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Mellrichstadt
THW: Im Team gegen die Schneemassen
Durch extremen Schneefall versank Südbayern im Chaos. Zu den Hilfskräften gehörten auch zwei Einheiten des THW Mellrichstadt. Zurück in der Heimat ziehen sie Bilanz.
Kampf gegen die Schneemassen: Die Helfer des THW Mellrichstadt beim kräftezehrenden Einsatz in Südbayern.
Foto: Andre Federlein | Kampf gegen die Schneemassen: Die Helfer des THW Mellrichstadt beim kräftezehrenden Einsatz in Südbayern.
Anja Behringer
Anja Behringer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:02 Uhr

Südbayern versank zu Beginn des Jahres im Schneechaos. Zu den Hilfskräften gehörten auch zwei Einheiten des Technischen Hilfswerks aus Mellrichstadt. Zurück in der Heimat trafen sie sich nun in der THW-Unterkunft und zogen Bilanz über ihren Einsatz zwischen Schneebergen und menschlichem Zusammenhalt.

Die erste Anfrage für einen Einsatz in Südbayern, wo ob der Schneemassen Katastrophenalarm ausgelöst wurde, erreichte den Ortsverband Mellrichstadt des Technischen Hilfswerks am Freitag, 11. Januar. Am darauffolgenden Sonntagabend gegen 19 Uhr kam der direkte Auftrag von der Regionalstelle Bamberg für einen Zugtrupp. Ein weiterer Einsatzauftrag für eine Bergungsgruppe errreichte das THW am folgenden Dienstagabend.

Der Zugtrupp, eine Führungseinheit, mit sechs Leuten machte sich am Sonntagabend zunächst auf den Weg nach Bamberg. Dort schlossen sich zwei Bergungsgruppen aus Bamberg und Gerolzhofen an, erklärt Benjamin Weis, der die Truppe als Zugführer leitete. Um 1 Uhr nachts startete die Kolonne mit drei Fahrzeugen Richtung Übersee am Chiemsee, wo sie gegen 7 Uhr ankamen. Gemeinsam mit anderen Helfern bezogen sie Quartier in einer Turnhalle.

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Mittags ging es zum Einsatzort: eine Tennishalle samt Nebengebäude in Reit im Winkl. Hier galt es, die Dächer mit einer Fläche von rund 16 000 Quadratmetern vom Schnee zu befreien, auf denen sich die weiße Pracht ein- bis zweieinhalb Meter hoch türmte. Ein Gewicht von rund 300 Kilogramm pro Quadratmeter, schätzt Weis, lastete auf dem Dach. "Eine richtige Knochenarbeit", befindet er. In 15 bis 30-Minuten-Schichten arbeiteten die Helfer gegen den Schnee. Zum persönliche Schutz wurde spezielle Ausrüstung getragen, vor allem ein Gurt zur Absturzsicherung. Mit einer zwischenzeitlichen Höchstzahl von 48 Helfern sollten die beiden Dächer bis Donnerstag geräumt sein. Das war nicht zu schaffen, so Weis. Mit weiteren 60 Einsatzkräften von der Bundeswehr habe es dann aber am Freitag geklappt.

Zweite Einheit startete am Mittwoch

Die Bergungsgruppe ereilte der Einsatzauftrag am Dienstagabend, 15. Januar. Am Mittwochmorgen machten sich neun Mann mit dem neuen Gerätekraftwagen auf den Weg nach Berchtesgaden, berichtet Heiko Barthelmes. Nach achtstündiger Anfahrt wurden sie ebenfalls in einer Turnhalle untergebracht, die Platz für 250 bis 300 Feldbetten bot. Am Donnerstag begann ihr Einsatz: Dächer räumen in Buchenhöhe am Obersalzberg.

Der Weg zu dem Dorf, eine Bergstraße, war abenteuerlich: Die zweispurige Straße verengte sich mit zunehmender Höhe und Schneemassen auf eine Spur, ein Kreisel war wie in den Schnee gefräßt, erinnern sich die Helfer. An ihrem Einsatzort befreiten sie in zwei Tagen ein Hausdach und die Kirche vom Schnee, erklärt Barthelmes. Zusätzliche Hilfe kam mit 160 Mann von den Feuerwehren aus dem Nürnberger Land.

Viele Helfer nötig

Er sei mit der Erwartung angereist, an einem Tag drei bis vier Dächer räumen zu können, erinnert sich Alexander Kesselring. Aber so schnell ging es dann nicht. Der Schnee konnte nicht einfach mit Schaufeln von den Dächern geräumt werden: Er musste mit Blechen in Würfel gestochen, bei Vereisungen teilweise auch gesägt und mit Schneehexen vom Dach geschafft werden. "Nach kurzer Zeit ist man ausgepowert, nach spätestens einer Stunde muss man wechseln", erklärt Barthelmes. Am Boden waren neben Schneefräsen, Radlader und LKW im Einsatz, die den Schnee wegfuhren.

Waren im Schneechaos in Südbayern im Einsatz: (von links) Martin Dömling, Stefan Schmidt, Benjamin Weis, Stefan Postler, Alexander Kesselring, Heiko Barthelmes und Christian Hartmann. Es fehlen: Jürgen Hofmann, Thorsten Haag, Michael Warmuth, Patrick Koob, Tobias Neumann, Fabian Schlund, Andre Federlein und Fabian Stockheimer.
Foto: Anja Behringer | Waren im Schneechaos in Südbayern im Einsatz: (von links) Martin Dömling, Stefan Schmidt, Benjamin Weis, Stefan Postler, Alexander Kesselring, Heiko Barthelmes und Christian Hartmann.

Am Samstag, 19. Januar, hatten beide Einheiten aus Mellrichstadt ihr Soll erfüllt und traten gemeinsam den Heimweg an. Wieder zu Hause, galt es, die Ausrüstung zu säubern und aufzuräumen. Außerdem mussten die Fahrzeuge vom Salz befreit und getankt werden, erklären die Ehrenamtler. Sie zeigen sich dankbar, dass ihre Arbeitgeber in der Zeit des Einsatzes auf ihre Arbeitskraft verzichtet haben; das sei nicht selbstverständlich.

Positiver Rückblick

"Während dem Einsatz steht man permanent unter Strom", erklärt Barthelmes. Kein Wunder, dass die Helfer zurück in der Heimat erschöpft waren. Die Erinnerung an den Einsatz ist trotzdem positiv: Sie konnten neue Erfahrungen sammeln, wurden vor Ort sehr gut versorgt und die Kameradschaft stand im Vordergrund, so die THWler. Außerdem: "Wer beim THW ist, will auch helfen!" Da ist sich die Gruppe einig.

Neue Mitglieder in den Reihen sind stets willkommen. Wer sich im THW engagieren möchte, kann sich unter Telefon 09776/8364 oder per E-Mail an ov-mellrichstadt@thw.de an den Ortsverband Mellrichstadt wenden.

 
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