"Da habt Ihr aber lang gebraucht, bis Ihr mich eingeladen habt", lautete die spontane Reaktion von HSC-Gründer Sepp Schmitt, als Moderator Wolfgang Kitscha zur Begrüßung im Gewölbekeller des Bad Neustädter Caritashauses stolz erwähnte, dass es das 178. Erzähl-Café sei, in dem "Mr. Handball" im Mittelpunkt stehe - und schon war klar, welchen Charakter die amüsante Plauderstunde haben würde.
Der nächste Überraschungseffekt ließ nicht lange auf sich warten, denn Sepp Schmitt honorierte das ehrenamtliche Engagement des Erzähl-Café-Teams auf seine besondere Weise: Er übernahm die Kosten für die liebevoll gestaltete Bewirtung der Gäste mit Kaffee und Kuchen.
Selbstständigkeit als "Anlügeberater"
Die Verblüffung wechselte die Seiten, als Kitscha den HSC-Gründer bat, ins Thema "Sport ist mein Leben" mit der Kindheit einzusteigen. Sie begann wenige Wochen vor der Zerstörung Würzburgs am 1. Januar 1945 und hatte nur eine Chance, weil der Vater das Gewölbe abgestützt hatte. Im Anschluss an die Handelsschule machte Sepp Schmitt eine Banklehre, den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit als "Anlügeberater", wie er sich selbst scherzhaft betitelte, unternahm er 1968, als ihn die Investment-Idee begeisterte. Er arbeitet immer noch und zählt zu seinen größten Kunden keinen Geringeren als Dirk Nowitzki.
Mit der größten Bewunderung sprach Sepp Schmitt von diesem Ausnahme-Sportler, dem er bei seinen ersten Korbwürfen in Amerika zujubelte, einmal auch zusammen mit der Heustreuer Blaskapelle, und dessen Abschiedsspiel er ganz bestimmt vor Ort verfolgen wird.
Der Name Nowitzki spielte im Leben von Sepp Schmitt schon vor Dirks Aufstieg eine Rolle, allerdings steuerte die Verbindung nicht der Basket-, sondern der etwas kleinere Handball. Gemeinsam mit Dirks Vater war Schmitt bei der TG Würzburg aktiv, seine Spielerkarriere führte über Schweinfurt nach Bad Neustadt zum VfL. Lange Zeit war man noch auf dem Großfeld unterwegs, aber "das viele Laufen hat mir nicht gefallen", so der begnadete Handballer, um den herum dann der Stern des HSC aufging.
Sepp Schmitt als Außenminister
Eine Reihe von Weggefährten glühte im Erzähl-Café noch einmal vor Begeisterung, als es um die sportlichen Erfolge ging, die man erringen konnte, ein Höhepunkt war sicher die Pokalbegegnung gegen die damalige Top-Mannschaft vom VfL Gummersbach. Spielernamen brachten ein Leuchten in die Augen, grenzenlose Bewunderung löste es noch heute aus, dass es Sepp Schmitt gelang, lange vor der Wende die beiden tschechischen Trainer Jindrich Krepindl und Vladimir Haber zu verpflichten. "Ich war damals bayerischer Außenminister", kommentierte Sepp Schmitt seine grenzüberschreitenden Aktivitäten in dieser Zeit und würzte sie mit einer Fülle an Anekdoten.
Nicht nur auf lokaler Ebene setzte sich Schmitt sein Leben lang für den Sport ein, er engagiert sich auch im Kuratorium Deutsche Sporthilfe und zollt vor allem den behinderten Spitzensportlern den größten Respekt. Eine ganz besondere Beziehung besteht zwischen Schmitt und dem Boxer Artem Harutyunyan, der bei den Olympischen Spielen in Rio die Bronzemedaille gewann. Damit er sich in den Jahren vorher trotz seiner geringen Mittel angemessen auf die Europameisterschaft vorbereiten konnte, stellte ihm Schmitt ein Auto zur Verfügung. Als Artem den Sprung an die Spitze geschafft hatte, bekam Schmitt das Auto zurück - "das habe ich noch nicht erlebt, denn die meisten wollen dann eigentlich eher mehr."
Schon als Jugendlicher stand Sepp Schmitt als Schulsprecher, Mannschaftsführer, Hundertschaft-Sprecher immer vorne dran. Nach eigener Einschätzung hat er einiges erreicht, weil er seinen Weg mit einem festen Willen ging, sich nicht aus der Spur bringen ließ, aber auch ein bisschen Glück hatte.