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Großbardorf
Übergewicht den Kampf ansagen
Übergewichtige haben es schwer in der Gesellschaft. In Rhön-Grabfeld wird nun eine Selbsthilfegruppe gegründet, um sich gemeinsam den Problemen des Alltags zu stellen.
Jetzt passen beide fast in die ehemalige Hose von Dagmar Feder (links), die mit Marion Marschall eine Adipositas-Selbsthilfegruppe gründet.
Foto: Regina Vossenkaul | Jetzt passen beide fast in die ehemalige Hose von Dagmar Feder (links), die mit Marion Marschall eine Adipositas-Selbsthilfegruppe gründet.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:01 Uhr

Adipositas (Fettleibigkeit) ist ein Tabuthema in unserer Gesellschaft, obwohl laut Robert-Koch-Institut 23 Prozent der Erwachsenen und acht Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland davon betroffen sind. Eine Selbsthilfegruppe für den Landkreis Rhön-Grabfeld gründen jetzt Dagmar Feder aus Dürrnhof und Marion Marschall aus Großbardorf. Sie laden zur Eröffnungsveranstaltung am 12. Februar, 17.30 Uhr, im Kurhaus in Bad Neustadt, Schlossplatz 4, Ärzte, Kurdirektoren, Krankenkassenvertreter, Betroffene und ihre Angehörigen ein.

Aus eigener Erfahrung wissen die beiden Gründerinnen, wie das Leben mit extremem Übergewicht abläuft. "Hinter dem Rücken wird getuschelt, aber keiner fragt nach, warum man so dick ist", berichtet Marschall. Schlanke werden bei Anstellungen bevorzugt, im Klamottenladen werden Dicke dumm angemacht, übergewichtige Kinder werden in der Schule gemobbt. Das Selbstwertgefühl ist oft im Keller, viele Betroffene trauen sich kaum noch in die Öffentlichkeit.

Erfahrungen in der Gruppe austauschen

Adipositas führt häufig zu Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Arthrose und Arthritis, Schlaganfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. "Ab einem bestimmten Bodymaßindex (BMI) kommt man vom Übergewicht allein nicht mehr runter, man braucht ärztliche Unterstützung und eventuell eine Operation", sagt Marschall. Hilfreich ist außerdem eine Selbsthilfegruppe, in der man Erfahrungen austauschen kann und in der es Betroffene gibt, die die speziellen Probleme der stark Übergewichtigen verstehen. Die Angehörigen sollten die Betroffenen unterstützen, schön ist es auch, wenn es einen Freundeskreis gibt, der den Menschen so annimmt, wie er ist.

Man brauche viel Kraft und Durchhaltevermögen, um das Gewicht zu reduzieren, aber daran gehe kein Weg vorbei, sagt Marschall. Sie hat ihr Gewicht vom März 2018 bis jetzt um 50 Kilo, von 155,5 Kilo auf 105 Kilo, reduziert. Geholfen hat ihr eine Magenverkleinerung (Schlauchmagen), eine Operation, die in Würzburg vorgenommen wurde. Zuvor musste sie jedoch ihre Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten ändern und zeigen, dass es ihr mit der Gewichtsreduktion ernst ist. Dabei wurde sie unterstützt durch das Multimodale Konzept und das Adipositas-Referenzzentrum in Würzburg.

Operation ist kein Allheilmittel

"Ich habe viel gelernt", berichtet sie. Sie weiß heute, dass die Operation kein Allheilmittel ist, und wer danach immer noch zu viel isst, kann auch den verkleinerten Magen wieder ausdehnen. Obwohl der Abnehm-Prozess noch läuft, bemerkt sie große Veränderungen: Die Fettleber hat sich zurückgebildet, die Beine sind schlanker, Diabetes und Asthma haben sich verbessert, das Lymphödem ist weg und der Zustand ihrer erkrankten Nieren hat sich leicht verbessert.

Falsche Ernährungsgewohnheiten und zu wenig Bewegung, Frust- oder Belohnungsessen sind oft der Anfang vom Übergewicht. Genetische Veranlagung, bestimmte Medikamente, die Erkrankung der Nebenniere und Schilddrüsenunterfunktion gehören zu den bekannten Ursachen. Dagmar Feder leitet in Würzburg bereits seit 2014 eine Selbsthilfegruppe und weiß, wie wichtig der regelmäßige Austausch ist. Warum einseitige Diäten nichts bringen, warum man sich die teuren Light-Produkte lieber sparen und gesunde Mischkost - aber kleine Portionen - mit viel Gemüse und Obst essen sollte, wie man mit den Krankenkassen verhandelt - es gibt viele interessante Themen. Warenkunde gehört auch dazu. "Ich nehme mir Zeit und lese die Liste der Inhaltsstoffe genau durch", berichtet sie. Zucker und Fett sind die größten Dickmacher.

Treffen an zwei Orten

Die Selbsthilfegruppe Adipositas Rhön-Grabfeld trifft sich abwechselnd an zwei Orten, jeden zweiten Dienstag im Monat im Kurhaus in Bad Neustadt von 17.30 bis 19.45 Uhr, ab 14. März jeden zweiten Donnerstag im Monat in Bad Königshofen im Haus St. Michael von 18.30 bis 21 Uhr. Die Teilnahme ist kostenfrei. Infos und Anmeldungen bei Dagmar Feder, Tel. 016099304792 oder bei Marion Marschall, Tel. 01734690578, E-Mail: m.marschall@posteo.de.

 
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