Der Sturm „Kirsten“ brach am Mittwoch, 26. August, die altehrwürdige Linde an der Straße nach Rheinfeldshof nach und nach in mehrere Teile und brachte diese schließlich krachend zu Fall. Zum Glück kamen dabei keine Personen, sonstige Gegenstände oder die daneben befindlichen historischen Bildstöcke zu Schaden. Am Abend sorgte die Freiwillige Feuerwehr Rödelmaier umgehend dafür, dass die wild herumliegenden Baumteile aufgeräumt und als Gefahrenquelle beseitigt wurden.
Dabei wurde sichtbar, wie sehr in den letzten Jahrzehnten die Stabilität des hölzernen Riesen trotz professioneller Pflegemaßnahmen nachgelassen hatte und der Stamm innerlich zu einem Großteil morsch und nur noch an den Seiten durch intaktes Holz zusammengehalten wurde.
Der mächtige Lindenbaum von der Sorte Altlinde (Winterlinde) war als einziges Naturdenkmal in der Gemeinde Rödelmaier in der Liste der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Rhön-Grabfeld aufgelistet. Darin wurde sein stolzes Alter mit über 250 Jahren, die Höhe mit 18 Metern, der Durchmesser des Stammes mit 1,10 Metern und der Umfang mit 3,50 Metern beschrieben.
Umso trauriger macht dieser Umstand die vielen Spaziergänger, die regelmäßig an der Linde und dem dort befindlichen Feldkreuz, das von zwei Bildstöcken eingerahmt ist, vorbeiwanderten. Wie viele Generationen sind an dem markanten Baum vorbeigelaufen und haben unter ihm auf der Bank gerastet. Unzählige Male machten früher die Bauern mit ihren Fuhrwerken auf ihrem beschwerlichen Weg auf ihre Felder oder in den Bildhäuser Wald zum Holzmachen dort Halt. Sogar die Mönche des alten Klosters Bildhausen liefen im 18. Jahrhundert auf ihrem Weg zur Seelsorge nach Rödelmaier schon an ihm vorbei. Und was hat die alte Linde alles in den Jahrhunderten miterlebt: die Landwirtschaft mit ihren zwei Flurbereinigungen in Rödelmaier und all ihren Facetten sowie den Autobahnbau nur circa 100 Meter neben ihr.
Noch im letzten November hatte die Soldatenkameradschaft Rödelmaier bei ihrer beliebten Herbstwanderung an der mächtigen Linde ihre Verpflegungsstation aufgeschlagen. Und bei der Grenzwanderung im Januar hatten sich die Rödelmaierer von den Feldgeschworenen die dortigen Flurteile erklären lassen. Keiner hatte damit gerechnet, dass der beeindruckende Riese schon bald aus dem Anblick für immer verschwinden wird.
Ein Trost darf sein, dass die alte Linde zwei würdige, wenn auch noch deutlich kleinere Nachfolger hat: eine vor Jahrzehnten gesetzte Linde rechts des Feldkreuzes und eine vor gut 20 Jahren als Mahnmal vor dem Autobahnbau gepflanzte junge Linde. Beide werden künftig mehr in den Blick der Vorbeikommenden rücken.