Vor kurzem berichtete die Süddeutsche Zeitung über Goldman Sachs und titelt: "Die Legende aus Trappstadt." Der Autor Nikolaus Piper erinnert in dem Text an das Jahr 1848, als sich die Fürsten gegen die Demokraten durchsetzten. "Viele Deutsche sahen für sich keine Zukunft mehr in ihrer Heimat und wanderten nach Amerika aus, unter ihnen besonders viele Juden. Einer von ihnen war Mark Goldmann, Sohn eines Landwirts und Viehhändlers aus der unterfränkischen Gemeinde Trappstadt. Als er auf der anderen Seite des Atlantiks landete, amerikanisierte ein Beamter der Einwanderungsbehörde erst einmal seinen Namen: Aus Mark Goldmann wurde Marcus Goldman."
Der Autor berichtet von Goldman, der sich als Hausierer durchschlug und später einen kleinen Krämerladen betrieb. 1869 siedelte er nach New York über. In der Pine Street, einer Parallelstraße zur Wall Street, mietete er ein winziges Büro und hängte das etwas großspurige Schild "Marcus Goldman & Co" vor die Tür.
Mit dem Handel von Schuldscheinen begonnen
Goldman war Broker und begann mit Schuldscheinen von Tabak- und Diamantenhändlern zu handeln. Die Geschäfte liefen gut, bald traten Goldmans Sohn Henry und Schwiegersohn Samuel Sachs in die Firma sein. Sie firmierte nun als M. Goldman & Sachs. Heute, 150 Jahre später, ist Goldman & Sachs die größte Investmentbank der Welt. 2008 wurde man in Trappstadt auf diesen prominenten einstigen Mitbürger aufmerksam. Seit einigen Jahren verweisen denn auch große Tafeln auf Marcus Goldman, der in Trappstadt 1821 geboren wurde.
Den Stein ins Rollen gebracht hatte 2008 Cordula Kappner aus Zeil am Main. Sie befasste sich mit dem Leben der jüdischen Bürger im Landkreis Haßberge. Dabei stieß sie auch auf den Namen Marcus Goldmann, der in Trappstadt geboren wurde und dann nach Amerika auswanderte. In Trappstadt wurde daraufhin Ortschronist Michael Böckler und Gemeinderatsmitglied Matthias Gerstner aktiv. Sie stöberten in den Archiven und waren auch in Würzburg, wo sie mehr in Erfahrung brachten.
Kindheit und Jugend in Trappstadt verbracht
Dabei stellte Michael Böckler fest, dass die Mutter von Marcus Goldmann aus Walldorf bei Meiningen stammte. Marcus Goldman war das sechste Kind von Ella Hein. Geboren wurde er am 9. Dezember 1821 im Haus Nr. 16 morgens um 3 Uhr. So geht es aus dem Taufregister hervor. Marcus Goldmann verlebte also seine Kinder und Jugendzeit in Trappstadt, bevor er mit seinen beiden Geschwistern Regina und Simon nach Amerika auswanderte.
Diese Recherchen wiederum veranlassten den damaligen Bürgermeister Kurt Mauer, mehr über den heute berühmten Sohn der Gemeinde zu erfahren. Er nahm Kontakt zur deutschen Niederlassung der Goldman-Sachs Bank in Frankfurt auf und bat um Informationen und Mithilfe für ein Gespräch in der Goldman&Sachs-Bank in New York. Schon kurze Zeit später erhielt er eine Einladung nach New York.
Besuch in New York
Als Gastgeschenk hatte er Fotos mit dem Geburtshaus von Marcus Goldmann ebenso im Gepäck wie ein Wappen der Gemeinde, das Buch "Juden im Grabfeld" von Kreisheimatpfleger Reinhold Albert und Zeitungsartikel, in denen über Marcus Goldmann berichtet wurde. In New York empfing die Vizepräsidentin der Goldman&Sachs Bank, Liz Rogers, die Gäste aus dem Grabfeld persönlich. Mit dabei war auch Rick Burns, der als Filmproduzent von der Bank beauftragt war, eine Dokumentation zu erstellen. Zu diesem Zeitpunkt war Trappstadt als Geburtsort von Markus Goldmann nicht bekannt.
Vier Jahre später kamen der amerikanische Botschafter Philip D. Murphy und der amerikanische Konsul William E. Moeller in die Markgemeinde Trappstadt. Es gab einen Empfang und man war am einstigen Geburtshaus von Marcus Goldman. Mit Philip Murphy besuchte ein ehemaliger Investmentbanker und Leiter des Instituts Frankfurt am Main den Geburtsort von Marcus Goldmann, dem Gründer der Investmentbank "Goldman Sachs" in New York. Er selbst war seit 2009 Botschafter und zuvor 23 Jahre in der Goldmann&Sachs-Bank in New York. Vom einstigen Goldmann-Haus ist nichts mehr vorhanden, lediglich eine alte Truhe gibt es noch im Keller. Heute erinnern große Tafeln an den "großen Sohn" der Gemeinde.