Frauen brauchen viel innere Stärke, um die Herausforderungen des Alltags zu bewältigen, im Mutter-Kind-Kurhaus, dem "Haus am Kurpark" in Bad Königshofen, betrieben von "Der Paritätische", erleben sie eine Auszeit, können sich auf sich selbst besinnen, an Maßnahmen, Kursen und Anwendungen teilnehmen.
Gute Beispiele von Menschen, die ein schweres Schicksal bewältigen mussten, helfen bei der Einordnung der eigenen Situation. Am vergangenen Freitag war deshalb die Deutsche Meisterin im Berglaufen, Susanne Haßmüller, zu Gast, erzählte ihre Geschichte und beantwortete Fragen.
Geschäftsführerin Evi Bindrim wies in ihrer Begrüßung auf eine historische Kraftspenderin hin, die Gründerin des Müttergenesungswerks, Elli Heuss-Knapp, die sich für soziale Reformen und die Emanzipation eingesetzt hat. Mitarbeiterin Regina Behrendt sprach einleitende Worte zum Thema Resilienz, also Widerstandskraft, die man erlernen kann.
"Man wächst an seinen Krisen und wird reifer, wenn die Bewältigung gelingt", erklärte sie. Psychologen sprechen von den sieben Säulen der Resilienz. Das Leben halte immer wieder neue Herausforderungen bereit, die man mit einer Art Grundoptimismus, Verantwortung übernehmend und lösungsorientiert bewältigen kann.
Susanne Haßmüller berichtete von ihrer Jugend, in der sie stark übergewichtig war, bis sie mit 16 das Laufen für sich entdeckte. "Ich liebe das Laufen", bekundete sie, besonders in der Natur und zu jeder Jahreszeit. "Ich kann dabei den Kopf ganz ausschalten, deshalb habe ich nie Musik auf den Ohren", erzählte sie.
Rund 25 Kilo leichter, entdeckte sie durch ihren Mann das Mountainbike-Fahren als eine weitere Sportart, an der sie Freunde hatte. Sie bekam Kontakt zum Sportverein in Ostheim und lernte, wie motivierend das Trainieren im Team ist, man bestärkt sich gegenseitig. Außer an Bergrennen nahm sie an Wettkämpfen wie Halbmarathon und 800 m-Läufen teil. Sport verbindet – das kann sie nur bestätigen.
Dann geschah ein Unfall, der sie 2010 mitten aus dem Leben katapultierte: Ein Rennradfahrer übersah das vorfahrtsberechtigte Mountainbike von Susanne Haßmüller und stieß mit ihr zusammen. "Ich flog acht Meter durch die Luft und kam mit einem Schädel-Hirn-Trauma per Hubschrauber in die Klinik nach Meiningen."
Erinnerungen daran hat sie keine mehr. Sie lag sechs Wochen in der Klinik, danach war Reha angesagt. Ein dreiviertel Jahr konnte sie nicht laufen, in der Zeit waren die Familie und Freunde eine große Stütze. Mit Depressionen und Ängsten musste sie fertig werden. Würde sie lebenslang im Rollstuhl sitzen, wäre es nicht besser gewesen, gleich tot zu sein?
Sie hat sich wieder aus dem Tief hochgeboxt und feiert seitdem ihre Geburtstage anders. "Für mich ist jeder Tag, an dem ich ohne Schmerzen aufstehen kann, ein Geschenk", sagte sie. Inzwischen ist es ihr zur Lebensaufgabe geworden, anderen zu helfen. Sie gibt Kurse und hat das "Nein-Sagen" gelernt. "Gesunder Egoismus ist Gold wert", gibt sie den anwesenden Kurenden mit auf den Weg.
Vor allem die Bewegung liegt ihr am Herzen. Wenigstens 20 Minuten pro Tag - das könne jeder irgendwie einschieben – sollte man spazieren gehen, joggen oder eine Sportart ausüben, die ein Kraftspender sein kann. "Jeder Kilometer, den man zurücklegt, trägt zur Gesundheit bei", ist ihre Devise.
Dazu gehören natürlich die gesunde Ernährung und eine optimistische Lebenshaltung. Man kann auch die Kinder mit einbeziehen, so lernen sie von klein auf, wie erfüllend und ausgleichend Bewegung ist. Nach Möglichkeit sollte man Kinder bei einem Verein in der Nähe anmelden, Kinder bräuchten den Sport und gewöhnten sich gleich daran, dass er zum Leben gehört.
Bevor Evi Bindrim mit Blumen ihren Dank ausdrückte, sprach Regina Behrendt das Schlusswort. "Gehen sie täglich mit ihrem Hund spazieren, auch wenn sie keinen haben."