Das kleine Museum im Turm der Stadtpfarrkirche wird zurzeit „auf Vordermann“ gebracht. In den vergangenen Monaten haben viele freiwillige Helfer um Clemens Behr und Rainer Knies einiges geleistet. Das erkennt man, wenn man zum Kirchturm empor steigt und kleine steinerne Bildtafeln an den Wänden findet, aber auch lebensgroße Christusdarstellungen. Hinzu kommen historische Gerätschaften, die an Spinnstuben, das Flachsbrechen und Verarbeiten erinnern. Das alles soll nun ins rechte Licht gerückt und mit Informationstafeln versehen werden, erklärt Rainer Knies bei einer ersten Besprechung mit „Lichtexperten“.
In den einzelnen Stockwerken des Turmes soll die Geschichte des Grabfelds und des Kirchturmes der Pfarrkirche wach werden. So ist im ersten Stockwerk die Sanierung des Kirchturms von Bad Königshofen in den Jahren 1985/86 in Bild und Text dokumentiert. Neu sind dort die ersten landwirtschaftlichen Gerätschaften aus Urgroßvaters Zeiten. Rainer Knies erklärt Schaar und „Sech“, eine Art eiserne Säge, die die Ackerschollen aufspaltete. Licht gibt es von einem historischen Wagenrad, das Knies organisierte.
Zwei Stockwerke höher gibt es Einblicke in die Turmkugeln von Königshofen und Irmelshausen. Da liest man Interessantes zum Beispiel zur „Zonengrenze“, von der in der Irmelshausener Turmkugel berichtet wird. In der Bad Königshofener Turmkugel wiederum finden sich Informationen über den Bau der Eisenbahn, der Stadtgeschichte und zum Tod von Ludwig II.
Hier kann der Besucher dann schon weitere neue Exponate zu sehen; darunter kleine steinerne Gedenktafeln mit den Jahreszahlen 1586 und 1518. Die Darstellung der Kreuzigung Christi zeigen deutlich, dass diese Steinmetzkunst recht alt ist. Gut zu erkennen sind Steinmetzzeichen. „Hier soll eine Art sakrale Abteilung entstehen“, erklärt Clemens Behr. Zu sehen ist auf dem Weg nach oben aber auch das 100 Jahre alte Turmuhrenwerk, das bis Ende der 70er Jahre vom Türmer noch betreut werden musste.
All dies, so unter anderem die Jahreszahl 1876 im Uhrenwerk oder die Exponate im Turm, soll künftig beleuchtet sein. Für Rainer Knies und Clemens Behr ist es aber auch wichtig, dass die Besucher des Kirchturms mehr über die Exponate erfahren: Woher sie kommen und wie sie als Arbeitsgerät genutzt wurden.
Auch das „stille Örtchen“ des Türmers mit Blick über die westliche Stadt soll in nächster Zeit entsprechend beschildert werden, sagt Rainer Knies. Ihm geht es aber auch darum die verschiedenen Exponate im wahrsten Sinn des Wortes ins rechte Licht zu setzen. Deshalb war Lothar Rützel vor Ort. In diesem Zusammenhang verweist Clemens Behr auf die aktive Truppe beim Turmmuseum mit Bruno und Jürgen Hippold, Manfred Back, Rainer Knies und Michael Katzenberger. „Hier bekommen wir enorme freiwillige Leistungen und Unterstützung“. Immer wieder wird bei Kirchenführungen nach der „Feuerglocke“ gefragt und was es damit auf sich habe. Diese Glocke sei zu Kriegszeiten und bei Feuer geläutet worden. Sie hängt heute noch am höchsten Punkt des Bad Königshofener Kirchturms, in der Laterne. Die Inschrift der Glocke lautet: Anno 1729 * Soli Deo Gloria „Gott allein sei die Ehre.“
Laut Clemens Behr will man im Bereich der Turmzimmer eine Art Präsentation zeigen, wie die Türmerfamilie auf engstem Raum gelebt hat und welche Aufgaben der Türmer hatte. Im Vorraum der heutigen Türmerstube gab es um 1800 einen Kamin mit Feuerstelle, daneben wohl die Küche, darüber die Schlafräume. „Das soll bildlich oder auch durch Exponate dargestellt werden.“ Im obersten Stockwerk sind in Vitrinen das Feuerhorn oder auch die Trompete des Türmers Engelbert Weber zu sehen, außerdem einige Spielsachen der letzten Türmerfamilie. „Viel Interessantes, das es zu bestaunen gibt“, weiß Rainer Knies.
Das Turmmuseum ist immer sonntags von 11 bis 12 Uhr geöffnet. Dann kann man nicht nur das Museum „unter die Lupe nehmen“, sondern auch dem Türmer zuhören, wenn der, wie nach der Anweisung aus dem 18. Jahrhundert, „ein der Jahreszeit angepasstes Liedchen bläst“. Genau daran hält sich auch heute noch die Türmergilde, deren Mitglieder abwechselnd am Turm der Stadtpfarrkirche spielen und damit die Tradition wachhalten.