
Die Advents- und Weihnachtszeit ist neben einem warmen Sommer die schönste Zeit im Jahr für mich. Es beginnt mit dem Besuch von Weihnachtsmärkten, dann werden dosiert Plätzchen gebacken, aber nur so viele, um den Duft im Haus zu haben und Gästen spontan etwas davon anbieten zu können.
Außerdem ist der Dezember für mich die Zeit der schönen, warmen Beleuchtung. Nachdem ich dann mit Familie oder Freunden über genug Weihnachtsmärkte geschlendert bin, meine Geschenke erstanden und eingepackt habe, freue ich mich wie früher als Kind auf den Höhepunkt der Adventszeit: "Heiligabend".
Am Heiligabend bin ich es seit Kindheit gewohnt, dass an diesem Tag niemand aus der Familie alleine sein sollte. Das hat sich bis heute fest bei mir eingeprägt. Erst wurde gemeinsam der Gottesdienst besucht, währenddessen hat das Christkind heimlich die Geschenke unter den Weihnachtsbaum gelegt.
Nach einem gemeinsamen Abendessen und Bescherung in der engen Familie ging es dann zu Oma und Opa, wo sich die ganze Familie traf. Dort gab es Omas Plätzchen und Stollen, Glühwein für die Erwachsenen und süßen Tee für uns Kinder. Auch gab es natürlich noch einmal eine Bescherung, gemeinsam mit Cousin und Cousinen. Die Geschenke wurden ausgepackt und manches wurde gleich miteinander zusammengebaut und ausprobiert. Diese Abende in großer Gemeinschaft habe ich in schöner Erinnerung.
Auch heute feiern wir Heiligabend mit unseren mittlerweile erwachsenen Kindern noch genau so – und auch sie mögen diese Art, den Weihnachtsabend zu feiern. Ach ja, und "Kassler in Brotteig" sollte in unserer Familie an Heiligabend auch auf dem Tisch stehen, diese Tradition hat mein Mann aus seiner Familie zu uns mitgebracht. So vermischen sich liebgewonnene Traditionen zu einem für uns perfekten Weihnachtsfest.
Den bei mir verankerten Weihnachtsgedanken "Keiner sollte am Heiligabend alleine sein" kann ich heute so richtig ausleben. Ich arbeite in einem Betreuten Wohnen in Münnerstadt, und mit meinem Team machen wir es diesen älteren Menschen dort an Heiligabend richtig schön. Es beginnt mit einem festlichen Mittagessen im reichlich geschmückten und beleuchteten Speisesaal. Anschließend feiern wir in der benachbarten Klosterkirche einen gemeinsamen Gottesdienst, speziell für die Senioren der umliegenden Heime.
Danach gibt es Plätzchen, Kaffee oder Punsch mit einem weihnachtlichen Programm, wie Veeh Harfenspiel, Weihnachtsgedichten und den Besuch von Engeln, die ein kleines Geschenk mitbringen. Die Dankbarkeit und die leuchtenden Augen der Senioren erfüllen das Herz mit Freude. Am späten Nachmittag endet diese Feier und ich fahre glücklich und zufrieden nach Hause, um mit meiner eigenen Familie in der lang gewohnten Tradition zu feiern.
Text: Karina Dietz
Foto: Selina Dietz / Montage: Jessica Klement
Karina Dietz (53) aus Ostheim v. d. Rhön ist Stadträtin und Seniorenbeauftragte der Stadt Ostheim v. d. Rhön.
In der Kolumne "Rhöner Adventskalender" schreiben Menschen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.