Es ist die älteste Veranstaltung im Biosphärenreservat Rhön und fand noch vor dem Ostheimer Wurstmarkt statt. 1997 wurde in der Modellgemeinde Hausen der erste Apfelmarkt aus der Taufe gehoben, der auch heuer wieder zahlreiche Besucher in seinen Bann zog.
Diese ließen sich auch von dem regnerischen Wetter, das zunächst herrschte, nicht ins Bockshorn jagen. Immerhin hatte der Wettergott am Sonntagnachmittag ein Einsehen. Die schwere Wolkendecke brach auf und ließ die Sonne durch. Der Arbeitskreis Streuobst und die Verwaltungsgemeinschaft konnten sich über die hohen Besucherzahlen freuen.
Auf dem Markt drehte sich alles um den Apfel. Alte Tafelobstsorten aus Hausener Streuobstbeständen wurden zum Kauf angeboten. Außerdem gab es Verkaufsstände mit regionalen Produkten wie Honig oder Lavendelkissen. Natürlich durfte auch der frisch gepresste Apfelsaft nicht fehlen.
Verschiedene Streuobstprodukte verkaufte Martina Eckert, die schon als kleines Mädchen auf dem Apfelmarkt stand. Nach ihren Worten hat zunächst das Wetter dem Verkauf von Apfelprodukten wie Schnaps oder Schaumwein einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber: "Wir sind dennoch zufrieden."
Poetisches zu "frechen Früchten"
Im Rahmen des Apfelmarktes kamen auch Freunde der Spiritualität auf ihre Kosten. So hielt Gemeindereferentin Michaela Köller einen Wortgottesdienst, und mit Peter Schott kehrte ein alter Bekannter in die Rhön zurück. Er brachte poetische Gedanken und Gedichte unter dem Motto "Von Äpfeln und anderen frechen Früchten" mit.
Für die passenden Töne sorgte die Musikkapelle Hausen unter Leitung von Ralf Städtler. Der Erlös der Veranstaltung wird für den weiteren Ausbau des Streuobstlehrpfades und des Sortenerhaltungsgarten verwendet.
"Apfelpapst" setzt Impulse
Er wird von vielen der Apfelpapst genannt: Adam Zentgraf ist eine Institution auf dem Apfelmarkt, der immer wieder neue Impulse setze. Der Apfelmarkt, so Zentgraf, sei auch in seiner Kontinuität wichtig. Dieser sei ein Highlight im Veranstaltungskalender. "Ich weiß von keiner ähnlichen Veranstaltung hierzulande", beschrieb Zentgraf die Einzigartigkeit des Apfelmarktes.
Streuobstbau ist eine Form des Obstbaues, bei dem mit umwelterträglichen Bewirtschaftungsmethoden Obst auf hochstämmigen Baumformen erzeugt wird. Die Bäume stehen im Gegensatz zu niederstämmigen Plantagenobstanlagen häufig "verstreut" in der Landschaft. Die umweltverträgliche Nutzung eines Streuobstbestandes schließt die Anwendung von Pestiziden und Dünger aus.
Das Streuobst halte die Gemeinde Hausen zusammen, halte die Landschaft lebendig, speichere das Wasser. Die Streuobstbestände in Hausen beherbergen laut Zentgraf rund 500 Tier- und Pflanzenarten. Ein mehr als nur schützenswertes Ökosystem.
Artenvielfalt bewusst machen
Auch die neue Leiterin der Bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates Rhön, Doris Pokorny, betonte die große Vielfalt des Streuobstes. Mehr als 200 Apfelsorten seien eindeutig bestimmt worden. Gerade das Streuobst als Tafelobst sei zuletzt nicht mehr im Bewusstsein verankert gewesen. Und das habe sich durch den Apfelmarkt verändert.
"Der Apfelmarkt hat eine ganz zentrale Bedeutung. Hausen war die Gemeinde, die das Thema Streuobst aufgegriffen und wieder ins Bewusstsein gebracht hat", so Pokorny. Streuobst bereichere die Lebensqualität. Streuobstbäume geben der Landschaft ihre Gestalt, seien wichtig für das Landschaftsbild.
Streuobst, so Pokorny weiter, führen zu einer Beschattung, so dass einer Verdunstung und Bodenerosion entgegengewirkt werde. Im Boden bleibe mehr Wasser. Gerade auch auf dem Apfelmarkt findet man Sorten, die man nicht in den Supermärkten kaufen könne. Und diese Artenvielfalt finde man dann auch im Saft.
Lehrpfad und Workshop
Als 1991 die Rhön das Prädikat Biosphärenreservat bekommen habe, seien der Erhalt der Streuobstbestände schon ein Thema gewesen, erinnerte sich Pokorny. Man habe damals eine Gemeinde gesucht, die das entsprechende Rahmenkonzept umsetzten könne, und einen Wettbewerb ausgerufen. Und die Gemeinde Hausen habe sich mit dem Thema Streuobst für diesen Wettbewerb angemeldet.
So sei das Ganze ins Rollen gekommen. Im Rahmen des Projekts Modellgemeinden des Biosphärenreservates Rhön haben sich diverse Aktivitäten wie etwa der Streuobstlehrpfad entfaltet und der Apfelmarkt etabliert. Sogar ein internationaler Apfel-Workshop mit Fachvorträgen und Exkursionen fand in Hausen statt.
Wie war die Ernte 2022?
Und wie fiel heuer die Apfelernte aus? Adam Zentgraf sprach von einer mittelmäßigen Apfelernte in diesem Jahr. Es sei keine super Ernte gewesen. Dies lag vor allem an der Trockenheit und die dadurch bedingte Ausbreitung von Schädlingen. Der Klimawandel lasse grüßen.
Eine super Sache war hingegen wieder mal der Apfelmarkt, bei dem sicher auch schon das ein oder andere Weihnachtsgeschenk gefunden werden konnte.