zurück
Bad Neustadt
SuedLink-Trasse: Geht sie im Zickzack unter der A 71 durch?
Die Vorschläge für den Verlauf der unterirdischen SuedLink-Trasse durch den Landkreis Rhön-Grabfeld liegen auf dem Tisch. Wo sehen die Bürgermeister noch Änderungsbedarf? 
Im Landkreis Rhön-Grabfeld verläuft die SuedLink-Trasse in weiten Teilen entlang der Autobahn A 71. 
Foto: Bildrechte: Tennet | Im Landkreis Rhön-Grabfeld verläuft die SuedLink-Trasse in weiten Teilen entlang der Autobahn A 71. 
Eckhard Heise
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:35 Uhr

Links von der A 71 oder lieber rechts der Autobahn? Der Verlauf der SuedLink-Trasse liegt fest. In Rhön-Grabfeld wird die unterirdische Stromleitung in weiten Teilen der Autobahn folgen. Jetzt positionieren sich die einzelnen Gemeinden. Denn inzwischen ist das Planfeststellungsverfahren angelaufen, Gemeinden und Bürger können ihre Anliegen einbringen, damit am Ende der genaue Verlauf festgelegt werden kann. Wir schauten uns die Strecken im Landkreis Rhön-Grabfeld genauer an und erkundigten uns bei den betroffenen Gemeinden nach ihren Bedenken.

Nachdem im Vorjahr zunächst ein 1000 Meter breiter Korridor festgelegt worden war, reduzierte sich die Vorschlagstrasse im Herbst auf eine Breite von 100 Metern. In einigen kurzen Abschnitten werden  alternative Verläufe angeboten. Für die Bauarbeiten wird ein Streifen von knapp dieser Breite benötigt, der eigentliche Kabelkanal ist etwa 15 Meter breit, erklärt Axel Schilling, Pressesprecher der Netzbetreiber Transnet BW und Tennet.

SuedLink-Trasse: Geht sie im Zickzack unter der A 71 durch?

Diese Trasse wünscht man sich in Mellrichstadt

Die Trasse trifft an der "Schanz" bei Eußenhausen auf den Landkreis und verlässt ihn bei Strahlungen. Gleich beim Eintritt stößt die Trasse auf einen wertvollen Baumbestand, weshalb zwei jeweils rund 1000 Meter lange Unterbohrungen vorgesehen sind. Für die zweite Horizontalbohrung ist allerdings auch eine Alternativlösung auf der Übersichtskarte von TransnetBW vorgesehen, doch die will Mellrichstadt keinesfalls akzeptieren, betont Christian Roßhirt, Leiter des städtischen Bauamts.

Schließlich erreicht die Trasse die B 285 und kreuzt zwischen Reuthhof und dem Steinbruch die Hendungener Straße und verlässt die Gemarkung Mellrichstadt.  Die Stadt hätte eine Linienführung auf der östlichen Seite der A 71 bevorzugt, doch der Wunsch sei bei den vorausgegangenen Gesprächen nicht durchsetzbar gewesen.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

Sorgen mache man sich noch bei den Anfahrtswegen für die bis zu 100 Tonnen schweren Baufahrzeuge. In dieser Hinsicht werde man ein Auge auf die Planungen werfen, denn beim Autobahnbau habe man in dieser Beziehung nicht die besten Erfahrungen gemacht. Ansonsten "kann man mit dem Vorhaben leben".

In Oberstreu sind die Landwirte betroffen 

Ähnlich sieht das Stefan Kießner, Bürgermeister von Oberstreu, dessen Gemeindebereich danach durchquert wird. In seinem Zuständigkeitsbereich sind fast 20 Hektar landwirtschaftliche Fläche betroffen. Das sei ärgerlich für die Landwirte, zumal es sich meist um beste Böden handele. Er hofft auf eine angemessene Entschädigung. Auch er plant, die Anfahrtswege für die Baustellenfahrzeuge im Auge zu haben, damit nicht noch mehr Fläche in Mitleidenschaft gezogen wird.

Auch Kießner hätte sich einen Verlauf jenseits der Autobahn gewünscht, so kreuzen die Kabel zwischen Bahra und Oberstreu das Bahratal. Aber: Weil es sich um einen ökologisch wertvollen Bereich handelt, wird er unterbohrt. Ein Stückchen weiter erreicht die Trasse die Autobahn, an der sich nun der weitere Verlauf orientiert.

Alternative Strecke auf der Hollstädter Gemarkung

Auf der dann folgenden Hollstädter Gemarkung gibt es auf fast der vollen Länge noch eine Alternativtrasse. Bei der endgültigen Trassenwahl betrachtet  Bürgermeister Georg Menninger drei Bereiche besonders aufmerksam: ein Wasserschutzgebiet, die landwirtschaftliche Fläche und den Wald.

Was die landwirtschaftlichen Flächen angeht, möchte Menninger, dass die Stromleitungen möglichst nah, "im Schatten" der Autobahn liegen. Die Bedenken in Bezug auf das Wasserschutzgebiet rühren von der geplanten Durchquerung des Saaletals per Spülbohrung. Bei dem Verfahren fällt jede Menge Abraum an, der kontaminiert sein könnte, was die Trinkwasservorkommen gefährden könnte. Daher favorisiert er einen Verlauf weg vom Schutzgebiet. Dafür müsste die Trasse die Autobahn unterqueren. Nach der Kreuzung des Saaletals sollte kurz vor der Autobahnauffahrt erneut auf die andere Seite gewechselt werden. Dadurch werde der Wald auf östlicher Seite mit seinem wertvollen Eichenbestand nicht berührt und nur der Bereich mit den weniger attraktiven Fichten betroffen.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

Trasse soll so weit von Rödelmaier weg wie möglich

Menningers Vorstellungen passen so gar nicht zu den Wünschen seines Bürgermeisterkollegen aus Rödelmaier. Denn Michael Pöhnlein bevorzugt einen Trassenverlauf auf der Ostseite der Autobahn. Pöhnlein weiß, dass die Geländeform und vorhandene Kleingewässer gegen seine Variante sprechen. "Aber wenn schon auf Seite von Rödelmaier, dann so weit weg vom Ort wie möglich".

Mit diesem Anliegen nimmt er auf einen "Schlenker" der Kabel Bezug, bei dem sich die Trasse von der Autobahn weg auf das Dorf zubewegt. Dabei würde sich die Trasse stark dem Wohngebiet annähern, was er keinesfalls dulden will, da dadurch Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde eingeschränkt wären.

Kurz vor dem Verlassen der Flur von Rödelmaier wechselt die Vorschlagstrasse die Autobahnseite, um einen großen Bogen entlang der Rheinfeldshöfer Straße durch eine Waldschneise zu machen, um dann wieder – nun im Verantwortungsbereich von Strahlungens Bürgermeister Johannes Hümpfner  auf die Autobahn zu treffen.

In Strahlungen müssen wahrscheinlich Bäume weichen

Diesen "Umweg" lehnen beiden Bürgermeister ab. Hümpfner plädiert für eine Unterbohrung des Waldes. Diese Vorgehensweise sei günstiger, weil sich die Verlegestrecke halbiert. Außerdem rückt die Trasse dann von Rheinfeldshof ab.

Im weiteren Verlauf werden die Gräben meist direkt neben der Autobahn ausgehoben, hin und wieder gehen sie aber auch wieder auf Abstand, was Hümpfner wenig zusagt. Teilweise werden Flurwege genutzt, an einigen Stellen müssen Bäume weichen, "dann muss das ordentlich entschädigt werden, denn später darf die Fläche nicht mehr aufgeforstet werden".

Ein absolutes Nein gilt für einen Schlenker der Alternativtrasse, kurz vor Verlassen der Strahlungener Gemarkung. In diesem Fall müssten auf mehrere Hundert Meter Länge Wald durchquert werden, das würde Hümpfner nur akzeptieren, wenn die Trasse direkt an der Autobahn verläuft.

Ansonsten sieht auch Hümpfner den Antransport des Materials und der Großgeräte als Problem. Denn die vorhandenen Wege seien vielfach nicht für schweres Gerät geeignet, "da muss man weiter in der Verhandlung bleiben".

SuedLink gräbt sich durch den Landkreis

Die zehn Milliarden Euro teure SuedLinkTrasse durchquert auf einer Länge von etwa 25 Kilometern den Landkreis Rhön-Grabfeld. Die Kabel liegen zwei Gräben, die etwa zwei Meter tief sind. Als Bautrasse wird ein etwa 60 Meter breiter Streifen benötigt, die spätere Leitungstrasse ist knapp 15 Meter breit. In besonders sensiblen Bereichen, vor allem in Tälern mit Fließgewässern aber auch in manchen Wäldern, wird auf eine "geschlossene" Bauweise zurückgegriffen, also eine Unterbohrung, die erheblich höhere Kosten verursacht. Wegen der höheren ökologischen Wertigkeit wird versucht, Wald zu umgehen, sodass in erster Linie landwirtschaftliche Flächen betroffen sind. Eigentümer und Bewirtschafter werden nach dem Verkehrswert entschädigt.
Quelle: eh
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Neustadt
Eckhard Heise
Baubehörden
Bauweisen
Bürgermeister und Oberbürgermeister
Georg Menninger
Großgeräte
Landwirte und Bauern
Michael Pöhnlein
Schutzgebiete
Städte
Suedlink-Stromtrasse
Südlink
Tennet
Transnet
Wald und Waldgebiete
Wasserschutzgebiete
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • zwrecht@aol.com
    der weitere Verlauf auf der östlichen Autobahseite -wie von Rödelmaier gewünscht- wurde im Hollstädter Gemeinderat gar nicht diskutiert, weil die Trassenplaner den weiteren Verlauf mit der Querung vorsehen. Diese Querung versucht man in der Hollstädter Gemeinderatsdiskussion nur weiter in Richtung Süden zu verlängern um die bewaldete Umgehung einer Photovoltaikanlage zu vermeiden. Wenn Rödelmaier sich eine östliche Trassenführung wünscht, spart man sich in Hollstadt die Umgehung der Photovoltaikanlage und rettet damit Kiefernwald. Das ginge zu Lasten von Eichenwald. Wirft man Kiefernwald und Rödelmaiers Bürgerwohl auf der einen Seite in die Waagschale und den Waldverlust auf der östlichen Seite in die andere Schale, können sich Hollstadts Gemeinderäte auch mit Rödelmaier sympathisieren. In Hollstadt gab es eine ausschließliche Priorität: weg aus dem Trinkwasserschutzgebiet; bei den bekannten Trinkwasserproblemen kann kein vernünftiger Mensch das Risiko der Westtrasse eingehen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • info@softrie.de
    Strom ja, Leitungen nein danke.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten