Links von der A 71 oder lieber rechts der Autobahn? Der Verlauf der SuedLink-Trasse liegt fest. In Rhön-Grabfeld wird die unterirdische Stromleitung in weiten Teilen der Autobahn folgen. Jetzt positionieren sich die einzelnen Gemeinden. Denn inzwischen ist das Planfeststellungsverfahren angelaufen, Gemeinden und Bürger können ihre Anliegen einbringen, damit am Ende der genaue Verlauf festgelegt werden kann. Wir schauten uns die Strecken im Landkreis Rhön-Grabfeld genauer an und erkundigten uns bei den betroffenen Gemeinden nach ihren Bedenken.
Nachdem im Vorjahr zunächst ein 1000 Meter breiter Korridor festgelegt worden war, reduzierte sich die Vorschlagstrasse im Herbst auf eine Breite von 100 Metern. In einigen kurzen Abschnitten werden alternative Verläufe angeboten. Für die Bauarbeiten wird ein Streifen von knapp dieser Breite benötigt, der eigentliche Kabelkanal ist etwa 15 Meter breit, erklärt Axel Schilling, Pressesprecher der Netzbetreiber Transnet BW und Tennet.
Diese Trasse wünscht man sich in Mellrichstadt
Die Trasse trifft an der "Schanz" bei Eußenhausen auf den Landkreis und verlässt ihn bei Strahlungen. Gleich beim Eintritt stößt die Trasse auf einen wertvollen Baumbestand, weshalb zwei jeweils rund 1000 Meter lange Unterbohrungen vorgesehen sind. Für die zweite Horizontalbohrung ist allerdings auch eine Alternativlösung auf der Übersichtskarte von TransnetBW vorgesehen, doch die will Mellrichstadt keinesfalls akzeptieren, betont Christian Roßhirt, Leiter des städtischen Bauamts.
Schließlich erreicht die Trasse die B 285 und kreuzt zwischen Reuthhof und dem Steinbruch die Hendungener Straße und verlässt die Gemarkung Mellrichstadt. Die Stadt hätte eine Linienführung auf der östlichen Seite der A 71 bevorzugt, doch der Wunsch sei bei den vorausgegangenen Gesprächen nicht durchsetzbar gewesen.
Sorgen mache man sich noch bei den Anfahrtswegen für die bis zu 100 Tonnen schweren Baufahrzeuge. In dieser Hinsicht werde man ein Auge auf die Planungen werfen, denn beim Autobahnbau habe man in dieser Beziehung nicht die besten Erfahrungen gemacht. Ansonsten "kann man mit dem Vorhaben leben".
In Oberstreu sind die Landwirte betroffen
Ähnlich sieht das Stefan Kießner, Bürgermeister von Oberstreu, dessen Gemeindebereich danach durchquert wird. In seinem Zuständigkeitsbereich sind fast 20 Hektar landwirtschaftliche Fläche betroffen. Das sei ärgerlich für die Landwirte, zumal es sich meist um beste Böden handele. Er hofft auf eine angemessene Entschädigung. Auch er plant, die Anfahrtswege für die Baustellenfahrzeuge im Auge zu haben, damit nicht noch mehr Fläche in Mitleidenschaft gezogen wird.
Auch Kießner hätte sich einen Verlauf jenseits der Autobahn gewünscht, so kreuzen die Kabel zwischen Bahra und Oberstreu das Bahratal. Aber: Weil es sich um einen ökologisch wertvollen Bereich handelt, wird er unterbohrt. Ein Stückchen weiter erreicht die Trasse die Autobahn, an der sich nun der weitere Verlauf orientiert.
Alternative Strecke auf der Hollstädter Gemarkung
Auf der dann folgenden Hollstädter Gemarkung gibt es auf fast der vollen Länge noch eine Alternativtrasse. Bei der endgültigen Trassenwahl betrachtet Bürgermeister Georg Menninger drei Bereiche besonders aufmerksam: ein Wasserschutzgebiet, die landwirtschaftliche Fläche und den Wald.
Was die landwirtschaftlichen Flächen angeht, möchte Menninger, dass die Stromleitungen möglichst nah, "im Schatten" der Autobahn liegen. Die Bedenken in Bezug auf das Wasserschutzgebiet rühren von der geplanten Durchquerung des Saaletals per Spülbohrung. Bei dem Verfahren fällt jede Menge Abraum an, der kontaminiert sein könnte, was die Trinkwasservorkommen gefährden könnte. Daher favorisiert er einen Verlauf weg vom Schutzgebiet. Dafür müsste die Trasse die Autobahn unterqueren. Nach der Kreuzung des Saaletals sollte kurz vor der Autobahnauffahrt erneut auf die andere Seite gewechselt werden. Dadurch werde der Wald auf östlicher Seite mit seinem wertvollen Eichenbestand nicht berührt und nur der Bereich mit den weniger attraktiven Fichten betroffen.
Trasse soll so weit von Rödelmaier weg wie möglich
Menningers Vorstellungen passen so gar nicht zu den Wünschen seines Bürgermeisterkollegen aus Rödelmaier. Denn Michael Pöhnlein bevorzugt einen Trassenverlauf auf der Ostseite der Autobahn. Pöhnlein weiß, dass die Geländeform und vorhandene Kleingewässer gegen seine Variante sprechen. "Aber wenn schon auf Seite von Rödelmaier, dann so weit weg vom Ort wie möglich".
Mit diesem Anliegen nimmt er auf einen "Schlenker" der Kabel Bezug, bei dem sich die Trasse von der Autobahn weg auf das Dorf zubewegt. Dabei würde sich die Trasse stark dem Wohngebiet annähern, was er keinesfalls dulden will, da dadurch Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde eingeschränkt wären.
Kurz vor dem Verlassen der Flur von Rödelmaier wechselt die Vorschlagstrasse die Autobahnseite, um einen großen Bogen entlang der Rheinfeldshöfer Straße durch eine Waldschneise zu machen, um dann wieder – nun im Verantwortungsbereich von Strahlungens Bürgermeister Johannes Hümpfner auf die Autobahn zu treffen.
In Strahlungen müssen wahrscheinlich Bäume weichen
Diesen "Umweg" lehnen beiden Bürgermeister ab. Hümpfner plädiert für eine Unterbohrung des Waldes. Diese Vorgehensweise sei günstiger, weil sich die Verlegestrecke halbiert. Außerdem rückt die Trasse dann von Rheinfeldshof ab.
Im weiteren Verlauf werden die Gräben meist direkt neben der Autobahn ausgehoben, hin und wieder gehen sie aber auch wieder auf Abstand, was Hümpfner wenig zusagt. Teilweise werden Flurwege genutzt, an einigen Stellen müssen Bäume weichen, "dann muss das ordentlich entschädigt werden, denn später darf die Fläche nicht mehr aufgeforstet werden".
Ein absolutes Nein gilt für einen Schlenker der Alternativtrasse, kurz vor Verlassen der Strahlungener Gemarkung. In diesem Fall müssten auf mehrere Hundert Meter Länge Wald durchquert werden, das würde Hümpfner nur akzeptieren, wenn die Trasse direkt an der Autobahn verläuft.
Ansonsten sieht auch Hümpfner den Antransport des Materials und der Großgeräte als Problem. Denn die vorhandenen Wege seien vielfach nicht für schweres Gerät geeignet, "da muss man weiter in der Verhandlung bleiben".