Die Ukraine hatte am 24. August 1991 im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion ihre Unabhängigkeit offiziell erklärt, seitdem wird der Tag als Nationalfeiertag begangen. Nachdem auch im Landkreis Rhön-Grabfeld viele Flüchtlinge aufgenommen wurden, lag es nahe, diesen Tag feierlich zu begehen. Die Idee dazu hatte Egon Pfister aus Eichenhausen, der selbst ukrainische Familien betreut, diese begrüßten die Pläne und sicherten ihre Mithilfe zu. Auf dem Marktplatz mischten sich zahlreiche ukrainische Landsleute, viele bekleidet mit den typischen verzierten Blusen, unter die Anwesenden.
In seiner Ansprache, die von Iryna Zhmurtchuk übersetzt wurde, dankte Pfister der Stadt Bad Königshofen, dessen Bürgermeister Thomas Helbling den Marktplatz für das Fest freigegeben hatte. Speziell das Grabfeld habe eine gute Willkommenskultur entwickelt, sagte Pfister. Ein Beispiel, wie die Stadt davon profitiert, sei die Anstellung von Ukrainern in der FrankenTherme zur Ergänzung des Teams.
Erfolgreiche Integration durch den Sport
Er lobte alle, die zum Gelingen des Festes beigetragen haben, von den Köchinnen der ukrainischen Spezialitäten bis zur Organisation des Sekt- und Weingetränkestands und der Spielstation. Pfister erwähnte die erfolgreiche Integration durch Sport, bei Fußball, beim Tischtennis und beim Schach. Er danke allen Wohnungseigentürmern, die Wohnraum für Flüchtlinge vermietet haben. "Fühlen sie sich wohl im Grabfeld und vergessen sie heute mal die Probleme in der alten Heimat, feiern sie mit uns ihren Unabhängigkeitstag", rief er den Anwesenden zu.
Stellvertretender Landrat Bruno Altrichter überbrachte die Grüße des Landkreises. Es sei allgemein bekannt, warum das Feiern des Unabhängigkeitstags für die Ukrainer in der Heimat nicht möglich ist, durch das Fest zeige man seine Solidarität. Es sei eine gute Idee, den Tag zu begehen mit allen, die eine neue oder vorübergehende Heimat hier gefunden haben.
Stellvertretender Bürgermeister Peter Kuhn hieß die Anwesenden im Namen der Stadt willkommen und erinnerte daran, dass bereits Ende März 2022, also knapp vier Wochen nach dem Beginn des Krieges durch Russland, die Grabfeldallianz mit der Stadt Bad Königshofen erste Flüchtlinge aus der Ukraine hierher gebracht und aufgenommen hat. Bauhof, Helfer und eine Unterstützer-Gruppe haben das ehemalige Haus St. Michael vorbereitet, damit eine vorläufige Unterkunft zur Verfügung steht.
Landtagsabgeordneter Steffen Vogel nannte es unvorstellbar, dass in Europa, nur wenige Flugstunden von Deutschland entfernt, ein Krieg herrscht. "Einen irrsinnigen Schwachsinn" nannte er das Vorgehen. "Was hat Putin von einem Land, das er vorher kaputt gemacht hat?" Er dankte allen helfenden Händen in Deutschland, die dazu beitragen, dass die rund eine Million Ukrainer aufgenommen werden konnten. Gemeinsam mit Polen hat Deutschland die meisten Flüchtlinge untergebracht.
Der Erlös der Feier des Unabhängigkeitstages wird an Klaus Höhn übergeben, der im September das Geld persönlich in der Ukraine übergeben wird. Der Schwerpunkt der Verwendung der Spenden liegt bei der medizinischen Versorgung. Er hoffte, dass der Krieg bald beendet werden kann und dass die Unterstützung weiter anhält, sagte Höhn. Die Nationalhymnen von Deutschland und der Ukraine erklangen, was für emotionale Momente sorgte. Mit lustigen Weisen, gespielt von der Prominentenband, ging man zum gemütlichen Teil des Abends über, der von bangen Blicken in den Himmel begleitet wurde, denn Gewitter war angesagt, das aber zum Glück ausblieb.