Da ich unter sechs Brüdern in einer Großfamilie aufgewachsen bin, waren in den 1950er- und 1960er-Jahren die Weihnachtsgeschenke noch nicht so üppig wie heutzutage.
Ein besonderes Geschenk bleibt mir immer noch in bester Erinnerung: der Hanomag Bulldog mit Anhänger. Als ich vier Jahre alt war, bekam ich zu Weihnachten einen blauen Holzbulldog mit Anhänger, was mich natürlich sehr gefreut hat. Ich glaube, dass ich jeden Tag mit ihm gespielt habe. Ich bin aber auch immer ermahnt worden, dass ich aufpassen soll, wenn ich zum Beispiel meinen um ein Jahr jüngeren Bruder auf den Wagen gesetzt habe.
Als dann die Osterzeit zu Ende war und wir draußen gespielt haben, war eines Tages der Bulldog von heute auf morgen verschwunden. Und meine Eltern sagten: "Ihr habt ihn nicht aufgeräumt, dann hat ihn das Christkind wieder geholt." Das hatte mich natürlich einige Tage sehr traurig gestimmt, aber mit der Zeit geriet der Bulldog in Vergessenheit.
Und als die Vorweihnachtszeit dann wieder anstand, ist unser Vater abends zum Schreiner Gerhard gegangen und hat, was sich nach Jahren herausstellte, immer in dieser Zeit den Bulldog mit einer anderen Farbe gestrichen und ein bisschen aufgehübscht. Mein Bruder bekam dann einen roten Hanomag Bulldog, der Wagen mit Ausstellbordwänden. Und so folgte das gleiche Spiel bei meinem nächsten Bruder – der dann einen grünen Hanomag Bulldog bekam.
Diese Begebenheit ist unter uns Brüdern schon oft diskutiert worden und wir konnten auch schon sehr viel darüber lachen.
Ein einziges Geschenk hat sehr viel Freude bereitet.
Text: Josef Demar
Foto: Julia Freibott / Montage: Marina Burger
Josef Demar (70) ist seit 1996 Bürgermeister von Großbardorf und seit 2014 stellvertretender Landrat.
In der Kolumne "Rhöner Adventskalender" schreiben Menschen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.
