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Schönau
Überdimensionale Fastentücher lassen Altäre verschwinden
Sehenswert und ungewöhnlich sind die Fasten- oder Passionstücher in der Kirche von Schönau. Sie verhüllen alle drei Altäre noch bis zum Karsamstag. Vermutlich stammen sie aus Bildhausen. Von dort sind die beiden Seitenaltäre.
Foto: Hanns Friedrich | Sehenswert und ungewöhnlich sind die Fasten- oder Passionstücher in der Kirche von Schönau. Sie verhüllen alle drei Altäre noch bis zum Karsamstag. Vermutlich stammen sie aus Bildhausen.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 29.03.2024 02:49 Uhr

Dass in der Fasten- und Passionszeit in den katholischen Kirchen Altäre oder Bilder mit meist violetten Tüchern verhängt werden, ist, vor allem in den ländlichen Gegenden, keine Besonderheit. Wenn jedoch gleich drei Altäre hinter großen Tüchern verschwinden, ist das sehenswert und ungewöhnlich.

Wohl einmalig im Landkreis Rhön-Grabfeld, wenn nicht gar in Franken, sind die Fastentücher in der Kirche von Schönau. Mit Beginn der Fastenzeit, also Aschermittwoch bis einschließlich Karfreitag, bleiben sowohl die beiden Seitenaltäre als auch der Hochaltar verhüllt.

Das Bild am rechten Seitenaltar widmet sich der Ölbergszene. Auf einer Wolke ist ein Engel zu sehen, der dem knienden Jesus einen Kelch reicht.
Foto: Hanns Friedrich | Das Bild am rechten Seitenaltar widmet sich der Ölbergszene. Auf einer Wolke ist ein Engel zu sehen, der dem knienden Jesus einen Kelch reicht.

Wie alt die Fastentücher von Schönau sind, stellte sich bei der Restaurierung heraus. Zwei der Fastentücher dürften zwischen 1700 und 1704 gefärbt und bemalt worden sein. Die Fertigung des dritten Tuches, die Kreuzabnahme am linken Seitenaltar, wird auf 1710 datiert, da hierfür eine Rechnung des "Ferbers" vorliegt. Dieses Tuch unterscheidet sich vom Gewebe her von den beiden anderen. Die Tücher könnten aus einer damaligen Bischofsheimer Färbereie stammen, vermuten die Restauratorinnen. Der Künstler, der sie bemalt hat, ist allerdings unbekannt.

Am linken Seitenaltar ist die Kreuzabnahme dargestellt. Da wird eine Leiter an das Kreuz angelehnt, der Leichnam Jesu hängt noch mit einem Arm am Kreuz. Ein Mann zieht den Nagel heraus, zwei weitere halten Christus. Darunter seine Mutter, die getröstet wird.
Foto: Hanns Friedrich | Am linken Seitenaltar ist die Kreuzabnahme dargestellt. Da wird eine Leiter an das Kreuz angelehnt, der Leichnam Jesu hängt noch mit einem Arm am Kreuz. Ein Mann zieht den Nagel heraus, zwei weitere halten Christus.

Tücher sind keine Seltenheit

Der Schönauer Ortschronist und frühere Bürgermeister Walter Vey sagt, dass die Fastentücher seiner Meinung nach, zu den beiden Altären gehören, die aus dem einstigen Zisterzienserkloster Bildhausen stammen. Diese Altäre wurden von dem Königshofener Barockbildhauer Johann Joseph Kessler geschaffen. "Die Fastentücher sind genau für diese beiden Altäre hergestellt," sagt Walter Vey. Ebenfalls aus Bildhausen ist wohl auch das große Fastentuch, das den Hochaltar verhüllt. Es gehört allerdings nicht zu diesem Altar, da dieser nicht aus Bildhausen stammt.

Die Fastentücher von Schönau, die sich sowohl den Hauptaltar als auch die beiden Seitenaltäre den Augen des Kirchenbesuchers entziehen, sind eine Seltenheit. "Vor allem, weil man in den letzten 60 Jahren gar nicht wusste, dass die Tücher in Schönau existieren", weiß Manfred Zirkelbach. Dass die Tücher wieder gefunden wurden, ist einem Zufall zu verdanken.

2008 hatte die Pfarrgemeinde für eine Ausstellung eine ganze Reihe kirchlicher Gegenstände zusammengetragen und die Tücher in einer alten Holzkiste entdeckt. Natürlich hatte man sich zunächst über die Herkunft Gedanken gemacht, denn auch alteingesessene Schönauer konnten sich nur noch vereinzelt an deren Verwendung erinnern. Die Kirchengemeinde entschied, die Fastentücher wieder anzubringen.

Vor allem der damalige Kirchenpfleger Klemens Walter als auch sein Nachfolger Wolfgang Schumm setzten sich für eine Restaurierung der Fastentücher ein. Die Würzburger Restauratorinnen Carolin Rötter und Sabine Bottler-Pracher erhielten dann den Auftrag. Was hat es mit dem Verdecken der Altäre auf sich? Dadurch wollte man in der vorösterlichen Zeit auf den Glanz des Alltags verzichtet und die Gläubigen auf die Leidensgeschichte Jesu an den Kartagen hinführen.

Die Schönauer Tücher stellen demnach eine Besonderheit dar, weiß Manfred Zirkelbach. Zu sehen ist jeweils eine Szene, passend zu den drei Kartagen: Gründonnerstag mit der Ölbergszene, die Kreuzigung über dem Hauptaltar für den Karfreitag und das Bildnis der Kreuzabnahme für den Karsamstag.

Beeindruckend ist das Bild am Hochaltar. Es zeigt die Kreuzigung Christi. Auf der linken Seite ist der Schächer zu sehen, der sich zu Jesus bekennt. Darüber ist ein kleiner Engel gemalt, der die Märtyrerkrone hält. Rechts der Schächer, der sich von Jesus abwendet. Der unbekannte Maler dieser Fastentücher hat deshalb ein kleines Teufelchen gemalt, das die Seele des Toten mitnimmt.
Foto: Hanns Friedrich | Beeindruckend ist das Bild am Hochaltar. Es zeigt die Kreuzigung Christi. Auf der linken Seite ist der Schächer zu sehen, der sich zu Jesus bekennt. Darüber ist ein kleiner Engel gemalt, der die Märtyrerkrone hält.

Um die Fastentücher aufhängen zu können waren spezielle Holzkonstruktionen notwendig. Schließlich soll der gesamte Altar verdeckt sein. Diese sind schräg angeordnet und so gebaut, dass das große Fastentuch dort auch faltenfrei hängen kann. Am linken Seitenaltar ist die Kreuzabnahme dargestellt. Da wird eine Leiter an das Kreuz angelehnt, der Leichnam Jesu hängt noch mit einem Arm am Kreuz. Ein Mann zieht den Nagel heraus, zwei weitere halten Christus. Darunter seine Mutter, die getröstet wird.

Engel auf einer Wolke

Das Bild am rechten Seitenaltar widmet sich der Ölbergszene. Auf einer Wolke ist ein Engel zu sehen, der dem knienden Jesus einen Kelch reicht. Beeindruckend das Bild am Hochaltar. Es zeigt die Kreuzigung Christi. Auf der linken Seite ist der Schächer zu sehen, der sich zu Jesus bekennt. Darüber ist ein kleiner Engel gemalt, der die Märtyrerkrone hält. Rechts der Schächer, der sich von Jesus abwendet.

Der unbekannte Maler dieser Fastentücher hat deshalb ein kleines Teufelchen gemalt, das die Seele des Toten mitnimmt. Im unteren Bereich des Tuches ist ein kleiner Freiraum gelassen, damit der Priester den Tabernakel erreichen kann.

 
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