(hf) Der in Bad Neustadt von der Neurologischen Klinik und dem Rettungsdienst entwickelte „Stroke - und Cardio Angel“ hat in den vergangenen Jahren viele Leben gerettet und Menschen, die einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlitten, vor größeren gesundheitlichen Schäden bewahrt.
So gelang die Öffnung von verschlossenen Gefäßen bei einem akuten Schlaganfall im Bundesdurchschnitt bei 20 Prozent der Patienten. Bisher lag sie bei rund sechs Prozent. „Das bedeutet, dass die Versorgungskette bis zur Klinik erheblich verkürzt wurde“, sagte Professor Dr. Bernd Griewing, ärztlicher Direktor der Neurologischen Klinik Bad Neustadt, am Freitagnachmittag bei einem international besetzten Workshop in Bad Neustadt.
Mittlerweile ist das Bad Neustädter System im Münchner Raum ebenso wie im Bereich Fulda und in den Landkreisen Rhön-Grabfeld, Haßberge und Bad Kissingen im Einsatz, was nach den Worten Griewings besonders wichtig ist, „um auch in die entlegensten Ecken der Rhön und des Grabfeldes zu kommen“.
Beim Blick in die Zukunft sprach Bernd Griewing das Thema Videoübertragung an. Im Aachener Raum gebe es bereits ein Projekt, bei dem Rettungsdienste per Kamera durch einen sogenannten Telenotarzt unterstützt werden. Es sei vieles im Fluss, um die Versorgung von Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten zu verbessern. „Doch nur, wenn sofort mit der richtigen medizinischen Behandlung begonnen wird, können schwere Behinderungen oder im schlimmsten Fall tödlicher Ausgang vermieden werden.“ In den Vorträgen ging es unter anderem um das Auflösen von Blutgerinnsel bis hin zum Entfernen eines Trombus in Millimetergröße, was Dr. Volker Ziegler und Dr. Hassan Soda, Oberärzte der Neurologischen Klinik Bad Neustadt, erläuterten. Sie gingen auch auf Therapiemöglichkeiten bei einem Schlaganfall nach Ablauf der kritischen Zeit von drei Stunden ein. Für die Patienten der Neurologischen Klinik Bad Neustadt stünden Therapieoptionen zur Verfügung, die auch noch bis zu 24 Stunden nach dem Schlaganfall eingesetzt werden können. Dies sei besonders wichtig bei einem Schlaganfall, der im Schlaf erfolgt.
Im Rahmen des Workshops stellte sich mit Dr. Georg Kochinki der neue ärztliche Leiter Rettungsdienst vor. Diese unabhängige und übergeordnete Funktion im Rahmen des Rettungsdienstbereiches Schweinfurt wurde rechtlich verankert und verfolgt das Ziel einer kontinuierlichen Qualitäts- und Prozessverbesserung.
Das unterstrich auch der Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Notärzte, Professor Dr. Peter Sefrin. Angesprochen auf den sogenannten Telenotarzt meinte er, dass es nach wie vor wichtig sei, dass der Notarzt direkt am Patienten ist. „Der Patient hat Anspruch auf eine notärztliche Versorgung, die nicht nur eine Ferndiagnose zu ersetzen ist.“ Wichtig sei ihm auch die fundierte Ausbildung der Rettungskräfte.
Sefrin sprach auch die Sparmaßnahmen der Regierung an. „Doch je mehr wir im Rettungsdienst sparen, umso teurer wird die stationäre Versorgung und hinterher die Rehabilitation.“