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SALZ/FREIBURG
Totenmesse für Kaiserin Maria Theresia
Doppelte Freude: Heimatforscher Heinz Gauly hält nicht nur die Pius-Keller-Medaille des Augustinerordens in Händen, auch das lange gesuchte Requiem von Pater Alexius Johann kann nun endlich aus der heimischen Stereoanlage erklingen.
Foto: Stefan Kritzer | Doppelte Freude: Heimatforscher Heinz Gauly hält nicht nur die Pius-Keller-Medaille des Augustinerordens in Händen, auch das lange gesuchte Requiem von Pater Alexius Johann kann nun endlich aus der heimischen ...
Kritzer Stefan
 |  aktualisiert: 27.04.2023 00:24 Uhr

Den beiden Brüdern Johann aus Steinach an der Saale hat der Sälzer Heimatforscher Heinz Gauly in den vergangenen Jahren viel Zeit gewidmet. Gauly bewahrte mit seiner Arbeit die beiden unterfränkischen Universalgelehrten, die im Augustinerkloster Mainz große Dinge geschaffen haben, vor dem Vergessen.

Vor allem Pater Alexius Johann mit seinen Astronomischen Uhren gilt als ein Genie seiner Zeit. Weniger bekannt ist, dass Johann schon in jungen Jahren eine Totenmesse für Kaiserin Maria Theresia komponiert hatte. Diese galt lange als verschollen, doch Heinz Gauly hat immer wieder danach gesucht. Jetzt hat er das Requiem gefunden, durch Zufall. Zur großen Überraschung des Heimatforscher liegt das Werk bereits auf einem neueren Tonträger vor.

Pater Alexius Johann (1753-1826) weilte im Augustinerkloster Freiburg im Breisgau, als ihn die Nachricht vom Tode der österreichischen Kaiserin Maria Theresia am 29. November 1780 ereilte. In Freiburg, das zu dieser Zeit zu Vorderösterreich gehörte, wurde ihm, dem vielfach Gelehrten, der Auftrag zuteil, eine Totenmesse zu Ehren der Kaiserin zu komponieren. Eine Aufgabe, die Alexius Johann gerne ausführte und die spätestens 1781 zur Aufführung kam. Ein Chronist berichtet, das Werk hat „große Anerkennung“ gefunden, ein Zweiter attestiert gar „jubelnden Beifall“.

Danach ist in Archiven nichts mehr über dieses klassisch aufgebaute siebensätzige Requiem zu finden. Das musikalische Meisterwerk muss als verschollen gelten, bis ein Zufall erst in unserer Zeit zur Hilfe kam.

Heinz Gauly sitzt am Schreibtisch in seinem mit Büchern gefüllten Arbeitszimmer und blickt auf die Pius-Keller-Medaille. Die hat ihm die Deutsche Augustiner-Ordensprovinz im vergangenen Jahr überreicht. Im Juni 2014 hatte Gauly seine umfangreiche Materialsammlung zu Leben und Werk der Brüder Johann in einer Feierstunde in der Bibliotheca Augustiniana in Würzburg dem Archiv der Deutschen Augustiner-Ordensprovinz übergeben. Als Anerkennung erhielt Gauly die Pius-Keller-Medaille. Dass zu diesem Zeitpunkt das von ihm seit Jahrzehnten gesuchte Requiem des Alexius Johann längst entdeckt und sogar schon auf einer CD eingespielt war, wusste Gauly zu diesem Zeitpunkt noch nicht. In seinem Buch über die beiden Brüder Johann aus Steinach nimmt das Requiem nur eine Randnotiz ein.

Die Brüder Johannes Nicolaus Johann (Pater Alexius) und Johannes Michael Johann (Pater Baptist) aus Steinach an der Saale würde man heute ohne Umschweife als hochbegabt bezeichnen. Alexius Johann (1753-1826) absolvierte seine Schulzeit in Münnerstadt und studierte ab 1776 Hermeneutik in Freiburg. 1777 wurde er zum Priester geweiht und glänzte durch seine außergewöhnliche musikalische Begabung, unter anderem als Organist. Im Jahre 1781 wurde Pater Alexius an das Mainzer Augustinerkloster berufen, wo er bis zu seinem Tode blieb. In der Mathematik wie in der Mechanik, als Musiker wie als Komponist war Alexius Johann ein bedeutender Mann. Vor allem mit dem Bau astronomischer Uhren hat sich Alexius Johann bis heute einen wohlfeilen Namen gemacht.

Seine um das Jahr 1796 vollendete und nach umfangreicher Restaurierung im Diözesanmuseum Mainz zu bewundernde Astronomische Uhr zählt bis heute zu den kompliziertesten mechanischen Zeitmessern der Welt.

Vor einigen Jahren: Im Archiv des Augustinerordens in Freiburg blättert Raimund Hug in alten Notenbeständen. Schon mehrfach hat der erfahrene Kirchenmusiker so längst vergessene Schätze der Musik wiedergefunden. Hug, Jahrgang 1935, war mehr als 30 Jahre Domkapellmeister in Freiburg. Bei seiner Suche im Archiv des Klosters stößt er zwischen verschiedenen Notenblättern anderer Komponisten auf ein Requiem für Kaiserin Maria Theresia. Das Requiem des Alexius Johann aus den Jahren 1780/81. Beim Überfliegen der Noten erklingt die Musik des Augustinerpaters vor Hugs innerem Ohr und er beschließt, das Werk nach einer Überarbeitung gemeinsam mit dem Ensemble Cantus et Musica Freiburg neu einzustudieren und einzuspielen. Vor zwei Jahren ist das Requiem von Alexius Johann auf CD erschienen. Wovon Heinz Gauly zu diesem Zeitpunkt noch nichts wusste.

Es gibt bereits eine CD

Wie oft Heinz Gauly in den vergangenen Jahrzehnten nach dem Requiem geforscht hatte, das weiß er selber nicht mehr. Doch als Raimund Hug Informationen über Alexius Johann recherchierte, fand er alsbald das Buch Gaulys, das dieser über den Augustinerpater und dessen Bruder 2010 vorgelegt hatte. Der Kontakt zu Gauly kam aber erst nach Einspielung der CD zustande.

Erst als der Tonträger bereits vorlag, rief Hug Gauly an. Sehr zur Freude des Sälzer Heimatforschers, der schon bald nicht nur die Noten des Requiems von Alexius Johann einsehen, sondern auch die CD mit dem Werk genießen konnte. Kurioserweise finden sich auf der CD „Freiburger Kirchenmusik des 18. Jahrhunderts“ von Raimund Hug auch drei Arien für Orgel von Felix Gass (1715-1752) der aus Neustadt an der Saale stammte.

Für Heinz Gauly schließt sich nun nach der Fertigstellung des Buches über die genialen Augustinerpatres Alexius und Baptist Johann mit der Auffindung des Requiems ein Kreis. Nach vielen Jahren der Suche hatte Raimund Hug aus Freiburg das richtige Händchen für das Auffinden des als verschollen geglaubten Werkes. Für Heinz Gauly das glückliche Ende einer sehr langen Suche.

Quellen: Die CD „Freiburger Kirchenmusik des 18. Jahrhunderts“ mit dem Ensemble „Cantus et Musica Freiburg“ unter Leitung von Raimund Hug ist im Spektral Verlag erschienen. www.spektral-records.de

Der Titel des Buches über die Brüder Johann von Heinz Gauly lautet: „Die Brüder Johann aus Steinach an der fränkischen Saale – Erbauer astronomischer Uhrwerke und Konstrukteure von Weltmaschinen“. Erschienen ist es 2010 im Verlag Sendner & Neubauer Bad Neustadt/Creußen.

 
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