„Es mag auf den ersten Blick vielleicht unmenschlich wirken, aber auch wenn es heiß ist tränken wir das Wild nicht“, informiert Theodor Escherich vom Forstbetrieb in Bad Brückenau.
„Das wäre zu aufwendig und kontraproduktiv.“ Durch das Tränken würde sich das Wild an einem Punkt sammeln, was zu einer höheren Dichte an Tieren führt. Das bringe ein gewisses Risiko mit sich, denn bei einer höheren Dichte steigt das Risiko für Infektionen mit Krankheiten. „Außerdem ist es ja nicht wie bei Rindern, die auf Weiden eingezäunt sind und an einen Standort gebunden sind“, so der Leiter des Forstbetriebs, der auch große Bereiche im Landkreis Rhön-Grabfeld bewirtschaftet. Stattdessen ziehen Reh und Co zu natürlichen Wasserstellen weiter. „Die heimischen Wildarten sind von Natur aus auf Wärme- und Kälteperioden eingestellt“, teilt er mit. Außerdem gebe es immer wieder offene Wasserflächen: „Das sind dann die letzten Notnägel – und die sind noch nicht ausgetrocknet“.
Wild wandert
Der Zug des Wilds ist auch für die Jäger feststellbar. Deutlich sichtbar ist das am Rückgang der Wildschäden: „Verglichen mit den vorigen Jahren, gibt es 2018 bisher verhältnismäßig wenig Schäden in den Feldern“, berichtet Enno Piening von seinen Erfahrungen auf der Pirsch. Der Bad Kissinger ist Vizepräsident des Landesjagdverbands Bayern und stellt von seiner Kanzel aus fest, dass „sich das Wild in dunklere, kühlere Bereiche zurückzieht“. „Das letzte Stück Schwarzwild in meinem Revier habe ich im Frühjahr gesehen“, erinnert er sich. „Die Tiere reduzieren ihre Aktivität am Tage, und verlagern sie in die kühleren Nachtstunden.“
Beliebte Rückzugsorte am Tag stellen starkbewachsene Bachläufe dar, informiert Dr. Gertrud Helm, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim Bayerischen Jagdverband. „Der hohe Bewuchs spendet den Rehen Schatten. Wenn Spaziergänger mit ihrem Hund unterwegs sind, sollten sie daran denken – ansonsten könnten die Tiere aufgeschreckt werden.“
Über verdurstende Tiere müssen sich die Jäger und Förster in der Rhön jedoch keine Gedanken machen: „Am Tag haben wir die Hitze und nachts kühlt es ab – dabei kondensieren Teile des in der Luft enthaltenen Wasserdampfs auf den Blättern“, erklärt Escherich. Gut zu beobachten ist dieser Effekt vor allem auf Rübenfeldern. „Frühmorgens sind häufig Feldhasen darauf zu sehen, die den Tau von den Blättern lecken“, beschreibt Helm eine Möglichkeit zur Flüssigkeitsaufnahme. „Außerdem nehmen die Tiere nicht nur beim Trinken Flüssigkeit auf, sondern auch beim Äsen“, fügt Escherich an.
Eine Pflanze, die gegen die Dürre gut gerüstet ist und den Tieren sowohl Flüssigkeit als auch Nahrung spendet, ist die Luzerne. Die als „ewiger Klee“ bekannte Pflanze ist ein Tiefwurzler und kann sich deshalb besser mit Wasser versorgen als etwa flachwurzelnde Pflanzen. Die Folge: „Die Luzerne wächst auch dann noch, wenn es andere wegen Wassermangel nicht mehr können. Das Wild beißt in die saftreiche Pflanze und leckt den austretenden Saft auf“, nennt Helm eine andere Strategie der Tierwelt, um der Dürre die Stirn zu bieten.
Auf Hilfe angewiesen
Anders als Rehe oder Wildschweine haben Vögel mit der anhaltenden Trockenheit zu kämpfen. Ihr Hauptnahrungsmittel – Insekten – finden sie fast nur noch am Wasser. „Es ist sinnvoll, im Garten eine Insektentränke aufzustellen“, sagt Helm. „Da reicht ein Blumenuntersetzer, der täglich mit frischem Wasser gefüllt wird.“ Wichtig sei außerdem, dass ein Stück Holz in den Untersetzer gelegt wird. „Die Insekten sollen ja schließlich nicht ertrinken.“ Auch Igel und Vögel sollten mit einer ähnlichen Tränke bedacht werden. „Für Vögel ist die Katzensicherheit wichtig“, betont Helm. Das bedeutet, dass die Vogeltränke und das Vogelbad auf einer freien Fläche stehen, so dass sich eine Katze nicht so leicht an die badenden Tiere anpirschen kann.