Endlich wieder Kultur. Endlich wieder Musik. Richtig ausgehungert von der langen Zwangspause dürfte das Publikum wie auch die Akteure des Vokalensembles "Take Five" in der Stockheimer St. Vitus-Kirche am vergangenen Sonntag gewesen sein. Die authentische Begeisterung der fünf Musiker für ihre eigene Darbietung und der spürbare Schwung bis hin zur tränenreichen Rührung in den Reihen der Zuhörer sprachen Bände.
In nur sechs Wochen Vorbereitungszeit hatten die Sängerinnen Gaby Dinglinger (1. Sopran), Kerstin Heinisch (1. und 2. Sopran), Silvia Klösel (1. Alt) und Katharina Heid (2. Alt) zusammen mit dem "Herz der Band" Wolfgang Klösel ein sagenhaftes Programm mit vielen neuen Stücken auf die Beine gestellt.
Die Kirche als ideale Bühne
Die Stockheimer Kirche mit ihrem hohen Kirchenraum bot eine ideale Bühne für den Auftritt. Immer wieder wechselten die Sängerinnen und der Sänger ihre Aufstellung, mal im Quintett vor den Kirchenbänken, mal als vierstimmiges A-Capella-Quartett verteilt im Altarraum verteilt oder begleitet von Wolfgang Klösel am Klavier. Das war nicht nur für die Zuhörer ein tolles Klangerlebnis, sondern auch für die Tonkünstler eine besondere Herausforderung, da sie sich stets auf einen neuen Nachbar einstellen mussten beziehungsweise auf sich selbst hören mussten.
Aus dem ganzen Landkreis kam das Publikum um die Gruppe "Take Five" auf ihrer musikalischen Reise in der Stockheimer Kirche zu begleiten. Ob Jazz, Swing, Bepop, Soul, Pop, Musical oder Latinmusic – die fünf Akteure boten ein abwechslungsreiches Programm. Viele bekannte Songs wechselten sich ab mit Stücken, die man in der Chormusik eigentlich nie zu hören bekommen und dadurch zu einem einmaligen Hörerlebnis werden.
Einmalige Hörerlebnisse
Passiert zum Beispiel bei "All of You" von Michael Schütz, dessen Stück eigentlich für Klavier komponiert wurde, jedoch von Wolfgang Klösel selbst für den 5-stimmigen Gesang arrangiert wurde. Eine ganz besondere Note durch eigene Bearbeitung erhielt auch Leonhard Cohens "Hallelujah".
Komplett neu einstudiert hatten "Take Five" das wunderschöne Stück "Cerf-volant" des norwegischen Komponisten Ola Gjeilo aus dem Film "Die Kinder des Monsieur Matthieu" oder "Aquarius", das bekannteste Stück aus dem legendären Anti-Vietnamkriegs-Musical "Hair". Eine wichtige Rolle im Repertoire von "Take Five" wie auch beim Konzert am Sonntag spielt der US-amerikanische Komponist, Pianist und Dirigent George Gershwin, der einst den Jazz in Amerika begründet und hoffähig gemacht hat und der in den 1930er Jahren in Hollywood verstorben ist. Kurz vor seinem Tod komponierte Gershwin "Love is Here to Stay", welches das Quintett zur Begeisterung der Zuhörer zum Besten gab. Unter die Haut ging auch Gershwins Opernstück "Summertime", welches Sopranistin Gaby Dinglinger unter Klavierbegleitung von Wolfgang Klösel als Solostück vortrug.
Auch geistliche Musik war dabei
Von mitreißender und doch stimmiger Abwechslung konnte man an diesem Abend auch deswegen sprechen, weil die Gruppe zwischen Stücken wechselte, die der geistlichen Musik entstammen wie bei der Musik von John Ruther oder Stücken wie "Music to Here" des zeitgenössischen Komponisten Bob Chilcoll aus Großbritannien mit ganz flotten und spannenden Akkorden.
Zu Tränen gerührt wurden die Zuhörer mehrfach an diesem Konzertabend. Kein Wunder, da die fünf Akteure auch absolut herzzereißende Hymnen wie "Gabriellas Song" des schwedischen Komponisten Stefan Nilsson intonierten. Letztlich war es für alle Beteiligten ein wunderschöner Konzertabend, an dem jeder sich noch lange erinnern wird. Endlich wieder Kultur. Endlich wieder Musik.