Was wird eigentlich aus dem Franziskusweg, was aus der kleinen Franziskuskapelle, wenn das Schullandheim Thüringer Hütte in eine andere Verwaltung kommt? Diese Frage stellte sich die Vorstandschaft des Freundeskreis Franziskusweg e.V. in ihrer jüngsten Zusammenkunft. Vorsitzende Monika Werner sagte dazu, dass der endgültige Entschluss der Bistumsleitung, die Trägerschaft für das Jugendhaus Thüringer Hütte abzustoßen, im Vorstand des Freundeskreis Franziskusweg e.V., auf völliges Unverständnis stößt. Und nicht nur das. "Uns bewegt auch die Sorge, wie es weitergeht. Denn es kann uns als christlich geprägtem Verein keinesfalls egal sein, was mit dieser Anlage in Zukunft geschieht", sagte Werner. Tatsache sei, dass es ohne die Thüringer Hütte dort keinen Franziskusweg gäbe, stellte sie im Gespräch klar.
Konkret ging Monika Werner auf die Zeitabfolge ein: Zunächst gab es das Jugendhaus und Schullandheim mit dem schon sehr lange vorhandenem Blockhaus, in dem die jungen Menschen bereits vor vielen Jahren Experimente mit alternativen Energien machten. Nach einigen Jahren kam die zweite Komponente dazu: Das war die Erfahrung der Sinne im Sinnespark, der auf dem dazu gehörendem Gelände eingerichtet wurde. Um aber die Menschen, die hier in einem kirchlichen Haus zu Gast waren, ganzheitlich anzusprechen, fehlte die dritte, die spirituelle Seite. So ist nach einiger Zeit der Planung der Franziskusweg mit der Freiluftkapelle entstanden. Im Anschluss daran folgte das moderne Energiehaus, das zeigt, wie umweltfreundliche Energieerzeugung funktioniert, das Erdhaus, das Wert auf einen einfachen und naturnahen Lebensstil legt, und das Wasserhaus, das Einblick in die biologische Wasseraufbereitung gibt.
Wird über die Köpfe der Menschen vor Ort entschieden?
"Und nun will unser Bistum diese so sinnvolle Einheit mit dem Franziskusweg tatsächlich aufbrechen?", fragte sich Monika Werner. Der Franziskusweg war eine Initiative der Menschen Region in der Rhön und wurde unter anderem von vielen Spendern und Sponsoren aus dem gesamten Landkreis unterstützt. "Wir waren stolz darauf, ihn – wohlgemerkt immer in Verbindung mit dem Programm der Thüringer Hütte – an unserem Stand auf dem Katholikentag in Mannheim präsentieren zu können." Unverständnis in der Vorstandschaft des Freundeskreis Franziskusweg herrscht auch ob der Tatsache, dass "über die Köpfe der Menschen vor Ort hinweg entschieden wurde, ohne vorher mit ihnen zu reden." Da stellte man sich die berechtigte Frage, ob man den Menschen in der Rhön überhaupt nichts zutraut. Im Gespräch hätte man ganz sicher eine Lösung finden können. "Dass man das nicht für nötig hielt, zeugt von einer Arroganz, die der Kirche nach ihrem Verständnis gar nicht gut zu Gesicht steht."
Die Vorstandschaft des Freundeskreises bewegt aber noch eine weitere Sorge: Was passiert mit der Freiluftkapelle? Sie steht ebenfalls auf dem Grund und Boden der Thüringer Hütte. Die Frage sei, ob diese mit dem Verkauf an einen neuen Träger ebenfalls auf diesen übergeht. Monika Werner wird deutlich, wenn sie sagt: "Oder hat man im bischöflichen Ordinariat bereits beschlossen, auch die Mitverantwortung für den Franziskusweg aufzugeben?" Die aktuelle weltweite Situation motivierte die Menschen im Dekanat Bad Neustadt und im Landkreis Rhön-Grabfeld in den letzten Jahren zunehmend, das Thema Umweltschutz zu forcieren. Schwerpunkt war und ist das Anliegen, schon Kinder und Jugendliche sensibel zu machen für den Wert und die Bewahrung der Schöpfung, die den Menschen von Gott anvertraut wurde. Genau das habe bereits der Heilige aus Assisi vorgelebt. "Etwas, das heute wichtiger denn je ist, das ist wohl kaum mehr zu leugnen."
Sensibilität im Umgang mit der Schöpfung lehren
Die Vorstandschaft des Freundeskreis Franziskusweg nannte weiter ein ganzheitliches Lernen, sowohl das Experimentieren mit den modernen Möglichkeiten, als auch die Sensibilität im Umgang mit der Schöpfung. "Sie ist ein Geschenk Gottes an uns und wir stehen in der Verantwortung, sie in Solidarität mit den Armen und Schwachen sowie den nachkommenden Generationen zu bewahren", sagte Vorsitzende Monika Werner. Da frage man sich durchaus, ob das in der Kirche, konkret auch in der Diözese Würzburg, kein Anliegen (mehr) ist. Die Vorsitzende erwähnte Papst Franziskus, der in seiner Enzyklika "Laudato si" genau das gefordert hat. Sie fügte an: "Werden mit ihrer einsamen Entscheidung unsere Kirchenoberen nicht unglaubwürdig, denn es geht doch um Werte, die es dem Wortsinn nach 'wert' sind, dafür zu kämpfen." Die berechtigte Frage sei: Wenn nicht einmal die Kirche ihre Stimme für die Bewahrung der Schöpfung gibt, wer denn dann? Momentan habe es den Anschein, dass im Bistum Würzburg vorrangig die Finanzen von Bedeutung seien, nicht der Mensch oder eben die Angebote zum Thema 'Schöpfung' im Schullandheim Thüringer Hütte.
Wie pädagogisch, auch im spirituellen Sinne, wichtig dieses Jugendhaus und Schullandheim für die gesamte Region Rhön-Grabfeld und darüber hinaus ist, scheine aktuell keine Rolle zu spielen. Monika Werner verwies in diesem Zusammenhang auf die zahlreichen Führungen mit Familien, Firmlingen und Kommunionkindern sowie mit Schulklassen. Sehr oft waren diese in ein mehrtägiges Programm im Jugendhaus Thüringer Hütte eingebunden. Fortbildungen fanden mit dem Thema "Bewahrung der Schöpfung" statt, die in ein meditatives Begehen des Weges einmündeten. Es sei deshalb kaum zu glauben, dass all das nun nicht mehr möglich sein soll. Genauso unglaublich sei es, dass neben dem Jugendhaus Thüringer Hütte auch noch das Mehrgenerationenhaus St. Michael in Bad Königshofen in eine andere Trägerschaft übergehen soll. Das seien zwei Einrichtungen in Rhön und Grabfeld, die für die Region und darüber hinaus so wichtig sind, dass sie erhalten werden müssten. Monika Werner äußerte hier Kritik: "Da fragt man sich schon, ob den Bewohnern der Bischofsstadt Würzburg mehr zusteht als uns, dem 'einfachen Volk' in Rhön und Grabfeld."