Eine knorrige alte Buche, Fichten und Pappeln. Ein kleiner Bach plätschert in einer Schlucht. Verrostete Käfige, ein Kletterbaum und eine Holzhütte. "Das war das zu Hause von Troll, dem Bären," sagt Heiner Birkel. Die einstig geteerte Straße ist nicht mehr erkennbar. Eine dicke Laubschicht liegt darauf. Im ehemaligen Stall sind noch die Futtertröge und in der Sattelkammer verschiedene Utensilien.
"Hier waren die Affen untergebracht," sagt der Sulzfelder und zeigt im Außenbereich auf einen Kletterbaum, sowie an der Seite die Unterkünfte in der Steinmauer. Die große Steinwand verweist darauf, dass hier einmal ein Steinbruch war. Eigentliche eine Idylle mit lauschigen Plätzen. Kein Wunder, dass die Gemeinde Sulzfeld das Gelände nutzen möchte. "Ideal wäre ein touristische Einrichtung. Dazu suchen wir Interessierte," sagt Bürgermeister Jürgen Heusinger.
Viele Besucher aus dem Coburger Raum
Das Grundstück liegt hinter der Feriensiedlung in Richtung Sambachshof. Am Eingang liest man die Hausnummer 1 und "Tierpark". In den 1960er Jahren entstand hier das Tiergehege Sulzfeld unter dem damaligen Landrat Dr. Karl Grünewald. "Die Leute kamen von überall her, vor allem aus dem Coburger Raum," erinnert sich Heiner Birkel beim Rundgang. Er stand Ende der 1960er Jahre oftmals am Bratwurststand, wenn Eltern mit ihren Kindern dem Tierpark einen Besuch abstatteten.
Seit 1965 gab es dort einen Löwen, Affen, Fasane und einen Panther. Weiter vertreten waren Bison, Fuchs, Luchs, Wildschwein und Rehwild, außerdem Ziegen und Ponys, sagt er. Auch Willi Döll erinnert sich: "Wir mussten Anfang 1960 dann plötzlich mit nach Sulzfeld, um dort Zäune zu bauen oder auch Unterstellmöglichkeiten für die Tiere zu schaffen."
Tiere aus einem aufgelösten Zirkus
Die älteren Grabfelder wissen noch, dass an einem Abend ein Interview mit Karl Grünewald an den Fernsehbildschirmen zu sehen war. Vorgestellt wurde die Situation eines Zirkus, der aufgelöst wurde. Über die Rettungsaktion "Aumühle" wurde für die Tiere eine neue Bleibe gesucht.
Davon hatte Grünewald erfahren und entschied spontan einige der Tiere in einem Gehege bei Sulzfeld unterzubringen. Es war ein Gelände mit Waldwegen und tiefen Schluchten. "Als die Straße zum Sambach gebaut wurde, hatte der Landrat dies wohl entdeckt und Überlegungen angestellt, dort einen Tierpark als Freizeitangebot zu bauen."
Allerdings war dieser noch nicht begonnen, als der Zirkus in Konkurs ging und die Tiere dringend untergebracht werden mussten. "Also kamen sie zunächst nach Königshofen ins Landratsamt und dort in provisorische Käfige". Bären und Löwe kamen so ins Grabfeld.
Löwe unternahm einen Stadtbummel
So manch einer weiß noch, dass einmal große Aufregung herrschte, als der Löwe ausgebrochen war und einen "Stadtbummel" unternahm. Er war aber nicht gefährlich und konnte wieder eingefangen werden, berichtete die Heimatzeitung "Bote vom Grabfeld".
Die Unterkunft der Tiere im Hof des Landratsamtes Königshofen sorgte des Öfteren für Gesprächsstoff und das nicht nur weil die Tiere immer wieder mal ausbüxten. "Während einer Sitzung im Königshöfer Landratsamt hat im Hof plötzlich der Löwe losgebrüllt", erzählt Wolfang Mack, damals Bürgermeister von Königshofen. "Der Landrat riss das Fenster auf und schrie zu dem Löwen hinunter, doch endlich Ruhe zu geben."
Ob der Löwe den Befehl befolgte, das weiß Mack nicht mehr. Jedenfalls wurde dann das Tiergehege fertig. Bär und Löwe wurden im neuen Domizil untergebracht. "Das Grabfeld hatte damit eine neue Attraktion." Letztendlich war Grünewald bekannt dafür, dass er der Motor des Fremdenverkehrs im Grabfeld war.
Mechanischer Elefant steht noch
Heiner Birkel spricht von einer Fläche zwischen 2,5 und 3 Hektar mit Scheune, Wohnhaus für Mitarbeiter und Unterstellmöglichkeiten für die Tiere mit entsprechendem Auslauf. All das wurde von den Arbeitern des Landkreises Königshofen gebaut. Das Gelände hatte der Landrat in Erbpacht erworben, also auf 99 Jahre.
Heute noch ist eine Art Wasseraufbereitungstank vorhanden, ebenso Fundamente der verschiedenen Gehege und die Hütte, in der Bär "Troll" zu Hause war. In einer Ecke stehen ein Vogelhaus mit Windrad und ein mechanisches Spielgerät, ein Elefant."Wer weiß, wie viele Kinder hier schon drauf gesessen sind," meint Heiner Birkel.
Für ausgefallene Ideen zu begeistern
"Ohne Zweifel hat Landrat Dr. Karl Grünewald für die Stadt und den Landkreis viel erreicht", sagt Altbürgermeister Wolfgang Mack. Deshalb sei die am Schulviertel entlang führende ehemalige "Dungbrunnstraße" nach seinem Tod in "Dr.-Karl-Grünewald-Straße" umbenannt worden und auch die 1964 von ihm gegründete Mittelschule trägt seinen Namen.
Dass Grünewald, der aufgrund seiner oft eigenwilligen Durchsetzungskraft als "König des Grabfelds" bezeichnet wurde, immer für eine ausgefallene Idee zu begeistern war, dafür ist der von ihm initiierte Tierpark in Sulzfeld, ebenso ein gutes Beispiel, wie das Schulviertel in Bad Königshofen, der Straßenbau und vor allem der Fremdenverkehr.