zurück
Sulzdorf
Sulzdorf: Ist die Flatterulme der Waldretter beim Klimawandel?
Ein Waldbegang stand bei der Sitzung des Gemeinderates Sulzdorf zunächst auf der Tagesordnung. Die neue Försterin Julia Bischof (links) stellte sich und ihre Vorhaben im Sulzdorfer Waldgebiet den Ratsmitgliedern vor.
Foto: Hanns Friedrich | Ein Waldbegang stand bei der Sitzung des Gemeinderates Sulzdorf zunächst auf der Tagesordnung. Die neue Försterin Julia Bischof (links) stellte sich und ihre Vorhaben im Sulzdorfer Waldgebiet den Ratsmitgliedern vor.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:32 Uhr

Wird man die Flatterulme in Zukunft auch in den Wäldern des Grabfeldes finden? Ganz sicher jedenfalls in einem Bereich von knapp einem Hektar im Sulzdorfer Wald bei Sternberg. Dort will Julia Bischof, die neue Leiterin des Forstreviers Bad Königshofen I und damit auch für die Gemeinde Sulzdorf zuständig, einen Versuch starten. Bei einem Waldbegang erfuhren die Ratsmitglieder, dass die Flatterulme mehr als 35 Meter hoch werden kann, eigentlich aber in Flussauen und besonders auf Auenböden und Bruchstandorten vorkommt. Sie habe sich unter unterschiedlichsten Klimabedingungen bewährt. Das Holz der Flatterulme sei weniger geschätzt, aber besonders zäh. In Osteuropa sei es sogar im Maschinenbau verwendet worden. "Mal sehen, wie sie sich hier im Wald macht und wie sie mit dem Klimawandel zurechtkommt", sagt die junge Försterin, die aus Leinach kommt und im Amt für Landwirtschaft und Ernährung in Bad Neustadt angestellt ist.

Der Borkenkäfer bereitet weiterhin große Sorge 

"Sie ist eine junge dynamische Frau mit neuen Ideen und einem etwas anderen Blick auf ihre neue Aufgabe in unseren Wäldern", stellte Bürgermeisterin Angelika Götz die neue Försterin vor. Das sei wichtig, um dem Klimawandel zu begegnen, denn der bringe den Waldbesitzern eine enorme Verantwortung. Julia Bischof erwähnte dazu die sinkenden Niederschläge, die steigenden Temperaturen und den Befall vor allem der Fichtenbestände durch den Borkenkäfer. "Dieser hat mit diesen Klimabedingungen ein leichtes Spiel." Hatte man vor wenigen Tagen gedacht ihn im Waldgebiet erfolgreich bekämpft zu haben, wurde aktuell wieder eine Fläche entdeckt, die dringend durch den Harvester bearbeitet werden muss. Im Sulzdorfer Wald wurden bislang 2500 Festmeter Käferholz geschlagen.

Auf dieser Fläche von knapp einem Hektar soll unter anderem der Versuch mit der neuen Baumart, der Flatterulme, gestartet werden.
Foto: Hanns Friedrich | Auf dieser Fläche von knapp einem Hektar soll unter anderem der Versuch mit der neuen Baumart, der Flatterulme, gestartet werden.

Neue Baumarten sind deshalb notwendig, weswegen nun der Versuch mit der Flatterulme, aber auch mit Kirsche oder Elsbeere gestartet wird. Bürgermeistern Götz sprach in diesem Zusammenhang die erhöhten Pflegekosten an. "Die sind fast nicht zu schultern."  Als unumgänglich bezeichnete Julia Bischof das Durchforsten. Es erhöhe die Stabilität und Vitalität des Bestandes und bedeute eine Steigerung der Wertleistung.  Einen besonderen Wunsch hatte die neue Gemeindeförsterin auch: "Ich würde gerne die Bambusstäbe bei der Aufforstung durch heimische Hölzer ersetzen, denn schließlich reist so ein Bambusstab durch die halbe Welt, bis er zu uns kommt." Eine Idee, die auf offene Ohren stieß. Schließlich ging es noch um das Rechtlerholz im Sternberger Waldbereich. Hier will man sich mit den Verantwortlichen zusammen setzen.

50 000 junge Triebe sollen auf 16 Hektar Fläche gesetzt werden  

Der überarbeitete Waldbetriebsplan stand in der Gemeinderatssitzung dann zur Debatte. In diesem Jahr liegt der Hiebsatz bei 341 Festmeter, wobei es auch dringenden notwendige Pflegehiebe gibt.  Konkret sollen auf knapp 16 Hektar rund 50 000 Pflanzen wie Kirsche, Elsbeere oder Eibe gesetzt werden. Angesprochen hat die Försterin das unbedingt notwendige Ausgrasen. Der Aufwand und die Kosten seien sehr hoch, allerdings gebe es ab dem dritten Jahr eine Förderung von 5600 Euro, wobei dies auch im Jahr darauf noch möglich sei. Zudem gibt es Entschädigungen bei Borkenkäferbefall.  

Julia Bischof erwähnte auch den Holzeinschlag mit einem Erlös von rund 90 000 Euro und Fördermittel in Höhe von 292 464 Euro. Dem stehen Ausgaben für Pflanzankauf mit 84 461 Euro gegenüber, das Setzen der knapp 65 000 Pflanzen schlägt mit 64 970 Euro zu Buch. Hinzu kommen unter anderem Zaun und Zaunbau mit rund 31 850 Euro, sowie die Jungpflege mit 17 340 Euro. Letztendlich zeigt das vorläufige Endergebnis ein Minus von 16 826 Euro. Somit könnte bei der endgültigen Abrechnung eine "schwarze Null" fast zu erreichen sein, so Julia Bischof. "Insgesamt also doch ein gutes Betriebsergebnis", stellte Bürgermeisterin Angelika Götz fest und dankte der Försterin für die gute Zusammenarbeit.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Sulzdorf
Hanns Friedrich
Angelika Götz
Holz
Landwirtschaftsämter
Maschinenbau
Niederschlag
Pflanzen und Pflanzenwelt
Pflegekosten
Stadträte und Gemeinderäte
Wald und Waldgebiete
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top