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Über den Geschmack schwieg König Ludwig
Unterbernhards (RS/PST) Es klingt widersinnig: Wein in der Rhön. Doch bis ins 19. Jahrhundert war der Rebensaft ein gängiges Getränk. Ihm widmete der Rhönklub seine diesjährige Kulturtagung in Unterbernhards.
Redaktion
 |  aktualisiert: 07.09.2017 10:24 Uhr
Die rauhen Rhön und Weinbau? Klima und Bodenverhältnisse sind eher ungünstig. Doch früher waren die Bedingungen besser, es war im Jahresdurchschnitt wärmer und die wirtschaftliche Lage der Bauern eine andere. Es hat Weinanbauflächen an verschiedenen Plätzen der Rhön gegeben, wie Graf Jesko zu Dohna bei der Kulturtagung des Rhönklubs am vergangenen Wochenende zu berichten wusste.

Vor allem ist der Hammelburger Raum zu nennen, gleichsam ein südlicher Eckpfeiler des Rhöner Landes, wo seit frühester Zeit Wein angebaut wurde. 777, also vor 1225 Jahren, schenkte Karl der Große dem Kloster Fulda sein Gut Hammelburg. Seit dieser Zeit fuhren die Äbte von Fulda zu ihren Weingütern in Hammelburg, und der Weintransport von dort nach Fulda florierte. Dies geschah auf der Fahrstrecke, die über Bad Brückenau führt und heute als B 27 bekannt ist.

Eine alte Karte machte jedoch deutlich, dass bei Münnerstadt schon um das Jahr 760 Wein angebaut wurde. Um diese Zeit gab es Weinbau bis "in die Rhön" bei Ostheim, Bastheim, aber vor allem an der fränkischen Saale.

Bis zum Jahr 1860 ging dann die Anbaufläche um die Hälfte zurück. Der 30-jährige Krieg hatte viele Menschen hinweggerafft, ganze Dörfer waren verschwunden. Dann begann das Bier den Wein zu verdrängen, es gab Missernten, das Klima änderte sich, man sprach sogar von einer kleinen Eiszeit.

Gab es um das Jahr 1800 in Franken noch etwa 12 000 Hektar Rebfläche an Streu, Wern, Tauber und Main, so ging die Fläche bis 1959 auf 2000 Hektar zurück. Es wurden sogar Überlegungen angestellt, den Weinbau in Franken ganz einzustellen.

Erstaunlich war für die zahlreichen Zuhörer auch zu erfahren, wie lange man einen guten Wein aufbewahren konnte. Eine kuriose Begebenheit erzählte dazu Dr. Reinhard Worschech, der ehemalige Bezirskheimatpfleger.

Als am 22.  August 1828 der Bayernkönig Ludwig auf der Heimfahrt von einer Kur in Bad Brückenau durch Schweinfurt kam, reichte ihm der Magistrat einen Ehrentrunk in einem vergoldeten Silberpokal. Der König trank von dem Wein, der bereits 100 Jahre alt war und es heißt: "Doch wie er ihm geschmeckt, verschweigt des Königs Höflichkeit."

Bei der Podiumsdiskussion am Abend löcherten die Tagungsteilnehmer die Weinfachleute mit Fragen zum Weinbau heute und wollten alles wissen zu genmanipuliertem Wein, zur Schädlingsbekämpfung mit Pestiziden, zu ökologischem Anbau und zur Qualitätsverbesserung.

Das Interesse am Rhöner Wein ist überraschend groß: Über 200 Besucher konnte diese 38. Kulturtagung des Rhönklubs verbuchen - eine Resonanz, die die Verantwortlichen auf das Thema "In vino veritas" so nicht erwartet hatten.

 
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