zurück
Ostheim
Umgebauter Rosinenbomber auf Schatzsuche über der Rhön
Eine tieffliegende Propellermaschine sorgte in Ostheim und Fladungen in den vergangenen Wochen für Aufsehen. Die Maschine war  auf einer besonderen Erkundungstour.
Für Aufsehen sorgte die betagte Maschine, als sie in geringer Höhe mehrfach die Rhön überflog, um dabei Bodenschätze aufzuspüren.
Foto: Eckhard Heise | Für Aufsehen sorgte die betagte Maschine, als sie in geringer Höhe mehrfach die Rhön überflog, um dabei Bodenschätze aufzuspüren.
Eckhard Heise
 |  aktualisiert: 14.04.2021 02:15 Uhr

So  mancher Fladunger und Ostheimer hat in den vergangenen Wochen öfters mal den Kopf eingezogen. Nicht wegen der Kälte, sondern weil über den Köpfen ein tief fliegender Rosinenbomber unterwegs war, und man nicht so genau wusste, ob das Flugzeug nicht gleich zur Notlandung ansetzen würde.

Schließlich stellte sich heraus, dass es sich um eine zweimotorige Maschine des schottischen Unternehmens Bell Geospace handelte, das auf der Suche nach Bodenschätzen die Region mehrfach überflog. Die Aufmerksamkeit des Piloten galt allerdings weniger der bayerischen Rhön als vielmehr dem thüringischen Teil und dem Thüringer Wald. Zu Ostern waren die Flüge abgeschlossen, jetzt geht es an die Auswertung.

Erinnerungen an die Luftbrücke

Aufsehen erregend war nicht nur die geringe Höhe, mit der das Flugzeug über Boden  flog, sondern auch der Typ. Denn bei der betagten Propellermaschine handelte es sich um eine modifizierte DC -3 wie sie einst als "Rosinenbomber" bei der Berliner Luftbrücke in die Geschichte einging. Ein Blick in das Innere gleicht tatsächlich einem Gang zurück in die Flugtechnik der 50er Jahre.

Flugtechnik von Gestern: Die modifizierte DC-3 soll aber für Messflüge genau die richtigen Flugeigenschaften besitzen.
Foto: Eckhard Heise | Flugtechnik von Gestern: Die modifizierte DC-3 soll aber für Messflüge genau die richtigen Flugeigenschaften besitzen.

Etwas anders verhält es sich dagegen mit der Messtechnik, die sich an Bord des Fluggeräts befindet. Die Firma mit Sitz in Edinburgh bedient sich eines Verfahrens, mit dem die unterschiedlichen magnetischen Strahlungen der verschiedenen Bestandteile im Erdboden und Gestein gemessen werden. Je tiefer die Maschine dabei fliegt, desto genauer sind die empfangenen Daten. Es werden also keine Strahlen ausgeschickt, sondern nur die natürlichen Kräfte etwa von Erzvorkommen aufgezeichnet.

Auf der Suche nach Kupfer

Ein Hauptaugenmerk der luftigen Schatzsuche galt dem Kupfer. Wie das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz auf Nachfrage dieser Redaktion mitteilt, liegt der Kupferabbau in Thüringen viele Jahrzehnte zurück. Die Firma "Kupfer Copper Germany, Mannheim", als Auftraggeber für die Flüge, habe eine bergrechtliche Erlaubnis zum Aufsuchen von Kupfer, Blei, Zink, Silber, Gold, Zinn, Wolfram, Molybdän, Vanadium, Kobalt, Nickel, Kalisalzen, Steinsalz und Sole. Die Genehmigung sei im November 2017 auf fünf Jahre erteilt worden und betreffe eine Fläche von etwa 926 Quadratkilometern.

Nähere Erkenntnisse über Kupfervorkommen liegen für den Bereich um die Rhöner Gemeinde Oberkatz vor, etwa zehn Kilometer nördlich von Fladungen. Dort wurden zu DDR-Zeiten in den 60er Jahren Bohrungen vorgenommen, die jedoch nur eine geringe Ergiebigkeit anzeigten, weshalb eine Ausbeutung als nicht rentabel angesehen wurde. Inzwischen bewegt sich der Kupferpreis weit jenseits damaliger Verhältnisse und steuert aktuell auf ein Rekordhoch zu. Während um das Millennium herum die Tonne etwa 2000 Euro kostete, wird an der Börse schon damit gerechnet, dass in diesem Jahr noch die 10 000-Euro-Marke geknackt werden könnte.

Ein Blick ins Innere.
Foto: Eckhard Heise | Ein Blick ins Innere.

Jetzt geht es an die Auswertung

Ob überhaupt Funde gemacht wurden, steht jedoch noch lange nicht fest. Die Auswertung könnte Monate, ja sogar Jahre dauern, da die Messergebnisse mit früheren Erkenntnissen abgeglichen werden müssen. Laut des Bamberger Bergamts Nordbayern hat es in der Rhön noch keinen Abbau von Kupferlagerstätten gegeben. Dem bayerischen Amt liegt auch kein Antrag für Erkundungsflüge vor. Einem Abbau geht zudem ein umfassendes Genehmigungsverfahren voraus, da eine Schürfung von Rohstoffen mit einer Vielzahl von Belangen wie Landschafts-, Natur- und Trinkwasserschutz konkurriert.

Darüber hinaus sollen die Erfolgsaussichten einer Lufterkundung äußerst gering sein. Ein Mitarbeiter des weltweit agierenden schottischen Unternehmens spricht von einer Quote von etwa eins zu tausend.

Abwechslungsreicher Einsatz

Aber wenigstens hat die drei- bis vierköpfige Crew an Bord des Flugzeugs die Flüge über die Region genossen, sagt eines der Mitglieder in einem Interview. Oftmals fänden die Messungen in recht kargen Regionen oder gar über Meeren statt, was dann sehr langweilig sei.

Je nach Wetterlage werden täglich rund 400 Flugkilometer absolviert. Hier erlebten sie nach ihrem Start in Erfurt eine sehr abwechslungsreiche Region, die sie noch dazu sehr genau kennenlernten, da sie die Oberfläche in einem Abstand von 80 Metern und in Streifen von 250 Metern Breite überflogen. "Wir sind sehr glücklich, dass wir über so eine schöne Landschaft fliegen können", beteuert Geophysiker Stefan Kuna.        

 

  

   

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Ostheim
Eckhard Heise
Flugzeuge
Flüge
Geophysiker
Gerät
Kupfer
Messtechnik
Unternehmen
Wetterlagen
Zink
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top