen stützen und stabilisieren. Das ist eine über alle Maßen fordernde Aufgabe und führt oft dazu, dass die eigenen Bedürfnisse oft in den Hintergrund rücken.

Oftmals werde der Beginn einer Depression zunächst nicht wahr genommen. "Mein Mann zog sich zurück und ich habe mich oft gefragt, ob ich für ihn überhaupt noch existiere", berichtet eine Ehefrau. Wenn nicht der körperliche Zusammenbruch, dem ein Klinikaufenthalt mit der Therapie folgte, gekommen wäre, hätte die Ehe auf dem Spiel gestanden. "Wer das nicht mitgemacht hat, versteht es nicht."

Schmöger: Offen mit der Krankheit umgehen

Gerade deshalb sei es wichtig, mit dieser Krankheit offen umzugehen, erklärt Eva Schmöger. Für sie ist es wichtig, dass die Angehörigen die eigenen Gefühle wahrnehmen und akzeptieren. Nur so könne es gelingen, ein wenig gelassener und optimistischer den Weg mit dem Betroffenen zu gehen. Mittlerweile hätten auch Kliniken die wichtige Arbeit der Selbsthilfegruppen erkannt und würden sie bei ihren Behandlungen von Menschen mit Depressionen einbeziehen.

Für Angehörigen sei der Umgang mit der Krankheit oftmals ein Wechselbad der Gefühle, sagt Eva Schmöger. Dabei sei es eben wichtig, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse nicht zu vergessen und in Selbsthilfegruppen die notwendige Kraft zu schöpfen.

Selbsthilfegruppe als geschützter Raum

Möglich ist das beim BRK Kreisverband Rhön-Grabfeld einmal im Monat, und zwar jeden zweiten Mittwoch von 19 bis 21 Uhr in der Sonnenstraße in Bad Neustadt. "Wir sind eine offene Gruppe, das bedeutet, dass jeder kommen kann. Man muss sich auch nicht abmelden, wenn man einmal nicht dabei sein kann. Die Gesprächsrunde ist offen. Es gilt die Schweigepflicht für all das, was in der Gruppe besprochen wird. Es ist ein geschützter Raum", fügt Eva Schmöger an.

Was hat sich in den vergangenen zehn Jahren geändert? Festgestellt hat sie, dass sich die Klientel verschoben hat. Waren es in den Anfangsjahren meist die über 50-Jährigen, so sind es heute oft Jugendliche, aber auch Eltern und junge Erwachsene. Nach wie vor würden jedoch auch die Depressionen im Alter zunehmen.

Dabei ist sich die psychologische Beraterin sicher, dass die Zahl der Menschen mit Familienangehörigen, die unter Depressionen leiden, weit höher ist. Klar ist ihr, wie auch Petra Fuchs, dass sich immer noch viele Betroffenen nicht trauen, eine Beratung in Anspruch zu nehmen, oder sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. "Ich habe auch zwei Anläufe gebraucht, bis ich mich entschlossen habe, mich der Gruppe anzuschließen und heute bin ich froh, es getan zu haben", bestätigt eine Betroffene. Genau diese Angst möchte Eva Schmöger allen nehmen, wenn sie sagt: "Es kann hilfreich sein zu erfahren, dass andere Menschen Ähnliches erleben."

 
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