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Bad Neustadt
Aktiv gegen Missbrauch: Mitarbeiter des evangelischen Dekanats Bad Neustadt nehmen an Präventionsschulung teil
Judith Grosser leitete in Bad Neustadt eine Präventionsveranstaltung zum Thema 'Sexualisierte Gewalt'. Dekan Karl-Uwe Rasp dankte ihr dafür im Anschluss an die Veranstaltung.
Foto: Marion Ziegler | Judith Grosser leitete in Bad Neustadt eine Präventionsveranstaltung zum Thema "Sexualisierte Gewalt". Dekan Karl-Uwe Rasp dankte ihr dafür im Anschluss an die Veranstaltung.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 23.07.2022 02:37 Uhr

"Jedes Gemeindehaus und jede Freizeit muss ein sicherer Ort sein für Kinder und Jugendliche." So lautet das Ziel einer Kampagne zur Prävention von sexualisierter Gewalt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen eine Basisschulung zu diesem Thema besuchen. Das geht aus einer Pressemitteilung des evangelischen Dekanats Bad Neustadt hervor. Eine ergänzende Veranstaltung zu den Basisschulungen fand nun in Bad Neustadt statt.

"Es macht mich betroffen, wenn ich das sehe." Dieser Satz sei bei einem intensiven Austausch zu hören gewesen, der sich nach dem Einstieg in den Nachmittag angeschlossen hat, ist der Mitteilung zu entnehmen. Diakone, Pfarrer, Kirchenmusiker, Religionspädagogen und Katecheten aus dem ganzen Dekanat hatten sich gemeinsam den BR-Beitrag "Leiden im evangelischen Kinderheim" angesehen. Viele Fragen dazu wurden erörtert, Emotionen ausgedrückt, aber auch Wünsche und Arbeitsaufträge an die Fachstelle zum Umgang mit sexualisierter Gewalt ausgesprochen.

Judith Grosser, von der Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt mit Sitz in München, leitete die 90-minütige Veranstaltung, an der rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Dekanat Bad Neustadt teilnahmen.

Die dreistündige Basisschulung zur Prävention sexualisierter Gewalt hatten die meisten der Teilnehmenden schon absolviert. Darin lernten die Hauptberuflichen: Hinschauen und hinhören, auch, wenn es schwerfällt, um im Verdachtsfall richtig reagieren zu können.

Individuelle Schutzkonzepte für evangelische Kirchengemeinden, Schulen und Kitas

Insgesamt acht Präventionsbeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern (ELKB) bieten seit November 2021 im gesamten Freistaat Schulungen an, virtuell und in Präsenz.  Sie sollen alle Haupt- und Ehrenamtlichen in Kirche und Diakonie für das Thema sexualisierte Gewalt sensibilisieren und ihnen zeigen, wie sie im Verdachtsfall richtig reagieren. Damit sich Fälle wie der im BR-Beitrag dargestellte nicht wiederholen. "Niemand darf mehr die Augen verschließen nach dem Motto: Sowas kommt bei uns nicht vor", betonte Judith Grosser laut Pressemitteilung. Bis Ende 2025 muss deshalb jede Kirchengemeinde in Bayern und alle kirchlichen Einrichtungen – also etwa Kindertagesstätten, evangelische Schulen oder Seniorenheime – ­eine Risikoanalyse durchführen und ein individuelles Schutzkonzept erarbeiten. So schreibt es das neue Präventionsgesetz der ELKB vor.

Wie die Teilnehmenden der Schulung erfuhren, ließen sich im vergangenen Jahr 40 Menschen in der Fachstelle beraten. Insgesamt wurden 17 Fälle sexualisierter Gewalt in der bayerischen Landeskirche bekannt. Damit sind 166 Fälle im Freistaat dokumentiert. Knapp 80 Prozent der zumeist weiblichen Betroffenen waren zum Zeitpunkt der Tat unter 18 Jahre alt, über die Hälfte unter 14 Jahren, teilt das Dekanat mit. Eines war Dekan Karl-Uwe Rasp in diesem Zusammenhang besonders wichtig: "Wir müssen uns klar auf die Seite der Betroffenen stellen. Schuld sind immer die Täter, nicht die Opfer."

Eine Kultur der Achtsamkeit erhöht die Hürden für Täter

Der Fokus der Schulung lag auf den Betroffenen. Es ging aber auch um die Täter und deren Strategien. 80 bis 90 Prozent der Täter sind Männer. Oft würden sie eine Notlage ihres Opfers ausnutzen. In sogenannten „Testritualen“ (zum Beispiel zufällige Berührungen) würde sich der erste Übergriff anbahnen. Deshalb sei es wichtig, dass es künftig in allen Gemeinden Ansprechpersonen gibt, an die sich Betroffene und Mitarbeitende im Verdachtsfall wenden können. Fachwissen, klare Verantwortlichkeiten und eine Kultur der Achtsamkeit würden laut der Expertin die Hürden für die Täter immens erhöhen.

Die Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt steht den Kirchengemeinden bei der Ausarbeitung der Schutzkonzepte auch über die Schulung hinaus mit Rat und Tat zur Seite – immer mit dem einen Ziel, so Judith Grosser in der Pressemitteilung abschließend: "Dass jedes Gemeindehauses und jede Freizeit ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche ist und bleibt."

 
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