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BAD NEUSTADT
Totes Pferd ist quicklebendig
Außer dieser Perspektive gehört zur „Dead Horse Big Band“ mit Dirigentin Anna Albu (rechts) und Sängerin Magdalena Langhammer (am Mikro) noch eine grandiose Rhythmus-Gruppe.FOTO: Karin Nerche-Wolf
| Außer dieser Perspektive gehört zur „Dead Horse Big Band“ mit Dirigentin Anna Albu (rechts) und Sängerin Magdalena Langhammer (am Mikro) noch eine grandiose Rhythmus-Gruppe.FOTO: Karin Nerche-Wolf
Karin Nerche-Wolf
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:04 Uhr

„Wir haben voll gerockt“, zeigte sich Anna Albu genauso wie das Publikum total begeistert von der Leistung ihrer Musiker. Das erste eigene Konzert der „Dead Horse Big Band“ im Bildhäuser Hof, es war ein grandioser Erfolg, den die Vollblut-Jazzmusikerin am Dirigenten-Pult zu einem großen Teil auch für sich persönlich verbuchen darf.

Ungewöhnlich lange gab sie mit ihren grazilen Armbewegungen den Rhythmus vor für jede Perle aus diesem Reigen elektrisierender Titel aus unterschiedlichen Epochen und Stilrichtungen, von Moderatorin Sabine Stührmann als „Crossover durch die Jazzliteratur“ angekündigt. Voll konzentriert stiegen alle punktgenau ein und legten los, was das Zeug hielt. Mit welchem Spaß sie das taten, konnte man vor allem am Lächeln von Sängerin Magdalena Langhammer ablesen, später strahlte sie dann noch im Duett mit Stephan Heitel um die Wette und verstärkte ganz nebenbei die hochkarätig besetzte Rhythmus-Gruppe.

Glühende Leidenschaft versprühten alle Instrumentalisten über die ganze Bühnenbreite, von Matthias Eichele am Piano über Michael Weiß an der Gitarre bis zu Mareike Wütscher am Saxofon knieten sich alle rein in den Sound legendärer Größen wie Glenn Miller, Count Basie oder Duke Ellington. Profis und gleichrangige Hobby-Musiker luden mit ihrem brillanten Spiel dazu ein, in den Zug durch New York einzusteigen, in Chick Coreas „Crystal Silence“ einzutauchen oder Erzbischof Desmond Tutu afrikanisch zu „umtrommeln“.

Ein ums andere Mal forderten Trompeten- oder Saxofon-Soli allererster Güte Spontan-Applaus heraus. Unbedingt genannt werden sollten hier das gefühlvolle Tenor-Saxofon von Birgit Bohnert und außerhalb des Konzertsaals ihr treibendes Engagement für die Dead Horse Big Band in ihrer Eigenschaft als Geschäftsführerin des Trägervereins Jazz AG. Ging der Saal schon vorher mit Fußwippen, manchmal auch mit Fingerschnipsen mit, gab es für ihn kein Halten mehr, als die „Children of Sanchez“ ein irres Tempo vorlegten und in kaum zu überbietender Dramatik ans Ohr drangen. Steigerung konnte es da keine mehr geben, aber mit gleicher Klasse riss „Locked out of Heaven“ die Zuhörer zu entfesseltem Applaus hin, den sie fürs ganze Programm natürlich auch spendeten.

Wer die „Dead Horse Big Band“ schon mal gehört hat, vielleicht beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters, einem Standkonzert oder beim ersten Auftritt in der englischen Partnerstadt Pershore, wusste, welch außergewöhnlicher Abend ihn erwarten würde. Den anderen sei dringend geraten: hingehen, wenn das „tote Pferd“ wieder mal zeigt, wie quicklebendig es ist.

 
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