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Bad Neustadt
Überlandwerk: seit über 100 Jahren Strom für die Rhön
Freuen sich über die Ausstellung: (vorne, von links) Landrat Thomas Habermann, Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Pfeiffer, Abteilungsleiter Stromvertrieb, Geschäftsführer Dipl.-Kfm. Joachim Schärtl und Geschäftsführer Dipl.-Ing. (FH) Roland Göpfert der Überlandwerk Rhön GmbH.
Foto: Ilona Sauer | Freuen sich über die Ausstellung: (vorne, von links) Landrat Thomas Habermann, Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Pfeiffer, Abteilungsleiter Stromvertrieb, Geschäftsführer Dipl.-Kfm. Joachim Schärtl und Geschäftsführer Dipl.-Ing.
Bearbeitet von Michael Petzold
 |  aktualisiert: 11.11.2021 02:39 Uhr

Im Rahmen der Ausstellungsreihe im Foyer des Landratsamtes Rhön-Grabfeld präsentiert sich die Überlandwerk Rhön GmbH im November. Die Ausstellung kann von Montag bis Freitag während der Öffnungszeiten des Landratsamtes besucht werden. Die Ausstellung ist ein Highlight, mit dem die Überlandwerk Rhön GmbH ihren Gesellschaftern zum 100jährigen Jubiläum ein besonderes Geschenk gemacht hat. Das bisher unveröffentlichte Fotomaterial bildet jeweils in Dekaden die Geschichte der Elektrifizierung am Beispiel der Rhön ab.

Am 29. März 1920 gründeten Gemeinden aus allen Teilen der Rhön die Überlandwerk Rhön GmbH, um ihre Stromversorgung in eigener Regie zu organisieren, da in dem weitläufigen Gebiet keines der umliegenden regionalen Versorgungsunternehmen den Aufbau eines Stromversorgungsnetzes für wirtschaftlich sinnvoll hielt. Das Unternehmen ist bis heute eigenständig und zu 100 Prozent kommunal, sein länderübergreifender Aufbau ist einzigartig in Deutschland.

Ausbau und Erhalt der Infrastruktur steht mit der Stromversorgung im Mittelpunkt

Nicht Gewinnmaximierung, sondern Ausbau und Erhalt der Infrastruktur sowie die stete Versorgung der Bevölkerung mit Strom, Installationen und Geräten standen und stehen im Vordergrund des unternehmerischen Handelns. Dazu gehörten neben Bau und Unterhalt des Stromnetzes seit jeher der eigene Elektroinstallationsbetrieb für Haushalte, Gewerbe und Landwirtschaft bis hin zu Industrieunternehmen sowie der Verkauf elektrotechnischer Waren in den hauseigenen Fachgeschäften.

Beginnend mit der Errichtung der ersten Stromleitungen in den 1920er Jahren, über die Kriegsjahre bis zur Teilung Deutschlands und damit auch des Unternehmens wird die Geschichte präsentiert; die Wiedervereinigung ermöglichte auch dem Unternehmen, die abgetrennten thüringischen Gesellschaftergemeinden ab 1993 wieder zu versorgen und die Öffnung des Strommarktes und der Umbau der Energieversorgungssysteme im Rahmen der Energiewende runden die Darstellung der Unternehmensentwicklung ab und geben einen Ausblick zu den Herausforderungen der kommenden Jahre.

Mitarbeiter aus Thüringen waren von der Verwaltung in Mellrichstadt abgeschnitten

Seit der Unternehmensgründung bis 1952 kam der Strom für alle Kunden des Überlandwerks aus Kraftwerken in Thüringen, maßgeblich aus dem Kohlekraftwerk in Breitungen an der Werra. Nach der politischen Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die stromtechnische Trennung des Überlandwerks erst im Jahr 1952. Die Bezirksstellen und Mitarbeiter in Thüringen waren von der Verwaltung in Mellrichstadt abgeschnitten, der Strom für die bayerischen und hessischen Kunden kam nicht mehr aus Thüringen. Das Unternehmen stand vor der größten Herausforderung der Unternehmensgeschichte.

Hatte man die Wirtschaftskrise der 1920er Jahre und den Zweiten Weltkrieg überstanden, war wiederum die Solidarität und der Zusammenhalt aller Gesellschafter und Mitarbeiter gefragt. In einer beispiellosen Aktion konnte in kürzester Zeit die Versorgung durch neue, starke Verbindungsleitungen aus dem Raum Bad Kissingen sowie Fulda sichergestellt werden. Die Solidargemeinschaft hatte sich bewährt. In den folgenden Jahrzehnten der Teilung hat man die thüringischen Gesellschafter und Kollegen nie vergessen.

Mit dem Fall der innerdeutschen Grenze war die einmalige Chance gegeben, die Wiedervereinigung des Überlandwerks anpacken zu können. Die thüringischen Gesellschaftergemeinden wurden zu DDR-Zeiten glücklicherweise nie enteignet und nach langen Verhandlungen konnten 1993 bis auf zwei Gemeinden alle thüringischen Gesellschafter wieder im Unternehmen begrüßt und die Versorgung der Gemeinden aufgenommen werden.

Schon nach relativ kurzer Zeit war die Trennung des Unternehmens vergessen und alle Mitarbeiter bewegten sich in ihrem Netzgebiet ohne Gedanken an Landesgrenzen. Das Überlandwerk arbeitet, so wie es der Gedanke der Gründerväter war, in der Rhön für das Wohl und die sichere Versorgung der heimischen Bevölkerung.

Landrat Habermann würdigt die 100-jährige Geschichte des ÜWU

Der absolute Zusammenhalt der Gesellschafter zeigte sich bei der Neuvergabe der Konzessionen. Alle versorgten Gesellschafter-Gemeinden schlossen im Jahre 2018 neue Konzessionsverträge mit dem Überlandwerk für weitere 20 Jahre, beginnend ab 2019. Ein Beweis für diese mittlerweile einhundertjährige Solidargemeinschaft und gleichzeitig das sichere Fundament für die Fortführung des Unternehmens in den kommenden Jahrzehnten. Landrat Thomas Habermann freute sich über die Initiative des bedeutenden regionalen Stromversorgers, die 100-jährige Erfolgsgeschichte im Rahmen der Ausstellung darzustellen. Bei der Ausstellungseröffnung stellte er heraus, wie wichtig die kooperative Zusammenarbeit in der Solidargemeinschaft ist. Als regionaler Stromversorger trage das Überlandwerk Rhön maßgeblich dazu bei, die Energiewende in Rhön-Grabfeld zu befördern. Nicht nur als Versorger, sondern auch als Energieproduzent, unter anderem auf Landkreis-Liegenschaften, sei die Überlandwerk-Rhön-GmbH ein starker und kompetenter Partner.

 
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